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Erster Weltwildtiertag
"Wir sehen im Moment eine Wildereikrise"

Trotz des Erfolgs des Washingtoner Artenschutzabkommens gebe es nach wie vor viele bedrohte Tiere wie etwa Elefanten und Nashörner, sagte Volker Homes im DLF. Der WWF-Artenschutzexperte beklagte vor allem die Zunahme der Wilderei in Afrika. Urlauber sollten darauf achten, nicht die falschen Souvenirs mitzubringen.

Volker Homes im Gespräch mit Susanne Kuhlmann |
    Susanne Kuhlmann: Menschen in einer armen Region Namibias engagieren sich gegen Wilderei. Das nützt nicht nur Elefanten und anderen Großtieren, sondern verschafft den Einheimischen Arbeit und Einkommen. Ähnlich ist das in Mittelamerika, wo Menschen jetzt Geld damit verdienen, Touristen die Schönheit lebendiger Meeresschildkröten zu zeigen, statt deren Eier oder Fleisch zu verkaufen. Das sind unbestrittene Erfolge des internationalen Artenschutzübereinkommens CITES.
    Wir wollen heute, am ersten Weltwildtiertag der Vereinten Nationen, beim World Wide Fund For Nature – WWF – nachfragen, ob das Artenschutzübereinkommen angesichts solcher Erfolge noch eine Daseinsberechtigung hat! Am Telefon ist Volker Homes, Artenschutzexperte beim WWF. Hallo, Herr Homes!
    Volker Homes: Hallo, Frau Kuhlmann!
    Kuhlmann: Brauchen wir das Übereinkommen noch?
    Homes: Na klar, das brauchen wir unbedingt. Man kann schon sagen, dass CITES, das Washingtoner Artenschutzübereinkommen, eine der Erfolgsgeschichten in den internationalen Konventionen ist; aber nach wie vor muss man sagen, dass viele Arten hoch bedroht sind. Und dieses Artenschutzübereinkommen reguliert ja vor allem den Handel mit Pflanzen- und Tierarten, wenn Pfanzen- und Tierarten Grenzen überschreiten. Und wenn wir dieses Abkommen nicht hätten, dann würde es ganz bestimmt noch düsterer aussehen um viele Menschenaffenarten, die Nashörner, die Elefanten und Tiger.
    Kuhlmann: Bleiben wir noch einen Moment beim Positiven: Welchen großen und kleinen Wildtieren hat das Übereinkommen denn das Überleben gesichert, vorerst jedenfalls?
    Homes: Eine Erfolgsgeschichte sind zum Beispiel die Krokodilarten. Wir hatten einen Boom der Krokodillederindustrie in den vielleicht 60er- und 70er-Jahren, und dieses Artenschutzübereinkommen ist 1973 in Kraft getreten und seitdem geht es vielen Krokodilarten erheblich besser als damals. Es gibt bestimmte Programme, die dazu geführt haben, dass viele Arten, Krokodilarten, Alligatorenarten vom Rande der Ausrottung gerettet werden konnten sozusagen.
    "Wir sehen im Moment eine Wildereikrise"
    Kuhlmann: Was bleibt denn zu tun, wo liegen die größten Probleme?
    Homes: Na ja, wir hatten eigentlich auch schon gedacht, dass es den Elefanten und den Nashörnern, die in den letzten Jahrzehnten eine ganz deutliche Erholung in bestimmten Teilen Afrikas gezeigt haben, dass es denen wieder besser geht. Aber wir sehen im Moment eine Wildereikrise, wie sie seit Jahrzehnten nicht da war. Im Moment, Elfenbein ist sehr, sehr wertvoll, geht vor allem nach Ostasien und Südostasien, und mit den Nashörnern ist es leider so, dass ein Großteil der Nashornprodukte nach Vietnam geht, die Nashörner werden blutig niedergemetzelt in großen Teilen Afrikas, vor allem im Kruger-Nationalpark in Südafrika. Das ist etwas, wo auch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen dazu beitragen muss, dass das aufhört.
    Kuhlmann: Welche Rolle spielt Deutschland denn, wenn es darum geht, den illegalen Handel mit bedrohten Arten zu bekämpfen?
    Homes: Ja, aber Deutschland hat natürlich eine Rolle. Also, viele Touristen sind weltweit inzwischen unterwegs und das ist natürlich auch gut so, aber man sollte schon darauf achten, dass man nicht die falschen Souvenirs mitbringt. Der WWF hat einen Souvenir-Führer entwickelt, den man auf unserer Internet-Website unter wwf.de auch finden kann, da sollte man auf jeden Fall vermeiden Produkte wie Elfenbein oder die falschen Souvenirs mitzubringen. Denn man möchte, oder die meisten Menschen wollen natürlich nicht zum Schwund der Arten beitragen.
    "Nicht die falschen Exoten kaufen"
    Kuhlmann: Was ist denn zu bedenken, wenn man in den Haustierhandel sich begibt, um sich ein Tier fürs Wohnzimmer zu kaufen?
    Homes: Auch da sollte man natürlich nicht die falschen Exoten kaufen. Man sollte genügend Sachverstand mitbringen. Reptilien sind beispielsweise ganz stark im Trend oder auch Amphibien. Und da sollte man erst mal sehr klar sich machen, wie man diese Arten halten muss und dass man vor allem keine bedrohten Arten kauft. Also, ich denke, die giftigste Giftschlange, die gehört nicht ins deutsche Wohnzimmer.
    Kuhlmann: Wie sieht es denn auf staatlicher Ebene aus mit dem Engagement Deutschlands?
    Homes: Deutschland hat schon ganz stark dazu beigetragen auch, dass das Washingtoner Artenschutzübereinkommen umgesetzt wird. Und gerade jetzt bei dieser anhaltenden Wildereikrise, da sieht man, dass es ein ganz großes Engagement gibt vom Umweltministerium beispielsweise oder dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit oder auch dem Auswärtigen Amt. Und ich glaube, das ist wirklich richtungsweisend global. Denn wenn nicht wir eine ganz starke Zusammenarbeit zwischen den Behörden, aber auch Nichtregierungsorganisationen wie dem WWF, wenn wir das nicht hinkriegen, dann werden wir auch kaum Chancen haben, gegen diese große Wildereikrise auf Elefanten und auf Nashörner vor allem in Afrika, dagegen standzuhalten.
    Kuhlmann: Engagieren sich andere Staaten auch noch ähnlich?
    Homes: Es gibt eine Reihe von Staaten und es gab ein Gipfeltreffen von Staats- und Regierungschefs und vielen Ministern, mehr als 40 in London Mitte Februar, da wurden auch richtungsweisende Entscheidungen getroffen, was man alles tun muss, um den illegalen Wildtierhandel zu bekämpfen in Richtung Zusammenarbeit, in Richtung Korruptionsbekämpfung, härtere Strafen. Das ist sicherlich richtungsweisend. Allein was fehlt, ist sicherlich der Rückgang der Wildereizahlen. Wir hatten mehr als 30.000 tote Elefanten im letzten Jahr in Afrika und das ist eine erschreckend hohe Zahl. Und mehr als 1.000 tote Nashörner. Das muss wirklich ein Ende haben!
    Kuhlmann: Zum ersten UN-Weltwildtiertag das Gespräch mit Volker Homes, dem Artenschutzfachmann bei der Umweltorganisation WWF. Ihnen vielen Dank nach Berlin!
    Homes: Vielen Dank!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.