Wenn Terminatoren durch amerikanische Städte wüten, wenn die Welt im Film von Außerirdischen bedroht wird, wenn Harry Potter, der Herr der Ringe oder auch japanische Animationsgespenster die Leinwand bevölkern, kurz: Wenn das Kino ganz und gar Fantasie, Märchen und Spektakel ist, dann sollte man einen Moment innehalten und an den Mann denken, der das Kino als Traumfabrik und Illusionsmaschine erfunden hat: Georges Méliès.
Am 28. Dezember 1895 besuchte der Theaterbesitzer und Zauberkünstler Méliès die erste Filmvorführung der Brüder Lumière im Pariser Grand Café. Zu sehen war unter anderem jene berühmte Aufnahme eines Zuges, der in den Bahnhof einfährt - und der die verschreckten Zuschauer von ihren Sitzen aufspringen ließ. Méliès fing sofort Feuer für die neue suggestive Kunst. Und während die Lumières die dokumentarische, sozial beobachtende Seite des Kinos begründeten, wollte der Illusionist Méliès auch mit dem Kino verzaubern, zu fantastischen Abenteuern aufbrechen. Méliès, der am 8. Dezember 1861 geboren wurde, war der Hexenmeister der Leinwand.
In seinem wohl berühmtesten Film "Die Reise zum Mond" zeigte Georges Méliès 1902 eine rundliche Rakete, mit der skurrile Wissenschaftler zum Mond reisen. Der Mond erwartet die Gäste mit lächelndem Gesicht und zieht eine kleine Grimasse, als die Rakete auf seinem rechten Auge landet. In diesem allerersten Science-Fiction-Film liegt denn auch der ureigene Geist der Mélièsfilme: eine Mischung aus kindlicher und zugleich barocker Vorstellungskraft. Méliès selbst schreibt in einer 1906 veröffentlichten illustrierten Schrift zu seiner Arbeit:
"Intelligent angewandte Tricks ermöglichen es, das Übernatürliche, das Imaginäre, sogar das Unmögliche sichtbar zu machen und wirklich künstlerische Bilder aufzunehmen, die für jeden, der bedenkt, dass bei ihrer Ausführung alle Register der Kunst gezogen werden, ein wahrer Genuss sind."
Am Realismus der Lumièrebrüder, die Alltagsszenen, königliche Hoheiten und Militärparaden filmten, hatte sich das Publikum bald sattgesehen. Méliès' Filme hingegen gelangten am Anfang des letzten Jahrhunderts zu weltweiter Popularität. Immer aufwändiger produzierte er seine Filme, mit selbstgebauten Kameras, Stopptricks, Fallklappen, Attrappen und unsichtbaren Seilen. Durch Zufall entdeckte Méliès sogar die Doppelbelichtung als sich einmal ein Filmstreifen in der Kamera verklemmte. Diese frühen "Kinobasteleien", auch das schreibt Méliès, erforderten eine schier unendliche Geduld:
"Man kann sich also die Schwierigkeiten vorstellen und die Wut, die einen packt, wenn, nach drei oder vier Stunden Arbeit und angespannter Aufmerksamkeit, bei der siebten und achten Belichtung ein Loch im Film entsteht und man gezwungen ist, den angefangenen Film wegzuwerfen und wieder ganz von vorn zu beginnen."
Fast immer entwickelte Méliès das Fantastische aus dem Vertrauten, verzerrte er den Alltag mit seinen Tricks zur Burleske. Etwa in seinem zugleich lustigsten und poetischsten Film "Der diabolische Mieter" aus dem Jahr 1908: Aus einem Koffer holt ein Mann das gesamte Mobiliar seines Zimmers hervor - nacheinander erscheinen ein Klavier, ein gedeckter Tisch, eine Gruppe von Gästen und schließlich ein Dienstmädchen, das gebratene Hühnchen serviert.
Méliès war und blieb der Magier des Kinos, das war seine Stärke und zugleich seine Schwäche. Seine wie Auftritte aufgenommenen Werke wirkten neben den bald entstehenden ersten langen Spielfilmen plötzlich starr und veraltet. Nach 1912 fanden seine Filme beim Publikum keine Resonanz mehr.
Seine letzten Lebensjahre, er starb 1938, verbrachte Georges Méliès als Süßigkeiten- und Spielzeughändler im Pariser Viertel Montparnasse. Von den 500 Werken, die er zwischen 1896 und 1921 drehte, haben nur knapp 90 überdauert. Aber immerhin sind es 90 Werke, in denen man der Geburt des Kinos aus dem Geiste der Zauberei beiwohnen kann. Oder, um noch einmal Méliès sprechen zu lassen:
"Das Kino ist Imagination und Illusion. Und für unerschöpfliche Illusionen braucht es unerschöpfliche Tricks und Techniken."
