Es waren einmal zwei Brüder, die hatten früh ihren Vater verloren. So war zuhause oft Schmalhans Küchenmeister. Und die beiden sollten früh ihr Geld verdienen, um ihre jüngeren Geschwister mit zu ernähren. Wenn nicht ihre Tante Kammerzofe der Fürstin gewesen wäre, so hätten sie wohl gar nicht studieren können. So aber wurden sie beide berühmte Gelehrte, die sich der Erforschung der deutschen Sprache und Literatur widmeten. Sie sammelten alte Lieder und Heldensagen, Legenden – und Märchen.
Es war einmal eine Königstochter, die ging hinaus in den Wald und setzte sich an einen kühlen Brunnen. Sie hatte eine goldene Kugel, die war ihr liebstes Spielwerk, die warf sie in die Höhe und fing sie wieder in der Luft und hatte ihre Lust daran. Einmal war die Kugel gar hoch geflogen, sie hatte die Hand schon ausgestreckt und die Finger gekrümmt, um sie wieder zu fangen, da schlug sie neben vorbei auf die Erde, rollte und rollte und geradezu in das Wasser hinein."
"Der Froschkönig oder Der eiserne Heinrich" eröffnet den ersten Band der "Kinder- und Hausmärchen", der am 20. Dezember 1812 in Georg Reimers Realschulbuchhandlung in Berlin erschien. Die Herausgeber Jacob und Wilhelm Grimm hatten dafür 86 Volksmärchen zusammengetragen, weitere 69 erschienen drei Jahre später im zweiten Band.
"Die Brüder Grimm rekurrierten nach romantischer Vorstellung auf einem sogenannten Volksgeist. Das seien anonym kollektiv entstandene Geschichten, die sich genauso anonym mündlich weiter verbreitet hätten."
Der Germanist Heinz Rölleke kann zwar auch nicht sagen, wo die Volksmärchen ursprünglich herkommen, die in diversen Varianten in ganz Europa zu finden sind, aber er hat vieles über die Quellen der Grimmschen Märchen herausgefunden und auch Genaueres darüber, wie die beiden Brüder zu den Märchen kamen.
"Das hatte man bis jetzt ziemlich vernachlässigt, weil die Grimms so eine Art Nebelkerzen geschossen hatten. Sie sagen, gesammelt ist alles in Hessen. Und damit haben sie nicht gelogen, sie haben nämlich gar nicht gesammelt, sondern die Märchenerzähler kamen zu ihnen ins Haus, junge Mädchen vor allem aus der Kasseler guten Bürgerschaft. Oder später schickten Leute von auswärts handschriftlich festgehaltene Märchen ein."
Einige der beliebtesten Märchen gehen auf französische Vorbilder zurück: "Rotkäppchen" etwa, "Frau Holle", "Dornröschen" oder "Aschenputtel". Das liegt daran, dass die meisten Frauen, die den Grimms die Geschichten erzählten, aus hugenottischen Familien stammten. Manche Märchen haben Jacob und Wilhelm Grimm auch aus gedruckten Quellen übernommen oder sogar aus Prosawerken herausgelöst. Vor allem aber haben sie sie bearbeitet. Die Märchen in der uns vertrauten Form tragen die literarische Handschrift von Wilhelm Grimm. Denn während Jacob sich mehr und mehr zum Sprachforscher entwickelte, schrieb Wilhelm die Märchen für jede neue Auflage wieder um. Er fügte Redensarten ein wie den berühmten Anfang: "In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat", der beim "Froschkönig" von 1812 noch fehlt. Allzu Drastisches oder Sexuelles entfernte er, aus Müttern machte er Stiefmütter, und grundsätzlich ließ er jede Geschichte glücklich enden, wie er schon in der Vorrede zur Erstausgabe angekündigt hatte:
Alles Schöne ist golden und mit Perlen bestreut. Das Unglück aber eine finstere Gewalt, ein ungeheurer menschenfressender Riese, der doch wieder besiegt wird, da eine gute Frau zur Seite steht, welche die Noth glücklich abzuwenden weiß. Und dieses Epos endigt immer, indem es eine endlose Freude aufthut.
