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Raumfahrt
Erste Weltraummission von britischem Boden gescheitert

Vom „Weltraumbahnhof Cornwall“ sollte der erste Weltraumstart von europäischem Boden ausgehen. Aber die Mission "Start me up" von Virgin Orbit ist gescheitert, wie im Webstream des Unternehmens zu sehen war. Die Rakete stürzte in den Atlantik.

Von Dirk Lorenzen | 10.01.2023
Start einer Virgin Orbit 747 im Jahr 2022 mit einer LauncherOne-Rakete in den USA
Start einer Virgin Orbit 747 mit einer LauncherOne-Rakete in den USA. In Großbritannien scheiterte ein Raketenstart (imago images / ZUMA Wire / Gene Blevins)

Was ist passiert?

Zunächst sah alles gut. Eine umgebaute Boeing 747 hob am „Spaceport Cornwall“ ab. Gut eine Stunde später wurde bei mehr als 10 Kilometern Flughöhe eine kleine Rakete ausgeklinkt, die unter dem linken Flügel des Jumbojets befestigt war. Die zündete Sekunden später ihr Triebwerk. Die erste Stufe brannte problemlos. Später übernahm die zweite Stufe. Virgin Orbit hatte bereits vom erfolgreichen Erreichen der Erdumlaufbahn gesprochen, musste das aber wieder zurückziehen. Offenbar gab es ein Problem in der zweiten Stufe der Rakete. Sie ist – mitsamt der 9 Kleinsatelliten an Bord – in den Atlantik gestürzt.

Warum ist diese Rakete von einem Flugzeug aus gestartet?

Die britische Regierung will gerne Satelliten von der Insel aus starten. Aber es gibt dort bisher keinen klassischen Weltraumbahnhof. Also hat man Virgin Orbit gebucht. Dieses Unternehmen startet sonst seine Raketen mit Flügen von Kalifornien aus. Aber grundsätzlich kann man von jedem Flughafen aus abheben, sofern man alle notwendigen Gerät für die Rakete dorthin gebracht hat, also für den Einbau der Satelliten, das Betanken usw.

Ist so eine Methode riskanter als klassische Starts von einer Rampe aus?

Nicht unbedingt. Die Bilanz von Virgin Orbit ist allerdings durchwachsen. Nach einem Fehlschlag beim Erstflug gab es vier erfolgreiche Einsätze, nun wieder einen Fehlschlag. Was das für Virgin Orbit heißt, wird man sehen. Ursprünglich wollte das Unternehmen dieses Jahr 6 Raketen starten – das wird sicher nichts. In den USA gibt es seit den 90er-Jahren die Pegasus-Kleinrakete. Die startet auch vom Flugzeug aus und das hat schon 40 Mal gut geklappt.

Wäre es tatsächlich der erste Weltraumstart von europäischem Boden aus gewesen?

Nein. Vom Boden hat das Flugzeug abgehoben. Die Rakete kam erst über dem Atlantik südwestlich von Irland zum Einsatz. Die britische Regierung setzt stark auf den Weltraumsektor und möchte alles im Land anbieten. Sieben der neun Kleinsatelliten stammten aus England oder Wales. In Schottland ist daher ein klassischer Weltraumbahnhof in Bau. Von dort könnte man aber nur nach Norden starten, über das Meer hinweg. Im dicht besiedelten Europa gibt es kaum geeignete Stellen für einen Weltraumbahnhof.

Warum ist es so schwer, einen geeigneten Ort für einen Weltraumbahnhof zu finden?

Eine Rakete darf in den ersten Minuten nur unbewohntes Gebiet überfliegen, damit im Falle eines Versagens die herabstürzenden Trümmer keine Menschen gefährden. Damit sind Starts von deutschen Flughäfen aus unmöglich. Auch die Idee, von einer Plattform in der Nordsee zu starten, dürfte scheitern. Mögliche Startorte in Europa sind nur der Norden Skandinaviens, Schottland und die Azoren.