Der Neujahrsgruß des Unteroffiziers Walter Kahre an seine Familie Anfang 1943. Zehn Tage später wird Kahre als vermisst gemeldet. – Die Sehnsucht nach Frieden oder zumindest nach einem Ausweg aus ihrer prekären Lage, das ist das zentrale Thema in vielen Briefen deutscher Soldaten aus Stalingrad zum Jahreswechsel. Und der Wunsch, bald heimzukehren. Der Gefreite Heinz Risse:
Sage meiner Mutter, dass ich bislang noch da bin. Ich will zuversichtlich hoffen, dass es weiter so bleibt und dass ich Euch Lieben in der Heimat wiedersehe. Dies ist mein einziger Wunsch, um welchen ich jeden Tag Gott bitte. Er möge mein Schicksal so fügen, dass dieses in Erfüllung geht. Dann wird ja auch dieser verfluchte Krieg mit dem vielen Elend einmal enden und dem Volke Frieden vergönnt sein.
Heinz Risse kehrt nicht nach Deutschland zurück. Und auch der Soldat Helmut Gründling erlebt das Kriegsende nicht. In seinem Brief zum neuen Jahr bemüht er sich er gegenüber seiner Familie um Optimismus:
Hoffen wir auf einen baldigen Frieden und ein gesundes Wiedersehen. Freuen wir uns auf kommende, bessere Zeiten. Schlimmer als es augenblicklich ist, kann es nicht werden. Nur besser. Also Kopf hoch, Zähne zusammen und aushalten. Die Zeit muss ja vorbeigehen. Sie rennt förmlich. Das ist auch ganz vernünftig eingerichtet in der Welt. Alles hat ein Ende. Auch dieser ulkige Krieg.
Dieser Krieg, der hat nichts Gutes in sich. Wer hätte das gedacht, dass er so lange dauern wird. Unsere Jahre gehen dahin, ohne dass man etwas davon hat. Das Leben wird, je länger der Krieg dauert, desto unerträglicher, aber (wir) müssen es nehmen, wie es kommt.
Der Unteroffizier Hans Spiess. – Der Infanterist Leo Stevens berichtet seinen Eltern von seinem einzigen Lichtblick in jenen Tage in Stalingrad:
Am 30. November traf ich auf einmal den Harmsen aus Nordhorn.... Er liegt einige 100 m von mir. (...)Wie ist das doch schön, wenn man einen Bekannten von zu Hause trifft. Er hat einen schönen Posten, denn er ist in einer Bäckereikompanie, er hat auch die Nase voll von dem Russland. Ein jeder ist das Russland satt.
Leo Stevens wird im Januar 1943 vermisst gemeldet, so wie auch Paul Wortmann. Wenige Tage vorher, zu Neujahr, ist Wortmann noch voller Zuversicht:
Wird der Endsieg erst 1944 kommen? Kommen wird er und dann komme ich auch wieder und werde meine hingelegte Arbeit wieder aufnehmen und eins wissen: Was Leben heißt und wie viel tausendmal schöner es ist. (...) Denkt daran: Bevor die Bäume wieder grün werden, bin ich bei euch!
Mein liebes Frauchen! Wie bei jedem Jahreswechsel so gehen auch diesmal meine Gedanken zurück an die Zeit, wo wir uns vor 5 Jahren noch kurz vor der Sylvesterstunde kennen und lieben lernten...
...schreibt der Kanonier Max Breuer zur Jahreswende 42/43 an seine Frau.
Es sind unsere Kinder, für die wir leben und leben müssen, auch wenn uns, wie gerade in der heutigen Zeit, das Leben manchmal sehr schwer fällt. Unsere Kinder sollen nach Möglichkeit von dieser traurigen Zeit nichts merken und ihre Jugendzeit in einer schöneren Zeit haben. Möge Dir beschieden sein, dass ich bald wieder zurückkehre und wir unser Familienleben so gestalten können, wie wir es so oft erdacht haben.
