Die Holzbank am Teich ist der Lieblingsplatz von Andreas Mager. Den Teich hat er selbst angelegt. Mit Böschungen, mit Schilfgürtel, mit Fröschen und Karpfen und mit einer kleinen Halbinsel, auf der die Holzbank steht.
"Ganz viele Libellen sind hier, die brauchen ja relativ große Wasserflächen. Es kommen mittlerweile auch Fischreiher, wir haben sogar schon einen Eisvogel gehabt. Enten sind immer da. Und die Schwalben, die holen sich hier ihr Wasser."
"Wir geben der Natur sehr viel zurück"
Mager ist Obstbauer in einem Dorf bei Bonn. Den Teich braucht er für die Beregnung der Obstbäume. Aber dafür hätte auch ein einfaches Wasserbecken gereicht. Doch Andreas Mager ist überzeugter Biobauer, deshalb hat er den Wasserspeicher als Biotop angelegt.
"Wir setzen keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel, keine Düngemittel ein, und versuchen dann in unsere Anlagen möglichst viel biologische Vielfalt hineinzubringen. Das schaffen wir nicht immer. Aber wir müssen halt auch kucken, dass wir klar kommen. Und deswegen versuchen wir im Umfeld unseres Betriebes, dass wir der Natur sehr sehr viel zurückgeben, indem wir Flächen extensivieren, Teichlandschaften anlegen, wir haben Heckenlandschaften. Das ist alles freiwillig und das ist alles nicht gefördert."
26 Hektar bewirtschaftet Andreas Mager mit seiner Familie. Die Obstbäume stehen dicht an dicht, alle paar Reihen sieht man Arbeiter, die Bäume zuschneiden, Blätter nach Schädlingen absuchen oder Unkraut jäten. Ökoproduktion ist sehr arbeitsintensiv, sagt Mager, doch dafür kriegt er für seine Äpfel und Birnen deutlich höhere Preise als konventionelle Obstbauern.
Flächenprämien "nicht mehr zu rechtfertigen"
Vor der Europäischen Union bekommt er knapp 300 Euro pro Hektar an Flächenprämie. Die 300 Euro zahlt die EU an jeden Bauern für jeden Hektar, egal, was er anbaut. Wenn der Hektar brach liegt, kommt das Geld trotzdem.
Weil Andreas Mager seine Obstbäume ökologisch bewirtschaftet, legt die EU pro Hektar noch einmal 300 Euro drauf. Alles zusammen überweist ihm die Europäische Union 16.000 Euro im Jahr.
Dass in Brüssel jetzt über eine Änderung der Agrarförderung diskutiert wird, das findet er in Ordnung. Vor allem die reinen Flächenprämien seien nicht mehr zu rechtfertigen.
"Man muss natürlich bedenken, wer dieses Geld zahlt. Das Geld kommt vom normalen Bürger, und der will auch etwas zurück haben. Nicht nur Nahrungsmittel, die wollen auch eine ökologische Leistung haben, die möchten gerne in einer intakten Natur leben. Und ich würde diese Zahlungen etwas mehr daran knüpfen, dass man einen ökologischen Ausgleich schafft."
Genau das fordern viele Europaabgeordnete: Wer weniger Chemie einsetzt, wer seinen Tieren mehr Platz und weniger Antibiotika gibt, wer Hecken und Teiche anlegt und sich um die Artenvielfalt auf den Feldern kümmert, der soll Geld aus Brüssel bekommen. Im Gegenzug sollen die Flächenprämien schrittweise abgebaut werden. Für Biobauer Andreas Mager würde sich finanziell gar nicht viel ändern.
Vogelsterben, Insektensterben - "alles Humbug"
Ein paar Kilometer weiter, bei Siegburg: Theo Brauweiler bewirtschaftet mit seinem Sohn 180 Hektar Ackerland. Sie bauen Mais an, Raps, Kartoffeln, und wenn die Gerste geerntet ist, dann kommt Glyphosat auf den Acker, bis alle Unkräuter weg sind, bevor der Weizen ausgesät wird. Geht nicht anders, sagt Brauweiler, auch wenn die Schlaumeier aus der Stadt das anders sehen.
