Stefan Koldehoff: Gregor Schneider ist seit einigen Jahren in der deutschen und inzwischen auch in der internationalen Kunstwelt der Mann fürs Hintergründige. Das Haus seiner Eltern in Mönchengladbach-Rheydt verbaute er in ein klaustrophobisches Labyrinth aus toten Gängen und sinnlosen Türen. Nach ähnlich beklemmenden Prinzipien gestaltete er den deutschen Pavillon auf der Kunstbiennale von Venedig, Souterrainräume des Museums K21 in Düsseldorf. Neben die Hamburger Kunsthalle setzte er einen schwarzen Würfel, der an die Kaaba erinnerte, sie dann aber doch wieder nicht sein sollte. Ins Museum für Moderne Kunst in Frankfurt legt er eine Frau, die ziemlich tot wirkte, aber natürlich lebendig war. Nun kündigt das Museum Abteiberg in Schneiders Heimatstadt Mönchengladbach das, Zitat, "bisher größte Werk in Schneiders künstlerischer Biografie" an. Eröffnung mit Bier, Würstchen, Kaffee und Riemchentorte. Christiane Vielhaber, auf die Größe allein kommt es ja bekanntlich nicht an?
Christiane Vielhaber: Darauf nicht. Aber er lehrt uns wieder in großem Maßstab das Gruseln. Dieses Gebäude oder dieser Anbau am Museum bezieht sich auf die grundsätzliche Planung von Hans Hollein, nach dessen Plänen ja das Haus '82 eröffnet wurde. Und damals war man schon davon ausgegangen, das reicht nicht, wir brauchen einen Anbau. Das kostet nicht nur Geld, geplant sind 30 Millionen, sondern Hans Hollein hatte in der Zwischenzeit auch diesen Anbau, diesen ersten Anbauentwurf revidiert. Die Stadt Mönchengladbach hatte Grundstücke dazu gekauft, aber es reicht nicht. Und jetzt kam eben Gregor Schneider und hat gesagt, passt auf, ich mache euch da was, ich mache euch einen neuen Eingang. Dieser Eingang ist nicht dort, wo der alte war, sondern ist so eine Zwickelsituation, wie Hans Hollein das so ähnlich in Frankfurt gemacht hat mit seinem Tortenstück, mit diesem Museum. Und auf diese Zwickelsituation setzt jetzt Gregor Schneider etwas, was so aussieht, wie seine Hamburger Kunstkiste sozusagen. Es sind etwa die gleichen Ausmaße, 14 mal 14 mal 14. Und hier ist es so, Sie kommen entweder den Abteiberg hochgefahren mit einem Auto oder zu Fuß oder Sie kommen von der Fußgängerzone, und beide Male sehen Sie so einen etwas versetztes Parallelogramm, wie gesagt 14 mal 14 Meter, vorne der Eingang und dazu, Kunst braucht einen Rahmen, es handelt sich um ein Museum, 2,50 Meter dieser Rahmen. Das ist von außen schwarz. Das erkennen Sie noch so ein bisschen, weil das ein Schwarz ist, was das Licht reflektiert. Dann gehen Sie eine Hühnerleiter hoch, 2,50 Meter, da wo dieser Rahmen aufhört. Und dann sehen Sie, innen drin ist es auch schwarz, aber ein ganz dumpfes Schwarz, das ist so mit Molton bespannt, was auch noch alle Geräusche schluckt. So, und da stehen Sie jetzt und Sie wissen gar nicht, wie Ihnen geschieht. Es ist dunkel, es wird immer dunkler, Sie können sich an der Wand lang tasten. Ich weiß, dass es 60 Meter sind. Es sind gefühlte 100 Meter, bis Sie am Ende irgendwo gegenstoßen. Da ist Schluss, und dann denken Sie, was mache ich jetzt hier. Und dann gucken Sie und wenn Sie nach links gucken, da geht dieser Weg, diese Rampe, diese schräge Rampe noch mal ein Stück runter zehn Meter und dann enden Sie vor einem Loch. Da ist ein ganz kleines Lämpchen, was von unten leuchtet. Es geht 1,50 Meter tief runter. Auch das ist wieder eine Mutprobe. Sie müssen darunter steigen, um irgendwo zu landen. Und dann landen Sie in dem Totenhaus. Er nennt das ja Tod, weil es nicht mehr zu dem lebendigen Organismus seines Wohnhauses in der Unterreiner Straße in Rheydt gehört. Da sind jetzt sechs Räume. Ein Raum gehörte schon dem Museum, ein Raum haben sie jetzt dazu gekriegt und drei Räume aus Privatbesitz. Und die sind genauso, wie Sie das beschrieben haben, irgendwo dringt ein bisschen Licht durch so eine Jalousie, durch eine Ritze. Dann machen Sie eine Tür auf, dann sind da wieder Türen, die nirgendwo hinführen. Es ist wirklich grauenhaft, grauenhaft, bis Sie endlich da gelandet sind und dann versuchen Sie aus diesem Labyrinth nur rauszukommen. Und die einzige Möglichkeit ist der Aufzug hoch ins Museum, und dann, puh, dann können Sie richtig durchatmen, das ist es hell und da ist wieder richtig Kunst.
Koldehoff: Museum dann auch wieder positiv hervorgekehrt. Was haben Sie da gesehen? Ein autonomes Kunstwerk, ein Stück Architektur? Wie würden Sie das bewerten?
