Ein Grundkonsens in der EU sei derzeit, dass man möglichst wenig Flüchtlinge aufnehmen wolle, meint der Osteuropahistoriker Philipp Ther. Mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingssituation schlug er vor, sich an Beispielen der Vergangenheit zu orientieren: "Ende der 70er-Jahre gab es eine massive Krise, die sogenannten Indochina-Refugees bzw. die "Boat people". Da gab es eine internationale Koalition, die erst mal die Anrainer-Länder entlastet hat." Außerdem hätten sich NGOs wie "Cap Anamour" engagiert. Eine sogenannte Koalitition der Willigen habe dann die Flüchtlinge aufgeteilt und die Flüchtlingskrise so bewältigt.
"Es ist unmöglich, im Mittelmeer eine Mauer zu errichten"
Dass dieser Weg zurzeit in der EU nicht funktioniere, habe verschiedene Gründe, so Ther. "Es gibt eine Reihe von Staaten – und nicht nur osteuropäische Staaten – die eigentlich gar keine Flüchtlinge mehr aufnehmen wollen."
Im Hinblick auf den EU-Gipfel bleibe zu hoffen, dass sich die Gruppe der 19 Staaten doch auf gewisse Gemeinsamkeiten einigen könne: "Es ist unmöglich, im Mittelmeer eine Mauer zu errichten. Das wird so nicht funktionieren", meint Ther.
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