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Erster Direktflug zwischen Äthiopien und Eritrea
"Die Mauer des Hasses ist zerstört"

Jahrzehntelang herrschte Funkstille zwischen Äthiopien und Eritrea. Nachdem am 9. Juli ein Freundschaftsvertrag unterzeichnet wurde, fand nun der erste Direktflug von Addis Abeba nach Asmara statt. An Bord gab es gleich mehrere Gründe zu feiern.

Von Linda Staude |
    Passagiere des ersten Linienflugs zwischen Addis Abeba und Asmara seit mehr als 20 Jahren
    Passagiere feiern im "Vogel des Friedens" auf dem ersten Linienflug zwischen Addis Abeba und Asmara seit mehr als 20 Jahren (AFP / Maheder HAILESELASSIE TADESE)
    Die Passagiere an Bord der voll besetzten Boeing jubeln und klatschen. Manche tanzen im Gang, andere machen Selfies allein und in Gruppen. Die Flugbegleiterinnen bringen Rosen und servieren Champagner in allen Klassen. Prediger Surafel Demissie steht auf und spricht lautstark ein Dankgebet.
    "Oh Gott, du kannst alles erreichen. Niemand kann dich aufhalten. Du hast das geschafft, Gott, du hast uns Frieden gebracht."
    90 Minuten Partystimmung
    Die ausgelassene Stimmung im "Vogel des Friedens", wie Ethiopian Airlines die Maschine von Addis Abeba nach Asmara genannt hat, hält die ganzen 90 Flugminuten. Der Flug vom Mittwoch, gefolgt von einem zweiten nur 15 Minuten später, ist die erste Direktverbindung zwischen den seit Jahrzehnten verfeindeten Nachbarländern.
    "Es waren 22 Jahre. Wegen der Kämpfe zwischen Äthiopien und Eritrea hatten wir nicht einmal eine Adresse, um mit unseren Familien zu kommunizieren. Aber jetzt nach dem Friedensschluss sind wir hergekommen."
    Sagt Abraham Tilahun nach der Landung. Der Friedens- und Freundschaftsvertrag war am 9. Juli unterzeichnet worden, beim historischen Besuch des neuen äthiopischen Premierministers Abiy Ahmed in Asmara.
    "Wenn es Frieden zwischen unseren beiden Völkern gibt, bedeutet das Frieden und Entwicklung für die ganze Region am Horn von Afrika. Unsere Staatsbürger, die jetzt noch verstreut und erniedrigt als Flüchtlinge leben, werden in Würde zurückkehren."
    Überwindung eines Komplotts
    Der eritreische Präsident Isaias Afewerki erwiderte den Besuch seines Amtskollegen am vergangenen Wochenende
    "Wegen unserer historischen und kulturellen Gemeinsamkeiten der Vergangenheit haben wir das Komplott überwunden, das Hass und Rache zwischen uns verbreitet hat. Wir sind entschlossen, gemeinsam Entwicklung, Wohlstand und Stabilität zu erreichen."
    Frauen in traditionellen Gewändern schwenken Palmzweige und begrüßen die ersten Besucher aus Äthiopien vor dem Flughafen in Asmara mit schrillen Trillern. In der singenden Menge gibt es Tränen, als lange getrennte Familienmitglieder sich um den Hals fallen. Prediger Surafel Demissie sieht begeistert zu:

    "Heute hat Gott die Grenze gebrochen und beide Völker in Liebe zusammengebracht. Die Mauer des Hasses ist zerstört, eine Brücke der Liebe wurde gebaut. Ich weiß nicht, wie ich meine Freude ausdrücken soll. Dafür fehlen mir die Worte."
    Goldener Moment
    Auch der frühere Premierminister Äthiopiens war an Bord des historischen Fluges. Hailemariam Desalegn bezeichnete als "Goldenen Moment in der Geschichte unserer Völker", was er in sechs Amtsjahren nicht erreichen konnte. Andere Passagiere verfolgen neben allen Emotionen auch ganz praktische Ziele mit ihrem Besuch in Eritrea. Abraham Tilahun:
    "Ich bin gekommen, um meine große Familie zu sehen. Ich habe ein Geschäft in Addis und ich will auch ein Schwesterunternehmen in Asmara eröffnen."