Garching bei München, April 2018: Mitarbeiter der Leuchtenfirma Ledvance protestieren. Ein ironisches "Danke, China", steht auf ihren Transparenten. Denn bei Ledvance kam nach dem Kauf durch Chinesen das Aus für die wichtige Fabrik in Augsburg. Ausgerechnet Augsburg: Dort sitzt der Robotikhersteller Kuka, seit 2017 Teil des chinesischen Midea-Konzerns – was bis heute hitzig diskutiert wird, denn Kuka gilt als strategisch wichtig.
Zunächst schien die Fusion erfolgreich. Dann wurde aber zuerst das Topmanagement entlassen, und nun fast jede zehnte Stelle gestrichen. Michael Leppek, für die IG-Metall im Aufsichtsrat von Kuka:
"Es ist persönlich nicht leicht für mich, ich schlafe auch nicht gut. Aber wir hatten damals keine Alternative. Wir hatten keine Hauptanteilseigner, die uns geholfen hätten. Oder die Politik. Insofern haben wir Midea tatsächlich willkommen geheißen."
Zumal Deutsche und Chinesen eine Vereinbarung schlossen, die sowohl die Sicherheit von Arbeitsplätzen als auch die der Daten von Kuka und Kunden in Augsburg garantieren sollte. Gilt das noch? Schließlich baut Kuka eine Roboterfabrik am Stammsitz der Mutterfirma in Südchina. Der neue Kuka-Chef Peter Mohnen sagte bei seiner ersten Jahresbilanz:
"Die Frage, dass Kuka mehr Wissen nach China verlagert, wegen Midea oder des Drucks von Midea, finde ich irgendwie nicht ganz nachvollziehbar. Denn wir verlagern nicht mehr an Knowhow nach China als andere deutsche Unternehmen."
Deutschlands wichtigster Außenhandelspartner
Die Volksrepublik ist der wichtigste deutsche Außenhandelspartner. Gerade für Auto- und Maschinenbauer. Siemens etwa entwirft mit dem chinesischem Online-Giganten Alibaba Lösungen für digitale Wartungen von Fabriken. Letzten Sommer sagte Siemens-Chef Joe Kaeser im BR-Interview:
"Wenn man eben Kuka hier kaufen konnte, dann möchte vielleicht auch Siemens in China was kaufen. Und mit dieser Debatte löst man, glaube ich, diese Beklemmungen, dass man als Exportland sich allzu nationalistisch isoliert und sich in beide Knie schießt."
China will durch den Kauf von Hightech-Firmen bis 2025 zum Westen aufschließen. Eine Bedrohung? Der Hamburger Volkswirtschaftsprofessor Wolfgang Maennig, Mitautor zweier Studien zu China, bleibt gelassen:
"Sie glauben, dass sie in allen Gebieten führend sein können und die führende Exportnation sein können. Und das ist nach einem uralten Handelstheorem gar nicht möglich. Sondern Handel kann ja nur dadurch bestehen, dass man in einigen Dingen besonders effizient ist und in anderen halt weniger. Hier werden die Chinesen wie wir alle sicherlich noch lernen, dass es keinen Sinn macht, überall zu versuchen führend zu sein."