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Es ist nicht alles Gold wert, was glänzt

Zum Abschluss unserer Miniserie "Geldanlage ohne Euro" geht es heute um Gold. Der Goldpreis hat gestern in London zum ersten Mal mehr als 1600 Dollar je Feinunze gekostet. Lohnt es sich noch einzusteigen und Gold zu kaufen?

Von Annette Eversberg |
    Gold ist derzeit sehr gefragt - bei Anlegern und in der Wirtschaft: Seit dem Beginn der Eurokrise hat beispielsweise der weltweit größte börsennotierte Indexfonds auf Gold seine Goldmenge um rund 20 Tonnen erhöht. Vor allem China kauft große Mengen Gold. Auch Kleinanleger möchten ihre Euros vergolden und hoffen auf weitere Wertsteigerungen. Innerhalb von elf Jahren stieg der Goldpreis von 300 US-Dollar auf 1600 US-Dollar. Wer früh eingestiegen ist und dann wieder verkauft hat, konnte einen hohen Gewinn verbuchen. Ob das allerdings so weitergeht, ist nicht sicher. Der Goldpreis kann auch wieder fallen. Und die Geldanlage in Gold ist teuer. Das gelbe Metall wird weltweit in Dollar gehandelt. Georg Tryba ist Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

    "Ich habe, wenn ich Gold kaufe, ein Währungsrisiko, es kann aber durchaus sein, dass der Goldpreis steigt, wenn aber der Dollarkurs sich in die andere Richtung bewegt, dann kann das sogar ein Minusgeschäft für mich in Deutschland sein."
    Marcus Wolscht, Leiter für Vertriebssteuerung und Vermögensangelegenheiten bei der Sparkasse Münsterland-Ost rechnet vor, wie es bei Kursverlusten des Dollar weitergehen könnte.

    "Angenommen der US-Dollar verliert in den nächsten 5 Jahren 15 Prozent, dann müsste an sich das Gold ja ungefähr um 15 Prozent im Basiswert steigen, um diese Währungsverluste wieder wettmachen zu können."
    In diesen fünf Jahren wirft eine Goldanlage weder Dividenden noch Zinsen ab. Wer 10.000 Euro vergolden möchte, der muss also auch den Dollarkurs im Blick haben. Gegen Gold sprechen aber auch die Nebenkosten der Anlage. Den Ankauf von Gold lassen sich Banken und Händler bezahlen. Georg Tryba.

    "Das heißt also, wenn man Goldbarren sich zulegt, dann kann man bis zu zehn Prozent rechnen, die einfach für die ganze Kaufabwicklung erst einmal abgehen."
    Diese Kosten ergeben sich aus dem Unterschied zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis. Will man sein Edelmetall dann wieder zu Geld machen, muss man noch einmal draufzahlen, weiß der Verbraucherschützer.

    "Auch beim Verkauf gibt es Abschläge, das heißt, man sollte sich nicht einfach am reinen Goldpreis orientierten, sondern muss dann gucken, was bleibt wirklich übrig, was an Gebühren wird abgezogen von der Bank, um dann wirklich zu sehen, was ist für mich als Anleger dabei rausgekommen."

    Im Höchstfall sind es noch einmal zehn Prozent. Gold kann man nicht einfach in ein kostenloses Depot legen wie ein Wertpapier. Marcus Wolscht:

    "Das Gold können Sie im Keller verwahren, wo ich dringend von abrate. Sie können aber auch ein Bankschließfach nutzen und da liegen die Preise meistens ab 40 Euro pro Jahr für die Verwahrung."
    Kosten, die man ebenfalls berücksichtigen muss. Vor allem, wenn man das Gold langfristig behalten möchte. Dann ist aber nicht sicher, ob man auch wirklich daran verdient, wie Marcus Wolscht vorrechnet.

    "Wer vor über 30 Jahren in Gold investiert hat in der damaligen Boomphase, der hat erst vor ungefähr einem Jahr seine damaligen Einstandskurse wiedergesehen, ist dann also Plus-Minus- Null rausgegangen, hat aber 30 Jahre keine Erträge gehabt, für den hat sich eine solche Goldinvestition absolut nicht gerechnet."
    Wer die Nebenkosten verringern will, kann Goldzertifikate erwerben. Die werden an der Börse gehandelt, und man benötigt kein Schließfach. Mit Zertifikaten wettet man auf den Goldpreis. Die Laufzeiten sind unterschiedlich. Es gibt feste oder variable Fälligkeitstermine. Die Emittenten von solchen Zertifikaten können aber auch kündigen, und das gerade zu einem Zeitpunkt, zu dem der Goldpreis besonders ungünstig für den Inhaber der Zertifikate ist. Käme es wirklich zu einem Zusammenbruch des Euros und man würde sein Gold benötigen, um etwas kaufen zu können, stünde man –so Georg Tryba – vollends vor einem Problem.

    "Es hilft nicht, wenn man große Goldbarren oder Schmuck in der Hinterhand hat, sondern in diesem Fall ist es natürlich sinnvoll, dass man kleine Goldplättchen, die wenige Gramm wiegen, als Zahlungsmittel in der Hinterhand hat. Allerdings, diese kleinen Barren kosten wieder einen Extraaufpreis."