Es regnete in Strömen, als am 7. November 1869 der Start zum ersten internationalen Straßenradrennen erfolgte. 300 Radsport-Enthusiasten hatten sich angemeldet. Gegen 7.30 Uhr in der Früh versammelten sich dann rund 120 Fahrrad-Pioniere in der Nähe des Arc de Triomphe, um von Paris nach Rouen in der Normandie zu radeln, 135 raue Kilometer über unebene, bucklige Wege. Unter den Teilnehmern waren auch ein paar Frauen. Sie hatten die langen Röcke gegen einteilige Badeanzüge, schwarze Strumpfhosen und langärmlige Handschuhe ausgetauscht. Alles verziert mit bunten Bändern, die im Fahrtwind flatterten.
Vom Laufrad zum Fahrrad
Erst wenige Jahre zuvor war es Technikern gelungen, aus dem bis dahin gebräuchlichen Laufrad, das der Deutsche Karl Freiherr von Drais 1817 erfunden hatte, ein tatsächliches Fahrrad zu machen. Mit einer Tretkurbel in der Nabe des Vorderrades und Pedalen. Der französische Stellmacher Pierre Lallement gilt als einer der Erfinder des Tretkurbel-Vélocipèdes. Aber, so erklärt Bettina Gundler vom Münchener Technikmuseum:
"Pierre Michaux, ein Wagenbauer, reklamierte für sich selber, 1861, also möglicherweise sogar noch vor dem Herrn Lallement, ebenfalls eine Draisine mit Tretkurbel ausgerüstet zu haben. Ja, und da streiten sich ehrlich gesagt die Gelehrten darüber, wer diesen Tretkurbelantrieb als erster gedacht hat."
"Pierre Michaux, ein Wagenbauer, reklamierte für sich selber, 1861, also möglicherweise sogar noch vor dem Herrn Lallement, ebenfalls eine Draisine mit Tretkurbel ausgerüstet zu haben. Ja, und da streiten sich ehrlich gesagt die Gelehrten darüber, wer diesen Tretkurbelantrieb als erster gedacht hat."
Pierre Michaux und sein Sohn Ernest präsentierten ihre neuesten Tretkurbel-Räder 1867 auf der Weltausstellung in Paris. Ein wahres Zweiradfieber infizierte adelige und großbürgerliche Mobilisten. Für das einfache Volk waren die Räder damals unerschwinglich.
Schwerfällige Gefährte auf holprigen Straßen
Mit schmiedeeisernem Rahmen und eisenbereiften Holzrädern wogen die ersten Modelle bis zu 50 Kilogramm. Das Vorderrad hatte einen Durchmesser von gut einem Meter, das Hinterrad war etwas kleiner.
Es waren schwerfällige Gefährte, und die überwiegend kopfsteingepflasterten Straßen, in denen sich Schlagloch an Schlagloch reihte, machten das Fahren hart und holprig.
"Das heißt, wenn die zum Beispiel über Kopfsteinpflaster gefahren sind, dann rüttelte und schüttelte das irgendwie den ganzen Körper durcheinander, darum haben die auch den Beinamen Boneshaker oder Knochenschüttler bekommen."
Es waren schwerfällige Gefährte, und die überwiegend kopfsteingepflasterten Straßen, in denen sich Schlagloch an Schlagloch reihte, machten das Fahren hart und holprig.
"Das heißt, wenn die zum Beispiel über Kopfsteinpflaster gefahren sind, dann rüttelte und schüttelte das irgendwie den ganzen Körper durcheinander, darum haben die auch den Beinamen Boneshaker oder Knochenschüttler bekommen."
Pausen inklusive
Aber die Radfahrer kamen wesentlich schneller voran als die Fußgänger, bei guter Fahrbahn sogar auch flotter als Pferdekutschen. Die Fachzeitschrift Le Vélocipède illustré, die im April 1869 auf den Markt kam, schrieb:
"Um Anhänger für die Sache des Velozipeds zu gewinnen, muss bewiesen werden, dass das Fahrrad seine Fahrer in die Lage versetzt, beträchtliche Strecken zurückzulegen, wobei die Ermüdung unvergleichlich geringer ausfällt, als wenn die Strecke zu Fuß zurückgelegt wird."
