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Erster Weltkrieg
Weihnachtsfußballspiel zwischen Schützengräben

An den Weihnachtstagen 1914 schwiegen die Waffen an der Front nahe des belgischen Ypern. Britische und deutsche Soldaten feierten zusammen und spielten Fußball. Mit einem Erinnerungsturnier will das Projekt "Flanders Peace Field" zu Weihnachten 2014 daran erinnern.

Von Wolfgang Landmesser |
    Am Rand der flämischen Gemeinde Mesen liegt der alte Fußballplatz. Ein friedlicher Ort: Weit reicht der Blick über die Landschaft ringsum. Und hinunter ins Tal das Flüsschen Douve. Damals, im Ersten Weltkrieg, verlief hier die Front, erzählt Henk van Nieuwenhove.
    "Da unten waren die Schützengräben, links und rechts von der Douve war Niemandsland. Und da haben sie Fußball gespielt."
    Henk engagiert sich für das Projekt "Flanders Peace Field", das an ein einzigartiges Fußball-Match erinnern will: An den Weihnachtstagen 1914 kam es spontan zu friedlichen Begegnungen zwischen deutschen und britischen Soldaten. Bitterkalt war es am Weihnachtsabend – und dann geschah es.
    "Die deutschen Soldaten haben Weihnachtsbäume auf die Schützengräben gestellt, mit Kerzen verziert. Und sie haben angefangen, Lieder zu singen. Auf der anderen Seite konnten sie die Lieder hören, sie haben zusammen gesungen. Und dann braucht es nicht mehr viel: Jemand hält eine Fahne oder die Hand in die Höhe. Und der erste, der raus kommt – der ist für mich ein Held."
    Die Erinnerung an die weihnachtliche Waffenruhe will "Flanders Peace Field" wach halten: Den alten Fußballplatz von Mesen werden die Organisatoren wieder bespielbar machen. Und kurz vor Weihnachten 2014, hundert Jahre danach, soll es eine Feierstunde geben. Mit den Botschaftern der beteiligten Nationen – und Fußballstars aus Deutschland und England. Auch ein Gedächtnisspiel ist geplant, sagt Dirk van der Maelen vom Organisationskomitee.
    "Wenn wir Beckham fragen und er kommt, könnte er eine Mannschaft mit Mädchen oder Jungen mitbringen, die England repräsentiert. Und wenn Beckenbauer kommt, könnte er auch eine deutsche Jugendmannschaft mitbringen. Und dann könnte sie gegeneinander Fußball spielen. Also nicht die Veteranen."
    Dabei sein wird auch der deutsche Botschafter in Belgien. Eckart Cuntz wird die Bundesrepublik im kommenden Jahr auf vielen Gedenkfeiern zum Ersten Weltkrieg vertreten. Das Fußballspiel an historischer Stelle sei aber mehr als ein tolles Event.
    "Das ist auch eine Botschaft, dass Fußball eine Friedensbotschaft enthält. Aber im Mittelpunkt sollte dabei stehen das Gedenken an die Schrecken des Krieges. Und dass die Menschen in der Lage waren, die Waffen ruhen zu lassen."
    Der Weihnachtsfriede 1914 war nur eine kurze Pause im erbarmungslosen Stellungskrieg, der in Mesen oder im nahen Ypern tobte.
    Den Leuten von "Flanders Peace Field" geht es vor allem um die langfristige Wirkung. Mit Schulklassen aus ganz Europa besuchen sie die Schlachtfelder und Soldatenfriedhöfe in der Umgebung. Auf dem neuen Fußballplatz soll es in Zukunft regelmäßig Jugendturniere geben. Der Erste Weltkrieg ist für die meisten Jugendlichen weit weg, sagt Dirk. Aber über den Sport lasse sich sehr gut vermitteln, was damals geschah:
    "Ich bin davon überzeugt, dass man eine Verbindung herstellen kann zwischen Fußball und Frieden. Dass wir dadurch ein Gemeinschaftsgefühl herstellen können. Und das ist nützlich und notwendig auch für die Zukunft."
    David Beckham und Franz Beckenbauer sollten sich den 21. Dezember 2014 jedenfalls schon mal vormerken.