Beatrix Novy: Der Künstler Ai Weiwei ist nach wie vor an unbekanntem Ort festgesetzt. Fragen nach seinem Verbleib sind sinnlos. Die Ausstellung "Kunst der Aufklärung" wird in Peking so unenthusiastisch präsentiert, dass entsprechend wenig Publikum kommt. China tanzt den deutschen Kulturverantwortlichen auf der Nase herum und auch wohlmeinende Kulturdialog-Befürworter würden jetzt allmählich doch mal gerne zeigen, wo der Hammer hängt. Aber wo hängt denn einer? - "Wir müssen Forderungen stellen", das sagte der Geschäftsführer des deutschen PEN-Zentrums Herbert Wiesner heute. "Gerade im Fall von Ai Weiwei sei das so, der doch so starke Bezüge zu Deutschland habe, der in Berlin eine Galerie eröffnen wollte und einen Ruf an die Universität der Künste habe." Ja, und dieser Ruf, der steht seit heute. Die Einstein-Stiftung Berlin hat den Antrag der Universität der Künste auf Finanzierung dieser Gastprofessur bewilligt. Dazu noch einmal Martin Rennert, Präsident der UDK:
O-Ton Martin Rennert: In dem heutigen Fall kann ich nicht sagen, dass ich erwarte, dass die chinesische Regierung wegen einer Gastprofessur des Einstein Foundation und der UDK plötzlich ihre Politik ändert. Allerdings ist es ein Angebot, ein stehendes finanziertes Angebot, welches im Ausland nun seit langem geprüft wurde und nun nachhaltig angeboten werden wird. Wir werden nicht aufhören, darauf zu dringen, Ai Weiwei diese Professur antreten zu lassen, sollte er das wollen.
Novy: So also Martin Rennert, Präsident der Universität der Künste. - Und ich habe den Vorsitzenden der Einstein-Stiftung, Jürgen Zöllner, zunächst gefragt: Wie lange war denn Ai Weiweis Berufung geplant?
Jürgen Zöllner: Herr Präsident Rennert hat geschildert, dass die Bemühungen seit Dezember laufen, weil er wegen seiner überragenden Persönlichkeit eine ideale Ergänzung auch der Graduiertenschule hier an der UDK ist. Das ist also kein Schnellschuss.
Novy: Der Name Ai Weiwei ist weltweit bekannt, also die Verpflichtung eines so berühmten Künstlers schmückt natürlich die UDK. Wie sieht es denn aus? Kennen Sie Ai Weiwei, als Lehrer zum Beispiel?
Zöllner: Also ich persönlich kenne ihn leider, sage ich, nicht.
Novy: Aber die Kollegen?
Zöllner: Aber die Kollegen ja und es gibt ja auch sehr starke enge persönliche Kontakte zu Herrn Eliasson, die ja schon zusammen gearbeitet haben, so dass auch die Ansiedlung - damit sehen Sie, wie ernsthaft die Gedanken schon seit längerer Zeit gehen - von Herrn Ai Weiwei in seinem Institut diskutiert worden ist.
Novy: Nun hat sich die Situation ja dramatisch geändert und man könnte natürlich auch fragen, ob die Verleihung jetzt, oder die Zustimmung des Einstein-Founds jetzt wirklich in Ai Weiweis Sinn sein kann, weil die Chinesen ja zusätzlich geärgert werden könnten.
Zöllner: Also ich darf Ihnen versichern, dass alles das, was man in einer solchen Situation tun kann, wir getan haben, um uns abzusichern, dass es nicht zum Nachteil von Herrn Ai Weiwei, aber auch nicht zum Nachteil der chinesisch-deutschen Beziehungen gerät. Ich frage umgekehrt: ...
Novy: Können die noch verschlechtert werden?
Zöllner: Was wäre es für ein Zeichen gegenüber dem Betroffenen, aber auch gegenüber der Öffentlichkeit gewesen, wenn ein solcher Prozess wegen der Vorkommnisse jetzt unterbrochen und nicht zu Ende geführt worden wäre.
Novy: Nun ist da eine Professur vergeben, ohne dass man überhaupt um den Aufenthalt des künftigen Lehrers weiß. Wie sind denn die Szenarien jetzt für die nahe Zukunft? Was denken Sie?
Zöllner: Die UDK hat ein entsprechendes Schreiben über verschiedene Wege an Herrn Ai Weiwei gerichtet und jetzt muss man abwarten.
Novy: Sie haben eben gesagt, was würde das bedeuten für die chinesisch-deutschen Beziehungen. Ich möchte noch mal fragen: Ist das überhaupt noch zu verschlechtern, was im Moment in diesen Kulturbeziehungen los ist? Es soll 2012 ein China-Jahr geben, heute hat der PEN-Chef Herbert Wiesner angemahnt, sich da nicht schon wieder über den Tisch ziehen zu lassen, sondern einmal anders vorzugehen. Das ist ein Zitat. Aber wie anders? Was könnten Sie sich mal ganz allgemein gesagt vorstellen?