Die erste Ausgabe der "Kinder- und Hausmärchen" verkaufte sich schlecht. Der wissenschaftliche Charakter mit der langen Einleitung, den Varianten und Anmerkungen schreckte die Leser ab. Erst als 1825 eine Auswahl von 50 Märchen erschien, geschmückt mit den Illustrationen eines weiteren Bruders, Ludwig Emil Grimm, setzte der Erfolg ein und war weltweit nicht mehr aufzuhalten. Unzählige Illustratoren, Filmemacher, Dramatiker und Komponisten haben sich von davon inspirieren lassen.
Es war einmal eine Königstochter, die ging hinaus in den Wald und setzte sich an einen kühlen Brunnen. Sie hatte eine goldene Kugel, die war ihr liebstes Spielwerk, die warf sie in die Höhe und fing sie wieder in der Luft und hatte ihre Lust daran. Einmal war die Kugel gar hoch geflogen, sie hatte die Hand schon ausgestreckt und die Finger gekrümmt, um sie wieder zu fangen, da schlug sie neben vorbei auf die Erde, rollte und rollte und geradezu in das Wasser hinein."
"Der Froschkönig oder Der eiserne Heinrich" eröffnet den ersten Band der "Kinder- und Hausmärchen", der am 20. Dezember 1812 in Georg Reimers Realschulbuchhandlung in Berlin erschien. Die Herausgeber Jacob und Wilhelm Grimm hatten dafür 86 Volksmärchen zusammengetragen, weitere 69 erschienen drei Jahre später im zweiten Band.
"Die Brüder Grimm rekurrierten nach romantischer Vorstellung auf einem sogenannten Volksgeist. Das seien anonym kollektiv entstandene Geschichten, die sich genauso anonym mündlich weiter verbreitet hätten."
Der Germanist Heinz Rölleke kann zwar auch nicht sagen, wo die Volksmärchen ursprünglich herkommen, die in diversen Varianten in ganz Europa zu finden sind, aber er hat vieles über die Quellen der Grimmschen Märchen herausgefunden und auch Genaueres darüber, wie die beiden Brüder zu den Märchen kamen.
"Das hatte man bis jetzt ziemlich vernachlässigt, weil die Grimms so eine Art Nebelkerzen geschossen hatten. Sie sagen, gesammelt ist alles in Hessen. Und damit haben sie nicht gelogen, sie haben nämlich gar nicht gesammelt, sondern die Märchenerzähler kamen zu ihnen ins Haus, junge Mädchen vor allem aus der Kasseler guten Bürgerschaft. Oder später schickten Leute von auswärts handschriftlich festgehaltene Märchen ein."
Einige der beliebtesten Märchen gehen auf französische Vorbilder zurück: "Rotkäppchen" etwa, "Frau Holle", "Dornröschen" oder "Aschenputtel". Das liegt daran, dass die meisten Frauen, die den Grimms die Geschichten erzählten, aus hugenottischen Familien stammten. Manche Märchen haben Jacob und Wilhelm Grimm auch aus gedruckten Quellen übernommen oder sogar aus Prosawerken herausgelöst. Vor allem aber haben sie sie bearbeitet. Die Märchen in der uns vertrauten Form tragen die literarische Handschrift von Wilhelm Grimm. Denn während Jacob sich mehr und mehr zum Sprachforscher entwickelte, schrieb Wilhelm die Märchen für jede neue Auflage wieder um. Er fügte Redensarten ein wie den berühmten Anfang: "In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat", der beim "Froschkönig" von 1812 noch fehlt. Allzu Drastisches oder Sexuelles entfernte er, aus Müttern machte er Stiefmütter, und grundsätzlich ließ er jede Geschichte glücklich enden, wie er schon in der Vorrede zur Erstausgabe angekündigt hatte:
Alles Schöne ist golden und mit Perlen bestreut. Das Unglück aber eine finstere Gewalt, ein ungeheurer menschenfressender Riese, der doch wieder besiegt wird, da eine gute Frau zur Seite steht, welche die Noth glücklich abzuwenden weiß. Und dieses Epos endigt immer, indem es eine endlose Freude aufthut.
Die erste Ausgabe der "Kinder- und Hausmärchen" verkaufte sich schlecht. Der wissenschaftliche Charakter mit der langen Einleitung, den Varianten und Anmerkungen schreckte die Leser ab. Erst als 1825 eine Auswahl von 50 Märchen erschien, geschmückt mit den Illustrationen eines weiteren Bruders, Ludwig Emil Grimm, setzte der Erfolg ein und war weltweit nicht mehr aufzuhalten. Unzählige Illustratoren, Filmemacher, Dramatiker und Komponisten haben sich von davon inspirieren lassen.