Bis heute, bis in unsere Zeiten der digitalen Computereffekte, haben George Méliès' handgemachte Filmtricks ihre Frische und Zauberkraft, ihre liebevoll "mélièshafte" Poesie und Verrücktheit bewahrt. Méliès, das war die Fantasie in Reinform, lange bevor sie Fantasy hieß.
Am 28. Dezember 1895 besuchte der Theaterbesitzer und Zauberkünstler Méliès die erste Filmvorführung der Brüder Lumière im Pariser Grand Café. Zu sehen war unter anderem jene berühmte Aufnahme eines Zuges, der in den Bahnhof einfährt - und der die verschreckten Zuschauer von ihren Sitzen aufspringen ließ. Méliès fing sofort Feuer für die neue suggestive Kunst. Und während die Lumières die dokumentarische, sozial beobachtende Seite des Kinos begründeten, wollte der Illusionist Méliès auch mit dem Kino verzaubern, zu fantastischen Abenteuern aufbrechen. Méliès, der am 8. Dezember 1861 geboren wurde, war der Hexenmeister der Leinwand.
In seinem wohl berühmtesten Film "Die Reise zum Mond" zeigte Georges Méliès 1902 eine rundliche Rakete, mit der skurrile Wissenschaftler zum Mond reisen. Der Mond erwartet die Gäste mit lächelndem Gesicht und zieht eine kleine Grimasse, als die Rakete auf seinem rechten Auge landet. In diesem allerersten Science-Fiction-Film liegt denn auch der ureigene Geist der Mélièsfilme: eine Mischung aus kindlicher und zugleich barocker Vorstellungskraft. Méliès selbst schreibt in einer 1906 veröffentlichten illustrierten Schrift zu seiner Arbeit:
"Intelligent angewandte Tricks ermöglichen es, das Übernatürliche, das Imaginäre, sogar das Unmögliche sichtbar zu machen und wirklich künstlerische Bilder aufzunehmen, die für jeden, der bedenkt, dass bei ihrer Ausführung alle Register der Kunst gezogen werden, ein wahrer Genuss sind."
Am Realismus der Lumièrebrüder, die Alltagsszenen, königliche Hoheiten und Militärparaden filmten, hatte sich das Publikum bald sattgesehen. Méliès' Filme hingegen gelangten am Anfang des letzten Jahrhunderts zu weltweiter Popularität. Immer aufwändiger produzierte er seine Filme, mit selbstgebauten Kameras, Stopptricks, Fallklappen, Attrappen und unsichtbaren Seilen. Durch Zufall entdeckte Méliès sogar die Doppelbelichtung als sich einmal ein Filmstreifen in der Kamera verklemmte. Diese frühen "Kinobasteleien", auch das schreibt Méliès, erforderten eine schier unendliche Geduld:
"Man kann sich also die Schwierigkeiten vorstellen und die Wut, die einen packt, wenn, nach drei oder vier Stunden Arbeit und angespannter Aufmerksamkeit, bei der siebten und achten Belichtung ein Loch im Film entsteht und man gezwungen ist, den angefangenen Film wegzuwerfen und wieder ganz von vorn zu beginnen."
Fast immer entwickelte Méliès das Fantastische aus dem Vertrauten, verzerrte er den Alltag mit seinen Tricks zur Burleske. Etwa in seinem zugleich lustigsten und poetischsten Film "Der diabolische Mieter" aus dem Jahr 1908: Aus einem Koffer holt ein Mann das gesamte Mobiliar seines Zimmers hervor - nacheinander erscheinen ein Klavier, ein gedeckter Tisch, eine Gruppe von Gästen und schließlich ein Dienstmädchen, das gebratene Hühnchen serviert.
Méliès war und blieb der Magier des Kinos, das war seine Stärke und zugleich seine Schwäche. Seine wie Auftritte aufgenommenen Werke wirkten neben den bald entstehenden ersten langen Spielfilmen plötzlich starr und veraltet. Nach 1912 fanden seine Filme beim Publikum keine Resonanz mehr.
Seine letzten Lebensjahre, er starb 1938, verbrachte Georges Méliès als Süßigkeiten- und Spielzeughändler im Pariser Viertel Montparnasse. Von den 500 Werken, die er zwischen 1896 und 1921 drehte, haben nur knapp 90 überdauert. Aber immerhin sind es 90 Werke, in denen man der Geburt des Kinos aus dem Geiste der Zauberei beiwohnen kann. Oder, um noch einmal Méliès sprechen zu lassen:
"Das Kino ist Imagination und Illusion. Und für unerschöpfliche Illusionen braucht es unerschöpfliche Tricks und Techniken."
Bis heute, bis in unsere Zeiten der digitalen Computereffekte, haben George Méliès' handgemachte Filmtricks ihre Frische und Zauberkraft, ihre liebevoll "mélièshafte" Poesie und Verrücktheit bewahrt. Méliès, das war die Fantasie in Reinform, lange bevor sie Fantasy hieß.