"Jedes Kind weiß heute, Glyphosat ist was ganz Schlimmes und verpestet die Umwelt und die Vögel gehen daran zugrunde, und die Insekten werden dadurch vernichtet, aber ich denke, Glyphosat ist ein Mittel, was schon lange in der Landwirtschaft eingesetzt wird und auch umweltschonend eingesetzt wird, um Unkraut zu vernichten, das durch mechanische Arbeit nicht vernichtet werden kann."
Brauweiler ist Vorsitzender der Kreisbauernschaft Siegkreis. Seine Bauern seien auf die Flächenprämien aus Brüssel angewiesen, sagt er, als Ausgleich für die niedrigen Milch- und Getreidepreise. Da könne man nicht einfach ökologische Aufgaben für die Bauern draufsatteln.
"Das ist ja der allgemeine Trend, dass man die Anforderungen an die Landwirte höher schraubt. Aber letztendlich wirkt sich das nicht auf die Preise aus. Wir wären sehr gerne bereit, höhere Leistungen zu erbringen, im Umweltschutz, im Tierwohlbereich, das muss aber auch finanziell honoriert werden durch höhere Preise.
Zusatzleistungen nur gegen zusätzliches Geld, das meint auch Hubert Pauly, Winzerpräsident im nahen Ahrtal. Wer die aktuellen Agrar-Beihilfen in Frage stelle, so Pauly, der beleidige die Landwirte.
Scharfe Kritik an der Behandlung der Landwirte
"Ich finde es erbärmlich für eine Gesellschaft, einen Landwirt als Sozialhilfeempfänger darzustellen, dass der Geld kriegt für das, was er leistet für eine schwere Arbeit. Der arbeitet nämlich keine 37,5 Stunden, sondern 90 Stunden die Woche, und ich finde es unverschämt für eine Gesellschaft überhaupt diese Diskussion."
Vogelsterben, Insektensterben, alles Humbug, meint der Winzer. Dass die Landwirtschaft zuviel Chemie einsetze, das sei Unsinn.
"Es wird ja fast nur noch gegen Pilzkrankheiten gespritzt. Nirgendwo gibt es gesündere Lebensmittel wie in der Bundesrepublik. Jede Spritzung kostet uns viel Geld, wir versuchen, so wenig zu spritzen wie nur irgend geht."
Jeder Hektar ohne Chemie "ein Gewinn für Mensch und Natur"
Zurück auf dem Biohof von Andreas Mager. Das mit der Gesundheit sieht Mager etwas anders. Er hat früher selbst Chemie gespritzt.
"Dann fahren Sie die Reihe rauf und die Reihe runter und sie sind als Obstbauer ja immer irgendwo auch den Dämpfen ausgesetzt. Und am Ende des Tages war mir das schon eine starke Belastung. Das ist, wenn sie ökologische Mittel spritzen, und wir spritzen ja im ökologischen Anbau auch und auch häufig, sind es aber immer natürliche Mittel und da merk ich keine Belastung."
Jeder Hektar ohne Chemie sei ein Gewinn für Mensch und Natur, meint Mager. Sein Biohof, sagt er, würde inzwischen auch ohne Subventionen überleben. Das Problem sei die Umstellungsphase, die sei teuer. Deshalb wäre es vernünftig, wenn die Europäische Union mehr Anreize für den Übergang von Konventionell auf Bio schaffen würde. Das würde allen nützen.
"Wenn jeder Bio machen würde, kämen wir zu einem deutlichen Angebotsrückgang und das Produkt würde wieder wertvoller und jeder könnte davon leben. Jeder Bauer. Man muss keine Angst davor haben, wenn jeder Bio machen würde."