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EU-Milliardenstrafe
Google muss Beschränkungen für Android aufgeben

Die EU-Wettbewerbshüter werfen Google vor, mit illegalen Geschäftspraktiken für die Nutzung des Betriebssystems Android seine marktbeherrschende Stellung auszunutzen. Auch Verbraucher werden benachteiligt. Der US-Konzern legt gegen die Rekordstrafe von 4,34 Milliarden Euro Einspruch ein.

Von Stefan Römermann |
    Hand mit Smartphone vor dem Logo von Google
    EU: Das Android-Betriebssystem beherrscht den Markt auf unzulässige Weise (imago / ZUMA Press)
    Was genau wird Google vorgeworfen?
    Im konkreten Fall geht es um Verträge mit Geräte-Herstellern, die so genannten "Mobile Application Distribution Agreements". Sie legen fest, unter welchen Bedingungen die Hersteller von Smartphones und Tablets Google-Apps auf ihren Geräten installieren dürfen.
    Bisher hat der US-Konzern die Hersteller verpflichtet immer gleich ein ganzes Google-Programmpaket auf ihren Geräten zu installieren und die Google-Suche als Standard-Suchmaschine zu benutzen. Hersteller, die eigentlich nur Interesse an einzelnen Apps wie dem Google Playstore, an Google Maps oder an der YouTube-App hatten, waren trotzdem gezwungen eine ganzes Paket an weiteren Apps zu installieren: beispielsweise den Internet-Browser Chrome, den Google Video-Dienst Play Video oder Google Music.
    Nach Ansicht der EU-Kommission nutzt Google damit aber seine Marktmacht aus, um seine "beherrschende Stellung" bei den Internet Suchdiensten zu festigen. Wettbewerbern werde dadurch die Möglichkeit genommen, "innovativ und konkurrenzfähig" zu handeln. Und damit schade Google letztlich auch den Verbrauchern in Europa.
    Google selbst bestreitet die Vorwürfe weiter und will Einspruch gegen die Milliardenstrafe. Ein Unternehmenssprecher sagte, Android habe mehr Auswahl für die Nutzer geschaffen, nicht weniger.
    Wie verdient Google mit Android Geld?
    Für Google ist Android vor allem eine Art digitale Litfass-Säule. Der Konzern spielt in den eigenen Apps gezielt Werbung aus. Das Betriebssystem selbst ist dagegen für die Hersteller praktisch kostenlos. Jeder kann den Android-Quellcode kostenlos herunterladen, und für eigene Geräte anpassen und verwenden. Das macht Amazon beispielsweise mit seinen Kindle Fire Tablets oder auch bei den Fire TV-Sticks für Fernsehgeräte – und zwar komplett ohne Google Apps. Das ist legal, aber vergleichsweise aufwendig. Denn Amazon muss beispielsweise auch einen eigenen App-Store bereitstellen und andere Anpassungen der Software vornehmen.
    Google setzt darauf, dass sich tatsächlich nur wenige Hersteller diese Mühe machen – und viele Nutzer tatsächlich auch beispielsweise erwarten, dass der Google Playstore mit seinen über 3 Millionen Apps auf den Geräten vorinstalliert ist. - Und durch die umstrittenen Vertragsbedingungen gleich noch eine ganze Reihe weiterer Google Dienste.
    Mit diesen Apps sammelt Google eine ganze Reihe von Nutzerdaten und kann so ziemlich gezielt personalisierte Werbung an bestimmte Kundengruppen ausspielen, zum Beispiel vor YouTube-Videos oder als Werbeanzeigen anderen Apps. Je gezielter die Online-Werbung geschaltet werden kann, desto höhere Preise kann Google pro Anzeige oder Werbespot verlangen.
    Worum ging es 2017 bei der Strafe gegen Google ?
    Damals ging es ebenfalls um das Ausnutzen einer marktbeherrschenden Stellung – und zwar bei Suchmaschinen. Hier hatte Google nach Ansicht der Kommission seine Marktmacht missbraucht, um Nutzer auf seine eigene Shopping-Plattform zu lenken. Dafür musste Google eine Strafe von 2,42 Milliarden Euro bezahlen – die höchste bis dahin verhängte Strafe in einem Kartellverfahren. Geschadet hat das Google aber wohl nicht: Im April verkündete der Google-Mutterkonzern Alphabet einen Quartalsgewinn von satten 9,4 Milliarden US-Dollar, eine Steigerung von 73 Prozent.