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EU-Forschungsgelder
Partner finden ist das A und O

Horizon 2020 ist das größte Forschungsförderungsprogramm weltweit. Begonnen hat das EU-Programm 2014 und bis 2020 sollen insgesamt 78 Milliarden Euro in Forschungsvorhaben in Europa gesteckt werden. Bei Universitäten, Hochschulen aber auch bei innovationsorientierten Firmen ist das Interesse groß, aber der Weg, an Fördergelder zu kommen, ist schwierig.

Von Michael Brandt | 16.01.2015
    Professor Jürgen van der List, ein stattlicher Herr mit grauem Anzug und Krawatte, war lange Jahre Rektor der Hochschule für Technik in Esslingen, und jetzt sitzt er wie ein Schüler da und versteht nur ein bisschen von dem, was vorne erklärt wird:
    "Sehr verwirrend, bis jetzt weiß ich gar nicht, wo ich so einen Bettzipfel krieg, wo ich anpacken kann."
    Jonathan Löffler vom Steinbeis Europa Zentrum ist in diesem Fall für den Bettzipfel zuständig. Er steht an einer weißen Tafel und referiert über Aufrufe, Abgabefristen, mehrstufige Verfahren und Forschungsnetzwerke, die nötig sind, wenn man Forschungsgelder aus dem Horizon 2020 Programm einwerben will.
    "Genau, deswegen ist es so wichtig, dass sie erste den Aufruf identifizieren, der in Frage kommt, dass man dann guckt, wie ist die Modalität, einstufig, zweistufig."
    Mit dem Bewerbungstraining durch den Forschungsdschungel
    Insgesamt 3 Tage dauert das Bewerbungstraining und es ist der erste Vormittag. Einige auf den Schulbänken hatten schon mit Förderprogrammen zu tun wissen daher schon einigermaßen, worüber gesprochen wird, andere müssen sich erst einen Weg durch den, wie Löffler sagt, Förderdschungel bahnen:
    "Der Sinn ist, dass das Programm so ein bisschen wie ein Dschungel aussieht. Und man muss sich erst mal zurechtfinden. Wo passt am besten meine Projektidee hin? Wo kann ich einen Antrag stellen? Unter welchen Konditionen macht es eigentlich Sinn?"
    12 Teilnehmer sitzen auf den Schulbänken, mit Forschung haben sie alle etwas zu tun, aber abgesehen davon könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Der frühere Hochschulrektor, der sich jetzt im Ehrenamt darum kümmert, dass seine Institution an Forschungsgelder kommt, der Mitarbeiter einer IT-Consulting-Firma, die sich auf nachhaltige Mobilität spezialisiert hat und jetzt mit Partnern aus Unternehmen und der Forschung ein Projekt an Land ziehen will. Oder Ronny Sachse, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Luft- und Raumfahrt an der Uni Stuttgart, der sich im Förderdschungel schon ganz gut auskennt:
    "Weil wir als Institut zu knapp 75 Prozent drittmittelgefördert sind. Gerade auf europäischer Ebene kann man sehr gut Forschung betreiben, weil man viele Kompetenzen vereinigen kann. Und gerade für Firmen, zum Beispiel Airbus, weil das eine europäische Firme ist, ist das ein schönes Portal."
    Auch innovationsfreudige Betriebe werden gefördert
    Ganz anders das Profil von Claire Duval von der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald. Denn Horizon 2020 richtet sich nicht nur an Forschungseinrichtungen, sondern auch an innovationsfreudige Betriebe. Und weil die oft überfordert sind, wenn es um die notwendigen Kooperationen und das Einwerben von Mitteln geht, ist sie da und unterstützt.
    "Es gibt spezielle Themen in der Region, die für Horizon 2020 interessant sein können, zum Beispiel zum Thema Bio-Kunststoffe, und da könnten wir unsere Kompetenzen weiter entwickeln."
    Ellen Fetzer von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen beschäftigt sich mit nachhaltiger Landschaftsplanung. Gerade für eine kleine Hochschule wie ihre sei es wichtig, mit europäischen Partnern zusammenzuarbeiten, und da könne ein Horizon 2020 Projekt der richtige Weg sein:
    "Ich bin jetzt hier, um herauszufinden, wo wir uns da wiederfinden, wo wir in unserem Verbund Partner finde können, und mit denen gemeinsam Projekte entwickeln."
    Europäische Forschungskooperationen erhalten Fördergelder
    Partner finden, das ist das A und O bei Bewerbungen fürs Horizon Programm, denn gefördert werden sollen gerade europäische Forschungskooperationen.
    Für Förder-Neuling Jürgen von List von der Hochschule Esslingen allerdings ist das eine zusätzliche Hürde. Denn er hat eine Idee, er hat Kontakte zu Firmen, die diese umsetzen könnten, aber europäische Partner fehlen bislang:
    "Im Grunde haben wir klare Vorstellungen, welches technische Projekt wir machen wollen. Jetzt muss alles drum herum klar werden und ich hoffe dass es auch klar wird."
    Noch liegen 2 1/2 Tage vor dem Professor und seinen Mitschülern, um fit für Horizon 2020 zu werden. Am Ende werden sie einen eigenen Förderantrag schreiben und in einer Einzelprüfung verteidigen. Aber schon nach dem ersten Vormittag, finden zumindest die, die schon etwas Erfahrung mit Förderprogrammen haben, die Tipps von den Profis hilfreich.
    "Es war sehr hilfreich, zu sehen, welche Richtungen und Instrumente das Programm bietet. Auf jeden Fall hilfreich, vor allem die Frage stellt sich, in welche Bereiche kann man gehen, Horizon 2020 ist ja ein Riesenbereich. Gut organisiert, kompetente Leute und interessante Teilnehmer."