"Jetzt wollte ich mal fragen: Was macht ihr eigentlich genau? Was ist das sogenannte Green Office? Ihr seid damit doch relativ neu an der Uni?"
"Ja, uns gibt es erst seit diesem Semester. Wir sind ganz neu gegründet. Es geht darum, alle Nachhaltigkeitsbestrebungen an der Universität zu koordinieren."
Ein Info-Stand im Foyer der Uni Konstanz: Mal gießt Literaturstudentin Maike Diehl eine Tasse fair gehandelten Kaffee ein, mal verteilt sie Flyer mit einer Aufschrift, die neugierig macht: Green Office.
"Wir sind keine Hochschulgruppe"
"Hier in Konstanz war es so, dass wir schon ganz, ganz viel nachhaltig Engagement hatten über diverse Hochschulgruppen. Aber was uns ein Dorn im Auge war: Wenn die Studierenden ins Ausland gegangen sind, war die Gruppe quasi nicht mehr existent: Und wir haben uns dann überlegt: Wie können wir das verstetigen? Dann haben wir das Green Office-Modell aus Maastricht kennen gelernt", erklärt Natalie Niekisch, neben Maike Diehl Mitgründerin des ersten deutschen Green Office an der Uni Konstanz. Und das sieht eine deutliche stärkere Verankerung des studentischen Nachhaltigkeits-Engagements im Gefüge einer Hochschule vor. Maike Diehl:
"Wir sind keine Hochschulgruppe, wir sind direkt in der akademischen Abteilung angesiedelt. Wir sind quasi Teil der Uni. Wir sind ein Büro der Uni, das aber von Studenten geführt wird. Das gibt uns natürlich ein bisschen mehr Handlungsspielraum. Wir sind tatsächlich eine kleine Abteilung der Uni."
... die auch über ein eigenes, kleines Budget verfügt: 30.000 Euro stellt die Uni für einen Zeitraum von zwei Jahren für die Arbeit im "Green Office" zur Verfügung. Damit können unter anderem die Aufwandsentschädigungen für die fünf Studierenden finanziert werden, die derzeit mitmachen. Sie werden beim Green Office als studentische Hilfskräfte angestellt, so ähnlich wie die Hilfswissenschaftler, die sogenannten "Hiwis", am Lehrstuhl von Professoren. Im Gegenzug haben sie einen Aufgabenkatalog abzuarbeiten; in den nächsten Monaten steht der erste "Nachhaltigkeitsbericht" für die Uni Konstanz auf dem Programm. Maike Diehl:
"Wir wollen eben in allen möglichen Bereichen der Uni schauen: Wie ist denn der Status quo? Dann wollen wir dazu Daten ermitteln, was man besser machen kann, wo man ansetzen könnte, wo man Dinge noch nachhaltiger gestalten könnte."
Bereits jetzt hat das Team im "Green Office" der Uni Konstanz dazu einige Ideen entwickelt. Nathalie Niekisch nennt dazu ein Beispiel:
"In der Forschung selbst – da gibt es meistens sehr, sehr viele Abfälle, die anfallen, die man einfach besser entsorgen könnte oder man schon vornherein versuchen könnte, die Abfälle zu vermindern. Das wäre ein großes Thema in der Forschung."
Ein zweites deutsches Green Office soll in Berlin eröffnet werden
Daneben soll das Green Office aber auch Vorschläge erarbeiten, wie das Thema Nachhaltigkeit sehr viel intensiver als bisher in die Lehre integriert werden kann. So könnten sich die Studierenden, die mitmachen, eine Art Info-System für Nachhaltigkeit vorstellen, über Fächer- und Fakultätsgrenzen hinweg: Wo gibt es bei den Naturwissenschaften, wo bei den Geistes- und Sozialwissenschaften gerade Seminare und Übungen, die mit Nachhaltigkeit zu tun haben? Und: Wie lässt sich Nachhaltigkeit intensiver als bisher in das Vorlesungsangebot so klassischer Disziplinen wie den Wirtschaftswissenschaften einflechten?
"Ganz interessant wäre eben auch, alternative Wirtschaftsmodelle nochmals zu beforschen und zu beleuchten und sich auch dahingehend fortzubilden und das in die Uni zu tragen und darüber hinaus."
Die Green-Office-Idee, die all dies beinhaltet, wurde vor fünf Jahren in Maastricht geboren. Mittlerweile gibt es Green Offices vor allem an niederländischen und englischen Hochschulen. Das Konstanzer Büro ist das erste seiner Art in Deutschland; ein zweites ist derzeit in Berlin in Gründung. Am Bodensee steht das Versprechen von Uni-Rektor Rüdiger, die Vorschläge aus dem Green Office ernst zu nehmen; Er will zudem regelmäßig mit den Studierenden im Green Office im Gespräch bleiben. Schließlich erhofft sich die Hochschulleitung durch das neue Nachhaltigkeitsbüro auch wichtige Impulse für eine Reform der Lehre, erklärt Uni-Sprecherin Juli Wandt:
"Also auch dort ist es für die Universität gut, die studentische Sicht zu hören. Und deswegen ist es für uns ein Idealmodell aus studentischer Initiative und so starker institutioneller Verankerung, dass das 'Green Office' als universitäre Einrichtung ernst- und wahrgenommen wird."