Sina Fröhndrich: Sie tragen Zeitungen aus, putzen Toiletten oder verdienen sich als Aufseher im Museum, statt ihren Ruhestand zu genießen. Das ist die Situation vieler Rentner in Deutschland. Neuesten Zahlen zufolge waren im vergangenen Jahr mehr als 760.000 Rentner zugleich auch Minijobber. Vor zwölf Jahren waren es noch 280.000 weniger. Als Grund nennen Sozialverbände die finanzielle Situation, bedingt durch karge Renten. Arbeitsmarktexperten dagegen meinen, dass viele Rentner noch fit seien.
Und über arbeitende Rentner habe ich vor der Sendung mit Matthias Weiss vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik gesprochen. Warum arbeiten viele Menschen trotz Ruhestand' Reicht die Rente nicht zum Leben?
Matthias Weiss: Also die ehrliche Antwort ist, dass uns dazu im Moment noch Daten fehlen, um das seriös beantworten zu können. Es wundert nicht, dass sich da jetzt einige zu Wort melden, die sagen, das ist die schiere Not, die die Rentner in die Arbeit zurücktreibt, während es andere Leute gibt, die sagen, nein, nein, das machen die aus Spaß an der Freude. Es gibt sicherlich Rentner, die arbeiten, weil sie das Geld benötigen, und andere, weil es ihnen Spaß macht. Weil sie das Geld benötigen, ist natürlich auch eine problematische Formulierung. Es gibt sicherlich sehr viele Leute, die wegen des Geldes arbeiten; das muss aber nicht aus Not sein, sondern weil sie sehen, sie sind noch fit, sie werden gebraucht und können das Geld gut brauchen – nicht, weil sie arm sind, sondern weil sie sich noch irgendwelche Reisen leisten möchten, oder ihren Kindern was vererben.
Fröhndrich: Aber wenn man sich das Rentenniveau der vergangenen Jahre anguckt, dann ist es ja schon so im Durchschnitt – das sind auch Zahlen, die heute genannt werden -, dass man 2000, wenn man Rentner geworden ist, noch mehr Rente bekommen hat als heute. Das spricht ja schon eigentlich eher für den wirtschaftlichen Grund.
Weiss: Ja, das Rentenniveau ist gesunken. Andererseits sind alternative Einkommen vermutlich eher gestiegen, aus Kapitaleinkünften, aus Mieten. Zwei Dinge: Das eine ist, dass mit der steigenden Erwerbstätigkeit der Älteren in den letzten zehn Jahren, die sicherlich auch in den nächsten 20 Jahren noch weiter steigen wird, einher geht eine Verbesserung der Gesundheit. Wir wissen alle: die Lebenserwartung steigt ständig an. Was man dabei oft nicht so ganz im Kopf hat ist, wie massiv die Lebenserwartung steigt. Pro Jahrzehnt sind das rund zwei Jahre. Das heißt, es ist ganz natürlich, dass man, wenn man länger lebt, auch länger arbeitet. Das ist das eine und das andere ist: Dieser Anstieg, den wir sehen in der Erwerbstätigkeit in den letzten zehn Jahren oder auch länger, wenn man zurückblickt bis Anfang der 80er-Jahre, da sehen wir, wenn wir die Perspektive haben, einen Anstieg. Wenn wir aber noch weiter zurückblicken, dann sehen wir, dass früher die Leute viel länger gearbeitet haben. Der Anteil beispielsweise Mitte der 60er-Jahre lag bei 80 Prozent. 80 Prozent der Männer haben damals im Alter von 60 bis 64 gearbeitet. Dann ging das runter auf unter 40 Prozent in den 90ern und steigt jetzt wieder an, ist jetzt vielleicht bei 50 Prozent oder so. Was wir jetzt sehen ist der Anstieg von 35 auf 50 Prozent. Was wir aus den Augen verlieren ist, dass wir schon mal bei 80 Prozent waren.
Fröhndrich: Stellt sich dann für Sie auch das Modell des Vorruhestandes beispielsweise in Frage?
Weiss: Ja, aus mehreren Gründen: Einerseits, weil die Leute fit genug sind, um zu arbeiten – größtenteils, es gibt immer Ausnahmen, aber im Schnitt. Der andere Grund ist natürlich, dass die Finanzierbarkeit problematisch wird, wenn das Verhältnis von Rentnern zu Beschäftigten immer weiter sinkt. Das wird weiter sinken in den nächsten Jahren, das ist sehr klar prognostizierbar. Da stimmt einfach das Verhältnis nicht mehr und da muss man an mehreren Schrauben drehen, um das Ganze noch finanzierbar zu halten, und eine Schraube ist natürlich das Rentenalter. Und die Zahlen, die wir heute in der Zeitung lesen, dass die Rentner vermehrt arbeiten, sprechen auch dafür, dass das offensichtlich möglich ist und auch gemacht wird.
