Deutschlandfunk Foyer, Köln – 17:00 Uhr
Ist "Integration" ein Konzept von gestern?
Streitkultur mit der Berliner Migrationsforscherin Prof. Dr. Naika Foroutan und der Kölner SPD-Politikerin Dr. Lale Akgün
Gesprächsleitung: Dr. Christiane Florin, Deutschlandfunk
Gesprächsleitung: Dr. Christiane Florin, Deutschlandfunk
Migranten müssen sich integrieren, findet Lale Akgün: "Als Rheinländerin bin ich häufig in den Niederlanden zu Besuch. Sollte ich irgendwann in die Niederlande ziehen, müsste ich mich integrieren, d.h. ich müsste mich eingliedern in die Gegebenheiten der Gesellschaft. Ich müsste die Sprache lernen, ich müsste mich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen vertraut machen. Letztlich müsste ich mich zu einem gewissen Grad an die Lebensart der Niederländer anpassen. Integration ist eine Leistung, die immer wieder neu erbracht werden muss."
Auch die Mehrheitsgesellschaft muss sich verändern, argumentiert Naika Foroutan: "Es lohnt sich darüber nachzudenken, ob Integration als Konzept nicht ausgeweitet werden sollte?! Wenn mit diesem politischen Tool nur Migranten und ihre Nachkommen angesprochen werden, dann geht das an den Bedarfen vieler Menschen vorbei. Integration meint die gleichberechtigte Teilhabe aller an zentralen gesellschaftlichen Gütern und Ressourcen. In diesem Sinne braucht es eine Integration für Alle!"
Die Aufzeichnung der Debatte wird am 06.04.2019 um 17:05 Uhr ("Streitkultur") im Deutschlandfunk gesendet.
Deutschlandfunk Foyer, Köln – 18:00 Uhr
Neue Ideen für die Vielheitsgesellschaft
Lecture mit Dr. Mark Terkessidis
"Migration, Mobilität und Vielfalt sind heute der Normalfall. Nicht nur bei den Fluchtbewegungen der letzten Jahre, sondern in unterschiedlichen Lebensbereichen, an allen Orten der Welt. Aber sind wir auch darauf vorbereitet?"
In seiner Lecture stellt der Berliner Journalist und Migrationsforscher Mark Terkessidis die Frage, ob die "Vielheit" nicht schon längst zur DNA demokratischer Gesellchaften gehören müsste. Bezogen beispielsweise auf den Schulbetrieb schlägt er vor, nicht länger über zu viele "Seiteneinsteiger-Kinder" zu klagen, sondern Vielheit, Abweichung und Unterschiedlichkeit zum Anlass zu nehmen, um Zusammenarbeit einzuüben.
Die Perspektive in der postmigrantischen Gesellschaft, so Terkessidis, müsse sich umkehren: Nicht die angeblichen Defizite der "anderen" sind das Thema, sondern die Frage, ob unsere Institutionen bereit sind für die Vielheit unserer Gesellschaft. Denn nur so können wir ein Zusammenleben sichern, in dem Anti-Diskriminierung und gegenseitige Wertschätzung die Grundfeste bilden.
In seiner Lecture stellt der Berliner Journalist und Migrationsforscher Mark Terkessidis die Frage, ob die "Vielheit" nicht schon längst zur DNA demokratischer Gesellchaften gehören müsste. Bezogen beispielsweise auf den Schulbetrieb schlägt er vor, nicht länger über zu viele "Seiteneinsteiger-Kinder" zu klagen, sondern Vielheit, Abweichung und Unterschiedlichkeit zum Anlass zu nehmen, um Zusammenarbeit einzuüben.
Die Perspektive in der postmigrantischen Gesellschaft, so Terkessidis, müsse sich umkehren: Nicht die angeblichen Defizite der "anderen" sind das Thema, sondern die Frage, ob unsere Institutionen bereit sind für die Vielheit unserer Gesellschaft. Denn nur so können wir ein Zusammenleben sichern, in dem Anti-Diskriminierung und gegenseitige Wertschätzung die Grundfeste bilden.
Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Köln - 19:30 Uhr
"Ihr sollt die Wahrheit erben"
Poem von Hermann Keller - nach dem gleichnamigen Buch von Anita Lasker-Wallfisch
Constance Ricard, Stimme und Violoncello
Obwohl er in der DDR keinen einfachen Stand hatte, ging er konsequent seinen eigenen Weg: Der Komponist, Pianist und Free-Jazz-Pionier Hermann Keller (1945–2018) zählte zu den profiliertesten Vertretern der ostdeutschen Avantgarde. Die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Bedingungen war für ihn unabdingbar – auch im wieder vereinigten Deutschland.