Max Breuer erlebt das Kriegsende noch, aber seine Familie sieht er nie wieder. Er stirbt 1946 in russischer Kriegsgefangenschaft. Der Gefreite Gustav Adolf Alberts zieht zur Jahreswende Bilanz:
Dieses Jahr hat mich geformt, das heißt, es war für mich der Übergang von den Jünglings- in die Mannesjahre. Dieses Jahr, das für mich so Unsägliches an Strapazen und Entbehrungen gebracht hat, hat mich schärfer denken gelehrt und lässt mich mit ganz anderen Augen in die Welt hinein schauen, wie ehedem.
Gustav Adolf Alberts fällt wenige Tage später in Russland. – Der Tierarzt Franz Schmitt berichtet seiner Frau über Kämpfe in der Nacht des Jahreswechsels, aber sie sind nicht allein der Grund für eine bedrückte Stimmung
Gegen 10 Uhr machten die Russen einen Nachtangriff. Es war ein toller Feuerzauber. Er wurde wieder mal abgeschlagen, leider aber mit Verlusten für uns, allein 5 Offiziere fielen aus (...) Nach dem Aufruf des Führers zu urteilen, steht uns für 43 wieder viel Schweres bevor. Wir sind hier auch nicht gerade mehr in der rosigsten Stimmung. Die Kesselung wirkt sich täglich mehr aus, und Aussicht auf Befreiung besteht vorderhand wohl nicht mehr.
Der Tierarzt Franz Schmitt kommt Ende Januar vor Stalingrad zu Tode. Auch der Gefreite Wernfried Senkel kehrt nicht heim. Sein größter Wunsch bleibt unerfüllt.
Ich habe nur einen großen Wunsch, und das wäre: Wenn diese Scheiße bald ein Ende hätte. Dass wir Russland bald den Rücken kehren könnten. Ob wir das mal noch miterleben werden. Wir sind alle so niedergeschlagen.
Hoffen auf bessere Zeiten – daran klammert sich der Fahnenjunker Werner Karl Ehling. Er schreibt am 5. Januar 1943 an seine Eltern. Am Abend desselben Tages wird Ehling vermisst gemeldet.
Genau um 12.00 haben wir dem Russen ein paar Schuss vor die Nase gesetzt. Die sollten das kommende Jahr richtig beginnen. Sonst geht es uns immer noch gut. Wir warten immer noch voll Sehnsucht auf den Tag, wo sich hier etwas Großes auftut. Dann wird aber gelebt wir ein Gott in Frankreich und alles nachgeholt.
Sage meiner Mutter, dass ich bislang noch da bin. Ich will zuversichtlich hoffen, dass es weiter so bleibt und dass ich Euch Lieben in der Heimat wiedersehe. Dies ist mein einziger Wunsch, um welchen ich jeden Tag Gott bitte. Er möge mein Schicksal so fügen, dass dieses in Erfüllung geht. Dann wird ja auch dieser verfluchte Krieg mit dem vielen Elend einmal enden und dem Volke Frieden vergönnt sein.
Heinz Risse kehrt nicht nach Deutschland zurück. Und auch der Soldat Helmut Gründling erlebt das Kriegsende nicht. In seinem Brief zum neuen Jahr bemüht er sich er gegenüber seiner Familie um Optimismus:
Hoffen wir auf einen baldigen Frieden und ein gesundes Wiedersehen. Freuen wir uns auf kommende, bessere Zeiten. Schlimmer als es augenblicklich ist, kann es nicht werden. Nur besser. Also Kopf hoch, Zähne zusammen und aushalten. Die Zeit muss ja vorbeigehen. Sie rennt förmlich. Das ist auch ganz vernünftig eingerichtet in der Welt. Alles hat ein Ende. Auch dieser ulkige Krieg.
Dieser Krieg, der hat nichts Gutes in sich. Wer hätte das gedacht, dass er so lange dauern wird. Unsere Jahre gehen dahin, ohne dass man etwas davon hat. Das Leben wird, je länger der Krieg dauert, desto unerträglicher, aber (wir) müssen es nehmen, wie es kommt.
Der Unteroffizier Hans Spiess. – Der Infanterist Leo Stevens berichtet seinen Eltern von seinem einzigen Lichtblick in jenen Tage in Stalingrad:
Am 30. November traf ich auf einmal den Harmsen aus Nordhorn.... Er liegt einige 100 m von mir. (...)Wie ist das doch schön, wenn man einen Bekannten von zu Hause trifft. Er hat einen schönen Posten, denn er ist in einer Bäckereikompanie, er hat auch die Nase voll von dem Russland. Ein jeder ist das Russland satt.
