Die Vorsitzende des Ethikrats, Buyx, sagte auf einer Pressekonferenz zum Thema "Mensch und Maschine", Künstliche Intelligenz müsse menschliche Entfaltung, Autorenschaft und Handlungsmöglichkeiten erweitern und dürfe sie nicht vermindern. Buyx nannte als Beispiel den medizinischen Bereich. Eine vollständige Ersetzung von Ärzten durch KI gefährde das Patientenwohl und sei nicht durch Personalmangel zu rechtfertigen. Die Umsetzung regulatorischer Prinzipien sei durch die bereits vorhandene Verbreitung KI-gesteuerter Systeme schwierig, ergänzte Buyx.
Ethikrat sieht KI-Einsatz in öffentlicher Verwaltung kritisch
Des Weiteren plädierte der Ethikrat für eine abwägende Anwendung von KI im Schulunterricht. Außerdem sei es fraglich, ob der Einsatz in der öffentlichen Verwaltung bei der Entscheidungsfindung wirklich nutze. Es drohe eine Zementierung gesellschaftlicher Ungleichheiten, warnte die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Mensch und Maschine des Ethikrats, Simon.
Der Ethikrat beschäftigte sich zudem mit dem Einfluss Künstlicher Intelligenz auf die Meinungsbildung in Sozialen Medien, da meist Algorithmen Inhalte vorschlagen würden. Problematisch sei, dass private Firmen über die Richtlinien für ethische und rechtliche Standards entschieden. Der stellvertretende Vorsitzende, Nida-Rümelein, kritisierte, digitale Infrastruktur werde de facto heute von einigen wenigen bereitgestellt. Die Steuerung der KI-Algorithmen mit dem Ziel, Nutzer möglichst lange auf den Plattformen zu halten, sei nicht unproblematisch.
Öffentliche Twitter-Alternative als mögliche Stärkung der Demokratie
Der Rat regte daher eine Diskussion über den Aufbau einer Twitter-Alternative in öffentlicher Verantwortung an. Diese Plattform könne nur auf europäische Ebene Erfolg haben, um Vielfalt zu schützen, Kommunikation zu fördern und Demokratie zu stabilisieren, ergänzte Nida-Rümelein. Es stelle sich die Frage, ob eine nicht-kommerzielle Alternative angeboten werden solle, um bestimmte Grundwerte der Demokratie zu stärken. Nida-Rümelein schlug dafür beispielsweise ein Stiftungsmodell vor. Die technische Lösbarkeit sei nicht das Problem, allerdings bezweifelte er den politischen Willen.