2015, drei Jahre vor seinem Tod, las er das Buch "Ihr sollt die Wahrheit erben", in dem Anita Lasker-Wallfisch ihr Schicksal als Cellistin im Mädchenorchester von Auschwitz niedergeschrieben hatte. Der Text wurde zur gedanklichen Vorlage für Kellers gleichnamige Komposition, in der eine sprechende Musikerin vom Überleben des Holocaust berichtet. Die Klänge, die sie dabei erzeugt, reflektieren die Gefühlswelt der Erzählerin sowie ihre Darstellung der Geschehnissse. Für die Aufführung gewann der Komponist die junge französische Cellistin Constance Ricard.
Constance Ricard, Stimme und Violoncello
Obwohl er in der DDR keinen einfachen Stand hatte, ging er konsequent seinen eigenen Weg: Der Komponist, Pianist und Free-Jazz-Pionier Hermann Keller (1945–2018) zählte zu den profiliertesten Vertretern der ostdeutschen Avantgarde. Die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Bedingungen war für ihn unabdingbar – auch im wieder vereinigten Deutschland.
2015, drei Jahre vor seinem Tod, las er das Buch "Ihr sollt die Wahrheit erben", in dem Anita Lasker-Wallfisch ihr Schicksal als Cellistin im Mädchenorchester von Auschwitz niedergeschrieben hatte. Der Text wurde zur gedanklichen Vorlage für Kellers gleichnamige Komposition, in der eine sprechende Musikerin vom Überleben des Holocaust berichtet. Die Klänge, die sie dabei erzeugt, reflektieren die Gefühlswelt der Erzählerin sowie ihre Darstellung der Geschehnissse. Für die Aufführung gewann der Komponist die junge französische Cellistin Constance Ricard.
Ausschnitte aus der Aufzeichnung werden am 28.04.2019 ab 21:05 Uhr ("Konzertdokument") im Deutschlandfunk gesendet.
Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Köln - 20:30 Uhr
Die zu erzählen haben
Programm:
Eres Holz, Kataklothes (2015)
Zeynep Gedizlioğlu, In Schritten (2015)
Samir Odeh-Tamimi, Lámed (2014)
Jamilia Jazylbekova, Über Grenzen (2010)
Farzia Fallah, Unter Bewunderung der Farben (2019) UA
Eres Holz, Kataklothes (2015)
Zeynep Gedizlioğlu, In Schritten (2015)
Samir Odeh-Tamimi, Lámed (2014)
Jamilia Jazylbekova, Über Grenzen (2010)
Farzia Fallah, Unter Bewunderung der Farben (2019) UA
Ensemble Aventure
Ihre Namen und Werdegänge stehen exemplarisch für die Internationalität der neuen Musik in Deutschland: Farzia Fallah, Zeynep Gedizlioğlu, Jamilia Jazylbekova, Samir Odeh-Tamimi und Eres Holz. Sie alle kamen in ihrer Jugend aus Ländern wie dem Iran, der Türkei, Kasachstan sowie Israel, sie studierten an Musikhochschulen in Berlin, Köln und Bremen, sie erfuhren Förderung und Aufmerksamkeit und wurden Teil der hiesigen zeitgenössischen Szene. Mit der Zeit begannen sie in Deutschland "hybride Identitäten" zu leben. Denn Heimat im vor-migrantischen Sinne gibt es nicht mehr. Die gebürtige Iranerin Farzia Fallah zum Beispiel, die im Auftrag des Deutschlandfunks ein neues Werk komponiert, bezeichnet sich als "heimatlos mit einem mehrfachen Zuhause".
Das Konzert des Freiburger Ensemble Aventure versammelt die genannten Künstlerinnen und Künstler und bringt Korrespondenzen zwischen ihren Werken zum Klingen. Keinesfalls geht es dabei um Nachbildung der gegenwärtigen weltpolitischen Konflikte in der gemeinsamen Herkunftsregion. Beabsichtigt ist vielmehr, so der künstlerische Leiter Wolfgang Rüdiger, eine "Farbvielfalt der Kulturen" abzubilden, die reich ist an "Bewegungen, Metamorphosen und Übergängen".
Das Konzert des Freiburger Ensemble Aventure versammelt die genannten Künstlerinnen und Künstler und bringt Korrespondenzen zwischen ihren Werken zum Klingen. Keinesfalls geht es dabei um Nachbildung der gegenwärtigen weltpolitischen Konflikte in der gemeinsamen Herkunftsregion. Beabsichtigt ist vielmehr, so der künstlerische Leiter Wolfgang Rüdiger, eine "Farbvielfalt der Kulturen" abzubilden, die reich ist an "Bewegungen, Metamorphosen und Übergängen".
Ausschnitte aus der Konzertaufzeichnung werden am 28.04.2019 ab 21:05 Uhr ("Konzertdokument") im Deutschlandfunk gesendet.