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ESC-Vorentscheid
Schweden fiebert beim "Melodifestivalen" mit

Beim "Melodifestivalen" wird in Schweden jährlich der Teilnehmer für den Euro Vision Songcontest gekürt. Zwischen drei und vier Millionen Menschen zieht es dazu in diesen Wochen samstags vor den Fernseher. Doch ist die aufwendig produzierte Show nicht nur ein Straßenfeger, sondern sie hat auch einen großen Einfluss auf die schwedische Popmusikbranche.

Von Randi Häusler |
    Flagge Schweden
    In Stockholm wird im Mai der ESC ausgetragen. (picture alliance / Hinrich Bäsemann)
    Ein Team des schwedischen Fernsehens sitzt um einen Tisch in einem fensterlosen Raum des Funkhauses. Die Laptops sind aufgeschlagen; Ausdrucke mit Grafiken der Bühnenshow liegen auf dem Tisch, eine Kostümbildnerin reicht Stoffproben für die Bühnengarderobe der Künstler herum.
    Es ist Mitte Januar - nur noch ein paar Wochen bis zum Beginn des "Melodifestivalen".
    Bis zu DER Sendung des schwedischen Fernsehens, die ein extrem hohes Budget hat, viele Monate der Planung bedarf und ein Publikumsmagnet ist.
    Christer Björkman ist executive producer, und damit sozusagen die Spinne im Netz.
    "Das 'Melodifestivalen' ist am größten. Am absolut größten, mit großem Abstand zu den allem anderen. Das ist schon recht einzigartig."
    Alle Berufe sind heute hier zusammengekommen: Szenografen, Requisiteure, Lichtdesign, Kamera-Regie, Choreografen, Bühnentechnik. Das Team geht alle 28 Nummern durch - ihr Ziel: die Vision von jedem Künstler perfekt zu inszenieren.
    Eine Idee pro Auftritt ist ihr Motto, erklärt Mari Ryberger, act producer.
    "Es ist unser Job zuzusehen, dass jede Nummer anders ist, dass jede ihre eigene Atmosphäre bekommt sozusagen. Wir müssen breit denken, es soll viel Variation dabei sein: kleine, feine Nummern und große, bombastische. Tanzfreundliche Nummern und Balladen. Es soll für jeden Geschmack etwas dabei sein. Ich glaube, das "Melodifestivalen" ist deswegen so beliebt: weil es für alle etwas gibt. Und zwar etwas, dass man entweder toll oder auch einfach nur doof finden kann!"
    Wie musikalische Früherziehung auf Schwedisch
    Zwischen drei und vier Millionen Menschen setzten sich in Schweden in diesen Wochen samstags vor den Fernseher, um das "Melodifestivalen" zu sehen und den Kandidaten für den Eurovision Song Contest zu wählen. Viele sind selbst schon mit dieser Tradition aufgewachsen und schauen sich die Sendung nun gemeinsam mit ihren Kindern an - musikalische Früherziehung auf Schwedisch!
    Abgesehen von den vielen radiofreundlichen Popsongs fasziniert auch die farbenfrohe und bis ins letzte Detail durchgestylte Bühnenshow. In dieser dunklen Jahreszeit kommt vielen Schweden diese funkelnde, fröhliche Sendung gerade recht.
    Für das Lichtdesign der Show ist Fredrik Jönsson zuständig, und damit hat er, wie er es ausdrückt, "den größten Pinsel in der Hand".
    "Ich versuche, aber strikt zu sein. Ich möchte das Design reduzieren - ich würde es vielleicht nicht skandinavisch nennen, aber es soll nur wenige Parameter pro Nummer geben. Zum Beispiel versuchen wir uns an eine Farbe zu halten, maximal zwei, nicht drei oder vier für jede Nummer, denn das wird sonst zu viel Information."
    Henrik von Zweigbergk ist seit 2003 dabei - bei den Livesendungen sieht man den Zwei-Meter-Mann manchmal am Bühnenrand entlang huschen - er hat den Überblick über den praktischen Ablauf vor Ort, ist sozusagen die weißblonde Eminenz der Veranstaltung. Doch ohne das Team würde nichts laufen, sagt er.
    "Die meisten von uns sind schon seit vielen, vielen Jahren dabei. Und wir haben auch viele Eurovision Song Contests ausgerichtet – wir haben also viel Erfahrung, von der wir sehr profitieren."
    Straßenfeger
    Mit gutem Selbstvertrauen geht das Team hinter dem "Melodifestivalen" auch dieses Jahr wieder an den Start – in dem Wissen, wieder einen Straßenfeger zu produzieren.
    Das "Melodifestivalen" hat außerdem großen Einfluss auf die schwedische Popmusik-Branche und zieht schwedische Künstler aus unterschiedlichen Gründen an. Klar, jeder der Sänger sage, er wolle zum Eurovision Song Contest, erzählt Henric von Zweigbergk, aber:
    "Viele sind auch aus anderen Gründen dabei - man will sich zeigen, plant vielleicht eine Tournee, man will einen neuen Song rausbringen, oder ein Künstler will ein Comeback machen - es gibt viele Gründe, dabei zu sein. Und dann gibt es natürlich immer die, die ganz hoch hinaus wollen. So gibt es immer ein paar Spitzen und einen ganzen Teil gute Unterhaltung."
    Aus dieser Spitze wird dann hoffentlich beim Finale jemand gekürt, der beim ESC im Mai hier in Stockholm auf einem guten Platz landet. Am liebsten auf dem ersten. Denn das ist das erklärte Ziel des Teams: der 7. Sieg für Schweden beim Eurovision Song Contest.