Dazu sollte auch das erste Straßenrennen von Paris nach Rouen dienen, das Vélocipède illustré gemeinsam mit der Zweiradfabrik Compagnie Parisienne veranstaltete. Im Vorfeld hatte ein Arzt Teilnehmern geraten, alle 20 bis 25 Kilometer eine kleine Pause einzulegen und etwas zu essen und zu trinken, "vorzugsweise ein Beefsteak mit ein paar Gläsern Madeira oder lieblichem Weißwein".
Als Erster rollte der Brite James Moore in Rouen durchs Ziel. Das Journal Le Petit Parisien vermerkte kühl und distanziert:
"Von den Radfahrern, die am Sonntagmorgen in großer Zahl Paris verlassen haben, um sich nach Rouen zu begeben, kam der Herr Moore abends um zehn nach sechs als erster an. Er legte die Strecke von gut 130 Kilometern also in zehn Stunden und vierzig Minuten zurück. Der Herr Moore machte keinen müden Eindruck."
Für den Sieg im ersten Straßenrennen kassierte der Brite 1.000 Goldfranken. Dafür musste ein Lehrer in Frankreich damals ein Jahr lang arbeiten.
"Um Anhänger für die Sache des Velozipeds zu gewinnen, muss bewiesen werden, dass das Fahrrad seine Fahrer in die Lage versetzt, beträchtliche Strecken zurückzulegen, wobei die Ermüdung unvergleichlich geringer ausfällt, als wenn die Strecke zu Fuß zurückgelegt wird."
Dazu sollte auch das erste Straßenrennen von Paris nach Rouen dienen, das Vélocipède illustré gemeinsam mit der Zweiradfabrik Compagnie Parisienne veranstaltete. Im Vorfeld hatte ein Arzt Teilnehmern geraten, alle 20 bis 25 Kilometer eine kleine Pause einzulegen und etwas zu essen und zu trinken, "vorzugsweise ein Beefsteak mit ein paar Gläsern Madeira oder lieblichem Weißwein".
Als Erster rollte der Brite James Moore in Rouen durchs Ziel. Das Journal Le Petit Parisien vermerkte kühl und distanziert:
"Von den Radfahrern, die am Sonntagmorgen in großer Zahl Paris verlassen haben, um sich nach Rouen zu begeben, kam der Herr Moore abends um zehn nach sechs als erster an. Er legte die Strecke von gut 130 Kilometern also in zehn Stunden und vierzig Minuten zurück. Der Herr Moore machte keinen müden Eindruck."
Für den Sieg im ersten Straßenrennen kassierte der Brite 1.000 Goldfranken. Dafür musste ein Lehrer in Frankreich damals ein Jahr lang arbeiten.
Radrennen zogen immer mehr Publikum an
34 der 120 Starter erreichten das Ziel. Als 29. die unter dem Pseudonym startende "Miss America", wahrscheinlich eine Engländerin namens Turner. Vélocipède illustré schrieb:
"Diese kleine blonde, eher nervös anmutende Frau hatte enorme Kräfte. Als sie mit ruhigem, gleichmäßigen Tempo einfuhr, war ihre Gesichtsfärbung nicht ungewöhnlicher als sonst."
Der Radsport brach sich Bahn und das Fahrrad eroberte die Straße. Zunächst in Frankreich und England, dann auch in Deutschland und in der ganzen Welt. Die Radrennen wurden Publikumsmagneten.
"Diese kleine blonde, eher nervös anmutende Frau hatte enorme Kräfte. Als sie mit ruhigem, gleichmäßigen Tempo einfuhr, war ihre Gesichtsfärbung nicht ungewöhnlicher als sonst."
Der Radsport brach sich Bahn und das Fahrrad eroberte die Straße. Zunächst in Frankreich und England, dann auch in Deutschland und in der ganzen Welt. Die Radrennen wurden Publikumsmagneten.