Leo Stevens wird im Januar 1943 vermisst gemeldet, so wie auch Paul Wortmann. Wenige Tage vorher, zu Neujahr, ist Wortmann noch voller Zuversicht:
Wird der Endsieg erst 1944 kommen? Kommen wird er und dann komme ich auch wieder und werde meine hingelegte Arbeit wieder aufnehmen und eins wissen: Was Leben heißt und wie viel tausendmal schöner es ist. (...) Denkt daran: Bevor die Bäume wieder grün werden, bin ich bei euch!
Mein liebes Frauchen! Wie bei jedem Jahreswechsel so gehen auch diesmal meine Gedanken zurück an die Zeit, wo wir uns vor 5 Jahren noch kurz vor der Sylvesterstunde kennen und lieben lernten...
...schreibt der Kanonier Max Breuer zur Jahreswende 42/43 an seine Frau.
Es sind unsere Kinder, für die wir leben und leben müssen, auch wenn uns, wie gerade in der heutigen Zeit, das Leben manchmal sehr schwer fällt. Unsere Kinder sollen nach Möglichkeit von dieser traurigen Zeit nichts merken und ihre Jugendzeit in einer schöneren Zeit haben. Möge Dir beschieden sein, dass ich bald wieder zurückkehre und wir unser Familienleben so gestalten können, wie wir es so oft erdacht haben.
Max Breuer erlebt das Kriegsende noch, aber seine Familie sieht er nie wieder. Er stirbt 1946 in russischer Kriegsgefangenschaft. Der Gefreite Gustav Adolf Alberts zieht zur Jahreswende Bilanz:
Dieses Jahr hat mich geformt, das heißt, es war für mich der Übergang von den Jünglings- in die Mannesjahre. Dieses Jahr, das für mich so Unsägliches an Strapazen und Entbehrungen gebracht hat, hat mich schärfer denken gelehrt und lässt mich mit ganz anderen Augen in die Welt hinein schauen, wie ehedem.
Gustav Adolf Alberts fällt wenige Tage später in Russland. – Der Tierarzt Franz Schmitt berichtet seiner Frau über Kämpfe in der Nacht des Jahreswechsels, aber sie sind nicht allein der Grund für eine bedrückte Stimmung
Gegen 10 Uhr machten die Russen einen Nachtangriff. Es war ein toller Feuerzauber. Er wurde wieder mal abgeschlagen, leider aber mit Verlusten für uns, allein 5 Offiziere fielen aus (...) Nach dem Aufruf des Führers zu urteilen, steht uns für 43 wieder viel Schweres bevor. Wir sind hier auch nicht gerade mehr in der rosigsten Stimmung. Die Kesselung wirkt sich täglich mehr aus, und Aussicht auf Befreiung besteht vorderhand wohl nicht mehr.
Der Tierarzt Franz Schmitt kommt Ende Januar vor Stalingrad zu Tode. Auch der Gefreite Wernfried Senkel kehrt nicht heim. Sein größter Wunsch bleibt unerfüllt.
Ich habe nur einen großen Wunsch, und das wäre: Wenn diese Scheiße bald ein Ende hätte. Dass wir Russland bald den Rücken kehren könnten. Ob wir das mal noch miterleben werden. Wir sind alle so niedergeschlagen.
Hoffen auf bessere Zeiten – daran klammert sich der Fahnenjunker Werner Karl Ehling. Er schreibt am 5. Januar 1943 an seine Eltern. Am Abend desselben Tages wird Ehling vermisst gemeldet.
Genau um 12.00 haben wir dem Russen ein paar Schuss vor die Nase gesetzt. Die sollten das kommende Jahr richtig beginnen. Sonst geht es uns immer noch gut. Wir warten immer noch voll Sehnsucht auf den Tag, wo sich hier etwas Großes auftut. Dann wird aber gelebt wir ein Gott in Frankreich und alles nachgeholt.