Die Brexit-Verhandlungen kommen langsam voran. Aber die ungelöste Grenzfrage zwischen Irland und Nordirland und die Grabenkämpfe in der britischen Regierung belasten die Gespräche. Die Regierung in Dublin werde deswegen langsam ungeduldig, meint der Journalist Martin Alioth, der seit langem in Irland lebt und die dortige Politik beobachtet. Dennoch wüssten die Iren, dass sie am "längeren Hebel sitzen, solange die Solidarität der EU-27 nicht bröckelt".
Für die Zukunft wünscht sich Irland weiterhin eine offene Grenze zu Nordirland, so Alioth weiter, mit gleichen Regeln und Normen auf beiden Seiten, um Kontrollen zu vermeiden. Eine offene Grenze hat auch Großbritannien im Dezember letzten Jahres versprochen, dennoch ist bisher nicht klar, wie eine Lösung konkret aussehen könnte.
Irland will reibungslosen Handel mit Großbritannien
Auch der irisch-britische Handel solle nach den Vorstellungen Dublins in Zukunft möglichst reibungslos laufen. "Großbritannien kauft etwa die Hälfte des irischen Rindfleischs, kein Land ist mehr mit den Briten verflochten als Irland", sagte Alioth. Er warnte aber auch vor voreiligen Handlungen: "Wenn Irland die Briten in der Grenzfrage verärgert, vergiftet das möglicherweise das Klima bei den Handelsgesprächen und in den bilateralen Beziehungen. Irland muss sehr vorsichtig auftreten in dieser alles entscheidenden Grenzfrage".
Auch das Thema Finanzen spielt in Brüssel eine wichtige Rolle. Denn durch den Brexit fehlen jährlich 10 bis 13 Milliarden Euro im EU-Haushalt. Irland sei hier bereit, mehr Geld zu überweisen, sagte Alioth. "Da schwimmt das Land mit dem Strom."