Esken meinte, der amerikanische Superreiche Elon Musk lege erneut die Axt an Twitter. Das Online-Netzwerk sei von seinen Nutzerinnen und Nutzern "kostenlos gefüttert, groß gemacht und etabliert" worden. Die SPD-Chefin verwies darauf, dass Twitter für die öffentliche Debatte in Deutschland, für Politik und Medienwelt eine "erhebliche Rolle" spiele. "Ich bin überzeugt, dass wir diesen wichtigen digitalen öffentlichen Raum nicht weiterhin in den Händen eines Tech-Giganten mit fragwürdigem Demokratieverständnis lassen dürfen", sagte sie.
Esken: Mastodon könnte gesellschaftliche Funktion von Twitter ersetzen
Esken selbst hatte im vergangenen Jahr ihren Twitter-Account stillgelegt und sich beim deutschen Konkurrenten Mastodon angemeldet. "Grundsätzlich halte ich ein Mastodon-Netzwerk durchaus für geeignet, die gesellschaftliche Funktion von Twitter zu übernehmen", sagte Esken. Die SPD-Chefin regte an, dass Politik und Staat "im Sinne einer digitalen Daseinsvorsorge" Mastodon unterstützen. So könnten etwa die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten kuratierte und moderierte Instanzen von Mastodon anbieten und so dabei helfen, "dass eine an unseren demokratischen Grundwerten orientierten Alternative zu Twitter groß werden kann".
Mastodon meldet über 100.000 neue Nutzer
Das 2016 gegründete, werbefreie, kostenlose Projekt finanziert sich durch Spenden und Sponsoren. Der größte Unterschied zu Twitter ist, dass die Nachrichten über ein dezentrales Netzwerk ausgetauscht werden, für das Dienstleister Server zur Verfügung stellen. Einzelne Posts dürfen bis zu 500 Zeichen lang sein, auch Fotos und Videos können geteilt werden. Die Aufregung um die Lesebeschränkungen bei Twitter treibt dem deutschen Rivalen Mastodon offenbar immer mehr Nutzer in die Arme. "Es sieht so aus, als ob die Zahl der aktiven Nutzer von Mastodon in den letzten Tagen um 110.000 gestiegen ist", schrieb Firmengründer Rochko. Nach eigenen Angaben zählt Mastodon derzeit etwa 1,3 Millionen monatlich aktive Nutzer. Bei Twitter sind allerdings noch immer etwa 200 Mal so viele jeden Tag aktiv.
Twitter-Chef Musk hatte am Wochenende mitgeteilt, die Zahl der von Nutzern abrufbaren Tweets vorübergehend zu reduzieren. Mit dem Schritt solle das "extreme Ausmaß des Daten-Schürfens" und "Systemmanipulation" durch andere Onlineplattformen bekämpft werden, erklärte Musk. Er vermutet, dass Firmen wie der ChatGPT-Anbieter OpenAI die bei Twitter verfügbaren Informationen in großem Stil abgreifen, um damit ihre Künstlichen Intelligenzen (KI) zu trainieren.