Vielhaber: Ja, ich hab mir das so eigentlich so zurechtgemacht, weil man diesem Bau von Hans Hollein immer gesagt, er funktioniert nicht als Museum, es ist eine begehbare Skulptur. Und was jetzt Gregor Schneider gemacht hat, ist ja genau dasselbe. Es ist eine begehbare Skulptur. Und Sie können nur durch diesen von ihm gebauten Eingang da reinkommen. Es dürfen nur Behinderte mit einem Rollstuhl den Aufzug nehmen, dass denen das Klaustrophobische und das Unheimliche eigentlich erspart bleibt.
Koldehoff: Fürchte dich nicht, es ist doch ein Museum. Christiane Vielhaber war das, vielen Dank, über das neue Projekt von Gregor Schneider in Mönchengladbach.
Christiane Vielhaber: Darauf nicht. Aber er lehrt uns wieder in großem Maßstab das Gruseln. Dieses Gebäude oder dieser Anbau am Museum bezieht sich auf die grundsätzliche Planung von Hans Hollein, nach dessen Plänen ja das Haus '82 eröffnet wurde. Und damals war man schon davon ausgegangen, das reicht nicht, wir brauchen einen Anbau. Das kostet nicht nur Geld, geplant sind 30 Millionen, sondern Hans Hollein hatte in der Zwischenzeit auch diesen Anbau, diesen ersten Anbauentwurf revidiert. Die Stadt Mönchengladbach hatte Grundstücke dazu gekauft, aber es reicht nicht. Und jetzt kam eben Gregor Schneider und hat gesagt, passt auf, ich mache euch da was, ich mache euch einen neuen Eingang. Dieser Eingang ist nicht dort, wo der alte war, sondern ist so eine Zwickelsituation, wie Hans Hollein das so ähnlich in Frankfurt gemacht hat mit seinem Tortenstück, mit diesem Museum. Und auf diese Zwickelsituation setzt jetzt Gregor Schneider etwas, was so aussieht, wie seine Hamburger Kunstkiste sozusagen. Es sind etwa die gleichen Ausmaße, 14 mal 14 mal 14. Und hier ist es so, Sie kommen entweder den Abteiberg hochgefahren mit einem Auto oder zu Fuß oder Sie kommen von der Fußgängerzone, und beide Male sehen Sie so einen etwas versetztes Parallelogramm, wie gesagt 14 mal 14 Meter, vorne der Eingang und dazu, Kunst braucht einen Rahmen, es handelt sich um ein Museum, 2,50 Meter dieser Rahmen. Das ist von außen schwarz. Das erkennen Sie noch so ein bisschen, weil das ein Schwarz ist, was das Licht reflektiert. Dann gehen Sie eine Hühnerleiter hoch, 2,50 Meter, da wo dieser Rahmen aufhört. Und dann sehen Sie, innen drin ist es auch schwarz, aber ein ganz dumpfes Schwarz, das ist so mit Molton bespannt, was auch noch alle Geräusche schluckt. So, und da stehen Sie jetzt und Sie wissen gar nicht, wie Ihnen geschieht. Es ist dunkel, es wird immer dunkler, Sie können sich an der Wand lang tasten. Ich weiß, dass es 60 Meter sind. Es sind gefühlte 100 Meter, bis Sie am Ende irgendwo gegenstoßen. Da ist Schluss, und dann denken Sie, was mache ich jetzt hier. Und dann gucken Sie und wenn Sie nach links gucken, da geht dieser Weg, diese Rampe, diese schräge Rampe noch mal ein Stück runter zehn Meter und dann enden Sie vor einem Loch. Da ist ein ganz kleines Lämpchen, was von unten leuchtet. Es geht 1,50 Meter tief runter. Auch das ist wieder eine Mutprobe. Sie müssen darunter steigen, um irgendwo zu landen. Und dann landen Sie in dem Totenhaus. Er nennt das ja Tod, weil es nicht mehr zu dem lebendigen Organismus seines Wohnhauses in der Unterreiner Straße in Rheydt gehört. Da sind jetzt sechs Räume. Ein Raum gehörte schon dem Museum, ein Raum haben sie jetzt dazu gekriegt und drei Räume aus Privatbesitz. Und die sind genauso, wie Sie das beschrieben haben, irgendwo dringt ein bisschen Licht durch so eine Jalousie, durch eine Ritze. Dann machen Sie eine Tür auf, dann sind da wieder Türen, die nirgendwo hinführen. Es ist wirklich grauenhaft, grauenhaft, bis Sie endlich da gelandet sind und dann versuchen Sie aus diesem Labyrinth nur rauszukommen. Und die einzige Möglichkeit ist der Aufzug hoch ins Museum, und dann, puh, dann können Sie richtig durchatmen, das ist es hell und da ist wieder richtig Kunst.
Koldehoff: Museum dann auch wieder positiv hervorgekehrt. Was haben Sie da gesehen? Ein autonomes Kunstwerk, ein Stück Architektur? Wie würden Sie das bewerten?
Vielhaber: Ja, ich hab mir das so eigentlich so zurechtgemacht, weil man diesem Bau von Hans Hollein immer gesagt, er funktioniert nicht als Museum, es ist eine begehbare Skulptur. Und was jetzt Gregor Schneider gemacht hat, ist ja genau dasselbe. Es ist eine begehbare Skulptur. Und Sie können nur durch diesen von ihm gebauten Eingang da reinkommen. Es dürfen nur Behinderte mit einem Rollstuhl den Aufzug nehmen, dass denen das Klaustrophobische und das Unheimliche eigentlich erspart bleibt.
Koldehoff: Fürchte dich nicht, es ist doch ein Museum. Christiane Vielhaber war das, vielen Dank, über das neue Projekt von Gregor Schneider in Mönchengladbach.