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Erze aus dem Ozean

Das Meer als Ausweg aus der Rohstoffkrise - beim Symposium "Ozean der Zukunft" beraten Wissenschaftler in Kiel auch darüber, welche Ressourcen in der Meerestiefe versteckt liegen. In Papua-Neuguinea werden bereits Erze aus den mittelozeanischen Rücken gewonnen. Doch die Förderung von Rohstoffen wie Mangan ist problematisch für das Ökosystem.

Von Ursula Storost |
    Der Mensch hat sich die Erde untertan gemacht. Dass er dabei nicht nur Gutes erreicht hat, hat sich inzwischen herumgesprochen. Jetzt gibt es Überlegungen den ohnehin durch Erderwärmung, Umweltverschmutzung und Schleppnetzfischerei gebeutelten Ozean als Rohstofflieferanten für die Weltwirtschaft zu nutzen.

    "Ich könnte mir schon vorstellen, dass man Buntmetall-Erze und Edelmetall-Erze aus dem Meer gewinnt, die große und hohe Konzentration an Kupfer, Blei und Zink enthalten, die Gold enthalten, Elemente wie Indium enthalten. Indium benötigt man für jeden Computerscreen, den man heute herstellt."

    Peter Herzig ist Geologe und Mitglied des Forschernetzwerks Ozean der Zukunft. Aufgrund der steigenden Rohstoffpreise hat man in Papua-Neuguinea bereits begonnen Erze aus den mittelozeanischen Rücken zu fördern, erzählt er.

    "Aufgrund der Tatsache, dass eine konventionelle Goldlagerstätte vielleicht 2 Gramm pro Tonne Gold enthält an Land, eine submarine Lagerstätte bis zu 200 Gramm pro Tonne Gold enthalten kann, werden diese submarinen Lagerstätten interessant werden, sie werden sich parallel sich zu den Landlagerstätten entwickeln, das heißt die Rohstoffversorgung der Welt wird nicht aus dem Meer gedeckt werden sondern sie wird zusätzlich aus dem Meer gedeckt werden."

    Mit Bergbauschiffen könnte man von Lagerstätte zu Lagerstätte reisen und die Metalle zu Tage bringen, sagt Peter Herzig. Umweltprobleme sieht er dabei nicht unbedingt. Anders liegt die Sache bei der Förderung der kartoffelähnlich zusammengeballten Manganknollen. Ihr Gehalt an Nickel, Kupfer und Kobald weckt Begehrlichkeiten.

    "Weil die Manganknollen auf Sedimenten liegen, auf feinen Sedimenten in 5.000 Meter Wassertiefe und bei der Gewinnung von Manganknollen würden Sedimentwolken erzeugt werden, die durch die Bodenströmungen ozeanweit verfrachtet werden."

    Sedimentwolken, die nicht mehr zum Stillstand kommen und nachhaltig das gesamte Ökosystem beeinflussen würden. Aber auch beim räumlich begrenzten Einsatz von Erzförderschiffen müssten strenge Maßstäbe an Genehmigungen gelegt werden, fordert der Vulkanologe Colin Devey. Man braucht Rückzugsgebiete, sagt er.

    "Aber wie groß soll ein Rückzugsgebiet sein? Das ist auch eine wissenschaftliche Frage. Wie viel Platz brauchen die Tiere, um sich nicht nur dort aufzuhalten sondern sich dort auch durch schlechte Zeiten durchbringen zu können über mehrere Generationen. Also wie viel Platz brauchen sie um eine lebensfähige Ökosystem aufrecht zu erhalten, gesetzt den Fall nebenan wird der Meeresboden und die Bodenschätze da abgebaut werden."

    Für Unternehmen interessant sind auch die Metangas-Vorkommen, die in den Weltmeeren schlummern. Ergiebige Rohstofflagerstätten verpackt in Eis.

    "Auf der anderen Seite, wir sitzen alle hier und machen uns Sorgen um Klimaveränderungen wegen CO2 Ausstoß. Ich wäre wirklich nicht verantwortungsvoll, wenn ich sagen würde, ich find das klasse, wir können noch mehr Gas vom Meeresboden abbauen."

    Derzeit forscht man allerdings an einer Methode, das CO2 im Ozeanischen Eis abzusondern. Das Meer birgt auch wichtige Ressourcen an Mikroorganismen, weiß die Mikrobiologin Ruth Schmitz-Streit. Sie erforscht die Interaktion zwischen ozeanischen Mikroorganismen und größeren Tieren wie Fischen.

    "Die Interaktion. Und die beruhen auf Abwehrsystemen, die wir mit Sicherheit in unserem Körper haben werden, wenn sich ein pathogener auf unsere Lunge ansiedeln möchte und als pathogener Organismus auf der Lunge wächst und eine Entzündung der Lunge hervorruft."