Zöllner: Ich will hier nicht jetzt allgemein mich dazu äußern. Es geht jetzt um die Gewinnung dieser herausragenden Persönlichkeit, und das ist heute an der Tagesordnung. Ich meine, dass es nicht der Zeit ist, sich jetzt zu den Beziehungen insgesamt zu äußern, weil ich ja auch Bemühungen hier in keiner Art und Weise irritieren möchte.
Novy: Jürgen Zöllner, Vorsitzender der Einstein-Stiftung Berlin. Es ging um die Berufung des inhaftierten Künstlers Ai Weiwei an die Universität der Künste.
O-Ton Martin Rennert: In dem heutigen Fall kann ich nicht sagen, dass ich erwarte, dass die chinesische Regierung wegen einer Gastprofessur des Einstein Foundation und der UDK plötzlich ihre Politik ändert. Allerdings ist es ein Angebot, ein stehendes finanziertes Angebot, welches im Ausland nun seit langem geprüft wurde und nun nachhaltig angeboten werden wird. Wir werden nicht aufhören, darauf zu dringen, Ai Weiwei diese Professur antreten zu lassen, sollte er das wollen.
Novy: So also Martin Rennert, Präsident der Universität der Künste. - Und ich habe den Vorsitzenden der Einstein-Stiftung, Jürgen Zöllner, zunächst gefragt: Wie lange war denn Ai Weiweis Berufung geplant?
Jürgen Zöllner: Herr Präsident Rennert hat geschildert, dass die Bemühungen seit Dezember laufen, weil er wegen seiner überragenden Persönlichkeit eine ideale Ergänzung auch der Graduiertenschule hier an der UDK ist. Das ist also kein Schnellschuss.
Novy: Der Name Ai Weiwei ist weltweit bekannt, also die Verpflichtung eines so berühmten Künstlers schmückt natürlich die UDK. Wie sieht es denn aus? Kennen Sie Ai Weiwei, als Lehrer zum Beispiel?
Zöllner: Also ich persönlich kenne ihn leider, sage ich, nicht.
Novy: Aber die Kollegen?
Zöllner: Aber die Kollegen ja und es gibt ja auch sehr starke enge persönliche Kontakte zu Herrn Eliasson, die ja schon zusammen gearbeitet haben, so dass auch die Ansiedlung - damit sehen Sie, wie ernsthaft die Gedanken schon seit längerer Zeit gehen - von Herrn Ai Weiwei in seinem Institut diskutiert worden ist.
Novy: Nun hat sich die Situation ja dramatisch geändert und man könnte natürlich auch fragen, ob die Verleihung jetzt, oder die Zustimmung des Einstein-Founds jetzt wirklich in Ai Weiweis Sinn sein kann, weil die Chinesen ja zusätzlich geärgert werden könnten.
Zöllner: Also ich darf Ihnen versichern, dass alles das, was man in einer solchen Situation tun kann, wir getan haben, um uns abzusichern, dass es nicht zum Nachteil von Herrn Ai Weiwei, aber auch nicht zum Nachteil der chinesisch-deutschen Beziehungen gerät. Ich frage umgekehrt: ...
Novy: Können die noch verschlechtert werden?
Zöllner: Was wäre es für ein Zeichen gegenüber dem Betroffenen, aber auch gegenüber der Öffentlichkeit gewesen, wenn ein solcher Prozess wegen der Vorkommnisse jetzt unterbrochen und nicht zu Ende geführt worden wäre.
Novy: Nun ist da eine Professur vergeben, ohne dass man überhaupt um den Aufenthalt des künftigen Lehrers weiß. Wie sind denn die Szenarien jetzt für die nahe Zukunft? Was denken Sie?
Zöllner: Die UDK hat ein entsprechendes Schreiben über verschiedene Wege an Herrn Ai Weiwei gerichtet und jetzt muss man abwarten.
Novy: Sie haben eben gesagt, was würde das bedeuten für die chinesisch-deutschen Beziehungen. Ich möchte noch mal fragen: Ist das überhaupt noch zu verschlechtern, was im Moment in diesen Kulturbeziehungen los ist? Es soll 2012 ein China-Jahr geben, heute hat der PEN-Chef Herbert Wiesner angemahnt, sich da nicht schon wieder über den Tisch ziehen zu lassen, sondern einmal anders vorzugehen. Das ist ein Zitat. Aber wie anders? Was könnten Sie sich mal ganz allgemein gesagt vorstellen?
Zöllner: Ich will hier nicht jetzt allgemein mich dazu äußern. Es geht jetzt um die Gewinnung dieser herausragenden Persönlichkeit, und das ist heute an der Tagesordnung. Ich meine, dass es nicht der Zeit ist, sich jetzt zu den Beziehungen insgesamt zu äußern, weil ich ja auch Bemühungen hier in keiner Art und Weise irritieren möchte.
Novy: Jürgen Zöllner, Vorsitzender der Einstein-Stiftung Berlin. Es ging um die Berufung des inhaftierten Künstlers Ai Weiwei an die Universität der Künste.