Die Wirtschaft in der Eurozone wird im kommenden Jahr nach einer Prognose der EU-Kommission um 1,1 Prozent wachsen und damit etwas weniger als noch im Frühjahr vorausgesagt. Für dieses Jahr rechnet die Kommission dagegen mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,4 Prozent. "Es gibt zunehmende Anzeichen, dass die europäische Wirtschaft einen Wendepunkt erreicht hat", erklärte Wirtschaftskommissar Olli Rehn.
Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone wird allerdings 2013 und genauso 2014 voraussichtlich 12,2 Prozent betragen. Für 2015 rechnet die Kommission dann mit einem Rückgang auf 11,8 Prozent. Auch der Schuldenberg der öffentlichen Haushalte wird der Prognose zufolge erst noch einmal wachsen, bevor er schrumpft.
Den Brüsselern ist vor allem die deutsche Exportstärke ein Dorn im Auge. Deutschland überschreite seit 2007 den Referenzwert für den Leistungsbilanzüberschuss, sagte Rehn. Der Finne will sich in der kommenden Woche dazu äußern, ob seine Behörde die größte Volkswirtschaft der Eurozone dazu genauer untersuchen wird. Rehn bekräftigte Empfehlungen des EU-Ministerrates vom Sommer, wonach Deutschland die Binnennachfrage stärken und Investitionen in die Infrastruktur ankurbeln soll. "Frankreich und Deutschland haben den Schlüssel in der Hand für mehr Wachstum und Beschäftigung in der Eurozone", sagte Rehn. Paris müsse seinerseits Arbeitsmärkte und Rentensysteme reformieren.
Nicht alle Länder in der Eurozone stehen so gut da wie Deutschland und Frankreich.
- Griechenland: Die Wirtschaft soll 2014 erstmals seit sechs Jahren wieder wachsen, wenn auch nur um 0,6 Prozent. Das reicht nicht annähernd aus, um den in diesem Jahr erwarteten Einbruch von 4,0 Prozent auszugleichen. Die Arbeitslosigkeit bleibt hoch: Sie soll von rund 27 Prozent auf 24 Prozent im Jahr 2015 sinken.
- Irland: Von allen Krisenländern steht Irland am besten da. 2013 soll die Wirtschaft das dritte Jahr in Folge wachsen, wenn auch nur um 0,3 Prozent. Das Tempo dürfte sich 2014 auf 1,7 Prozent und 2015 sogar auf 2,5 Prozent beschleunigen.
- Portugal: Der dreijährige Abschwung endet voraussichtlich im kommenden Jahr. Dann soll ein Wachstum von 0,8 Prozent herausspringen, das sich 2015 auf 1,5 Prozent nahezu verdoppeln soll.
- Italien: Zwei Rezessionsjahren folgt eine kraftlose Erholung; 2014 wird ein Wachstum von 0,7 Prozent erwartet.
- Spanien: Die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone könnte 2014 nach zwei Rezessionsjahren in Folge erstmals wieder wachsen, aber nur um magere 0,5 Prozent.
Deutschland steht in der Herbstprognose der EU-Kommission vergleichsweise gut dar. Demnach folgt einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent im laufenden Jahr 1,7 Prozent im nächsten. Nach einem ausgeglichenen Haushalt in diesem Jahr wird mit einem Plus von 0,1 Prozent und 0,2 Prozent für 2014 und 2015 gerechnet.