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ESA testet 3D-Druck
Ein Iglu aus Mondstaub

Ein Haus einfach ausdrucken - das klingt nach Science-Fiction, geht aber längst. Jetzt entwickelt die Europäische Weltraumorganisation ESA das Konzept weiter. Den Erdtrabanten bedeckt reichlich Regolith. Mit Hilfe eines 3D-Druckers soll aus diesem Mondstaub eine Station entstehen.

Von Irmgard Wutscher |
    Die Struktur ist bedeckt mit grauem Staub und fügt sich in die Mondlandschaft ein. Eine Art Iglu – also eine Kuppel mit einem längeren Tunnel als Eingang und zwei Dachluken. So sieht die Vision von einem Haus auf dem Mond aus, die Architekten der britischen Firma Foster & Partners für die ESA entworfen haben.
    Dass irgendwann eine Station auf dem Mond gebaut werden soll, ist klar. Derzeit überlegen die Forschenden, wie man das machen kann. Denn Material, Werkzeuge und schließlich noch Menschen auf den Mond zu schicken, ist teuer und kompliziert.
    "Heute wäre eine solche Mission technologisch, ökonomisch und logistisch unmöglich", sagt Tommaso Ghidini, Leiter der Abteilung für Strukturen, Mechanismen und Materialien bei der ESA.
    "Es sei denn, wir machen etwas komplett anderes. Das heißt, wir schicken einen 3D-Drucker auf den Mond. Und mit dem 3D-Drucker und Sonnenlicht können wir mit dem Regolith diese Moonbase bauen."
    Regolith – das ist Mondstaub. Ihn wollen die Forscher der ESA also als Baumaterial für den 3D-Druck verwenden. Einen ersten Protoypen haben sie bereits auf der Erde hergestellt: Ein 1,5 Tonnen schweres Mauerstück in Wabenstruktur. Es besteht aus simuliertem Mondmaterial, gemischt mit einem Bindemittel. Die Wabenstruktur, die sich an Vogelknochen orientiert, macht den Baustein leichter und stabiler.
    Eine Wabenstruktur macht das Baumaterial leicht und stabil
    3D-Druck ist in der Raumfahrt nichts Neues: Auf der internationalen Raumstation ISS gibt es zum Beispiel zwei 3D-Drucker für Plastikteile. Die Drucker funktionieren dort trotz der nur minimalen Schwerkraft. Sie stellen bei Bedarf Ersatzteile her, die so nicht teuer transportiert und gelagert werden müssen, obwohl sie vielleicht nie zum Einsatz kommen. Ähnliches ist für den Mond angedacht.
    "Wir könnten eine E-Mail schicken und die Teile, die wir brauchen, einfach auf dem Mond drucken. Dann brauchen wir nicht Teile mitzunehmen, die wir nie benutzen werden."
    Jetzt wird getestet, ob so ein 3D-Drucker auch ohne Atmosphäre und mit der veränderten Schwerkraft auf dem Mond klar käme. Wobei man sich unter diesem Drucker nicht ein großes, an einem fixen Ort stehendes Gerät vorstellen darf. Es ist eher ein beweglicher Roboterarm mit Druckkopf, der auf dem Mond vor sich hin werkeln soll.
    Auch Recycling wäre machbar
    Ein solcher Roboter könnte in Zukunft auch Mondsonden vergangener Missionen einsammeln und aus deren Bestandteilen – Metall zum Beispiel oder Plastik – weitere Teile bauen. An diesem kosmischen Recyclingkonzept tüftelt man bei der ESA gerade.
    "Das ist extrem elegant meiner Meinung nach. Wir bauen etwas mit Ressourcen, die schon auf dem Planeten sind. Das heißt, es ist sehr effektiv."
    Aber wozu der ganze Aufwand – nur für eine Basis auf dem Mond? Tommaso Ghidini denkt natürlich schon weiter.
    "Der Mond ist ein erster Schritt, meiner Meinung nach. Wir sollten das in einer Perspektive sehen. Das heißt, wir wollen nicht nur auf dem Mond ein Haus bauen, sondern auch auf dem Mars ein Haus bauen."
    Für eine Marsmission könnte die Mondbasis zum einen Zwischenstation sein – zum anderen ein Test, unter besser kontrollierbaren Bedingungen. Denn in einem Notfall ist der Mond nahe genug, um die Astronauten halbwegs schnell wieder zur Erde zu holen. Zum roten Planeten dauert alleine der Flug über 15 Monate.
    Vom technologischen Standpunkt betrachtet, könnte schon Ende der 2020er-Jahre ein Iglu aus Mondstaub auf dem Erdtrabanten stehen. Und Ende der 2030er erstmals ein Mensch auf dem Mars spazieren gehen.