Dumpingvorwürfe
EU kündigt Strafzölle auf Elektroautos aus China an

Die Europäische Kommission will in drei Wochen Strafzölle auf chinesische Elektroautos verhängen. Die Behörde wirft China vor, mit Subventionen für E-Autobauer den Wettbewerb zu verzerren. Ob es tatsächlich zu den Strafzöllen kommt, hängt den Angaben zufolge davon ab, ob mit China eine andere Lösung gefunden werden kann. Die Führung in Peking deutet bereits Vergeltungsmaßnahmen an.

12.06.2024
    Die BYD-Produktionsstätte in Hefei, Provinz Anhui, China, 2023.
    Eine BYD-Produktionsstätte in China. Die Automarke wäre von den Strafzöllen betroffen. (imago / NurPhoto / CFOTO)
    Wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilte, wird die Höhe der Importzölle je nach Automarke zwischen 17 und 38 Prozent liegen. Die Behörde hatte im Vorfeld der Entscheidung besonders Modelle der Hersteller BYD, Geely und den staatlichen chinesischen Volkswagen-Partnerkonzern SAIC untersucht. Die Kommission begründete den Schritt damit, dass E-Auto-Importe aus China der europäischen Autobranche schadeten. Sie war im Rahmen einer Untersuchung vorläufig zu dem Schluss gekommen, dass die Wertschöpfungskette für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge in China von einer unfairen Subventionierung profitiert.
    Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) beziffert den Umfang der chinesischen Industriesubventionen aktuell auf mehr als 200 Milliarden Euro pro Jahr. EU-Angaben zufolge sind chinesische Elektroautos normalerweise rund 20 Prozent günstiger als in der EU hergestellte Modelle. Aus diesen Gründen hatten auch die USA zuletzt bereits ihre Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge vervierfacht.

    Peking: Strafzölle auf E-Autos sind Verstoß gegen internationale Handelsregeln

    Die chinesische Regierung kritisierte die Ankündigung der EU-Kommission. Sie warf Brüssel Protektionismus vor. Die Pläne verstießen gegen internationale Handelsregeln, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking.
    China hatte bereits im Vorfeld der Brüsseler Entscheidung angekündigt, höhere Zölle der EU nicht hinzunehmen, und mit Gegenmaßnahmen gedroht.

    Wissing warnt vor Handelskrieg - Kritik auch von der deutschen Automobilindustrie

    Bundesverkehrsminister Wissing warnte vor einem Handelskrieg mit China. Es brauche offene Märkte und mehr Wettbewerb statt Abschottung, schrieb der FDP-Politiker im Kurznachrichtendienst X.
    Insbesondere die deutschen Autobauer sind stark vom Absatz in China abhängig - und fürchten daher Vergeltungsmaßnahmen aus Peking. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) warnte, die Entscheidung der EU-Kommission werde für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft nicht ohne Folgen bleiben. Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Müller, sprach von einem "weiteren Schritt weg von globaler Zusammenarbeit". Der weltgrößte Autozulieferer Bosch gab zu bedenken, höhere Importzölle könnten das Wirtschaftswachstum bremsen und die Inflation befeuern, was große Teile der Bevölkerung treffe.

    Fratzscher bezeichnet EU-Maßnahmen als notwendig

    Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Fratzscher, hält die EU-Maßnahmen hingegen für notwendig zur Verteidigung der Prinzipien einer fairen Marktwirtschaft und zum Schutz der europäischen Wirtschaftsstandorte. "Deutschland und Europa sollten nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen, wie beispielsweise bei der Solarbranche, und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit gegen kurzfristige Erträge opfern", so Fratzscher.
    Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Wettbewerbsökonom Südekum von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Es gehe bei den Strafzöllen nicht um Protektionismus. Es sei eine Reaktion Europas auf unfaire chinesische Wettbewerbspraktiken.

    Weitere Informationen:

    Was bedeuten die neuen US-Zölle für den Welthandel?
    Diese Nachricht wurde am 12.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.