Fröhndrich: … sagt Matthias Weiss vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Und über arbeitende Rentner habe ich vor der Sendung mit Matthias Weiss vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik gesprochen. Warum arbeiten viele Menschen trotz Ruhestand' Reicht die Rente nicht zum Leben?
Matthias Weiss: Also die ehrliche Antwort ist, dass uns dazu im Moment noch Daten fehlen, um das seriös beantworten zu können. Es wundert nicht, dass sich da jetzt einige zu Wort melden, die sagen, das ist die schiere Not, die die Rentner in die Arbeit zurücktreibt, während es andere Leute gibt, die sagen, nein, nein, das machen die aus Spaß an der Freude. Es gibt sicherlich Rentner, die arbeiten, weil sie das Geld benötigen, und andere, weil es ihnen Spaß macht. Weil sie das Geld benötigen, ist natürlich auch eine problematische Formulierung. Es gibt sicherlich sehr viele Leute, die wegen des Geldes arbeiten; das muss aber nicht aus Not sein, sondern weil sie sehen, sie sind noch fit, sie werden gebraucht und können das Geld gut brauchen – nicht, weil sie arm sind, sondern weil sie sich noch irgendwelche Reisen leisten möchten, oder ihren Kindern was vererben.
Fröhndrich: Aber wenn man sich das Rentenniveau der vergangenen Jahre anguckt, dann ist es ja schon so im Durchschnitt – das sind auch Zahlen, die heute genannt werden -, dass man 2000, wenn man Rentner geworden ist, noch mehr Rente bekommen hat als heute. Das spricht ja schon eigentlich eher für den wirtschaftlichen Grund.
Weiss: Ja, das Rentenniveau ist gesunken. Andererseits sind alternative Einkommen vermutlich eher gestiegen, aus Kapitaleinkünften, aus Mieten. Zwei Dinge: Das eine ist, dass mit der steigenden Erwerbstätigkeit der Älteren in den letzten zehn Jahren, die sicherlich auch in den nächsten 20 Jahren noch weiter steigen wird, einher geht eine Verbesserung der Gesundheit. Wir wissen alle: die Lebenserwartung steigt ständig an. Was man dabei oft nicht so ganz im Kopf hat ist, wie massiv die Lebenserwartung steigt. Pro Jahrzehnt sind das rund zwei Jahre. Das heißt, es ist ganz natürlich, dass man, wenn man länger lebt, auch länger arbeitet. Das ist das eine und das andere ist: Dieser Anstieg, den wir sehen in der Erwerbstätigkeit in den letzten zehn Jahren oder auch länger, wenn man zurückblickt bis Anfang der 80er-Jahre, da sehen wir, wenn wir die Perspektive haben, einen Anstieg. Wenn wir aber noch weiter zurückblicken, dann sehen wir, dass früher die Leute viel länger gearbeitet haben. Der Anteil beispielsweise Mitte der 60er-Jahre lag bei 80 Prozent. 80 Prozent der Männer haben damals im Alter von 60 bis 64 gearbeitet. Dann ging das runter auf unter 40 Prozent in den 90ern und steigt jetzt wieder an, ist jetzt vielleicht bei 50 Prozent oder so. Was wir jetzt sehen ist der Anstieg von 35 auf 50 Prozent. Was wir aus den Augen verlieren ist, dass wir schon mal bei 80 Prozent waren.
Fröhndrich: Stellt sich dann für Sie auch das Modell des Vorruhestandes beispielsweise in Frage?
Weiss: Ja, aus mehreren Gründen: Einerseits, weil die Leute fit genug sind, um zu arbeiten – größtenteils, es gibt immer Ausnahmen, aber im Schnitt. Der andere Grund ist natürlich, dass die Finanzierbarkeit problematisch wird, wenn das Verhältnis von Rentnern zu Beschäftigten immer weiter sinkt. Das wird weiter sinken in den nächsten Jahren, das ist sehr klar prognostizierbar. Da stimmt einfach das Verhältnis nicht mehr und da muss man an mehreren Schrauben drehen, um das Ganze noch finanzierbar zu halten, und eine Schraube ist natürlich das Rentenalter. Und die Zahlen, die wir heute in der Zeitung lesen, dass die Rentner vermehrt arbeiten, sprechen auch dafür, dass das offensichtlich möglich ist und auch gemacht wird.
Fröhndrich: … sagt Matthias Weiss vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.