Macron gegen Le Pen. Was für ein Duell bei der Stichwahl in zwei Wochen. Linksliberal gegen rechtsextrem. Offenheit gegen Abschottung. Mehr Europa gegen EU-Austritt. Die erste Runde der französischen Präsidentenwahl: Sie ging an Emmanuel Macron.
"Ich bin erleichtert, dass der erste Kandidat ein Pro-Europäer ist."
Sagt Ska Keller, die Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Europaparlament. Es sei gut, zu sehen, dass die rechtsextreme Marine Le Pen ihr Ziel verfehlt habe, als stärkste Kandidatin in die Stichwahl zu gehen.
"Aber die Erleichterung gilt nur so halb, weil ihr Ergebnis doch sehr hoch ist."
Das starke Abschneiden der Rechtspopulistin Le Pen ist erschreckend, sagt der SPD-Europapolitiker Jo Leinen. Gleichzeitig sieht er den Einzug von Macron in die Stichwahl am 7. Mai als eine große Chance. Die Wähler haben es nun in der Hand, für ein europäisches Frankreich zu stimmen, meint der SPD-Politiker. Eine gewisse Erleichterung ist auch bei Alexander Graf Lambsdorff von der FDP zu spüren, dem Vize-Präsidenten des Europaparlaments.
"Das ist ein gutes Ergebnis für Europa."
Die Wahl in Frankreich ist seiner Ansicht nach auch Schicksalswahl für Europa. Eine EU ohne Großbritannien sei denkbar. Ein Austritt Frankreichs aber, wie ihn Le Pen fordert, würde die EU sprengen. Denn Frankreich ist Gründungsmitglied der Europäischen Union, zweigrößte Volkswirtschaft und ein bedeutendes Land mitten in Europa. Die erste Wahlrunde in Frankreich - sie zeigt aber auch noch etwas ganz anderes. Und zwar, dass die etablierten Parteien in dem Land am Ende sind, sagt Alexander Graf Lambsdorff.
"Sozialdemokraten, Christdemokraten und Grüne sind alle unter ferner liefen, spielen überhaupt keine Rolle mehr."
Europa hofft auf Macron
Korrupte Politiker, ein eingerostetes System, wirtschaftlicher Stillstand, viele Arbeitslose, aber auch ein starres, unsozial empfundenes Europa – all das sorgt für Frust. Viele Franzosen wollen offenbar einen Aufbruch – nur die politische Richtung ist unterschiedlich. Was da gerade in Frankreich passiert, hat eine neue Qualität, meint Lambsdorff.
"Vorne liegen Populisten, also rückwärtsgewandte, hasserfüllte, nationalistische Politik gegen eine sozialliberale, optimistische und sehr europäische Vision von Politik. Und ich glaube, dass wird noch eine spannende Entwicklung in Frankreich werden in den nächsten Wochen und Monaten."
Mit einem neuen französischen Präsidenten namens Macron könnten Brüssel und Berlin gut leben. Denn er ist europafreundlich und setzt auf eine starke Partnerschaft mit Deutschland. Eine Präsidentin Le Pen wäre für viele in Europa ein Albtraum. Denn mit ihr würde ein Austritt Frankreichs aus der EU und dem Euro drohen, die Abschottung der Grenzen und ein starker Nationalismus, der möglicherweise Nachahmer in Europa finden könnte.
In den kommenden zwei Wochen werden die beiden Kandidaten versuchen, die Wähler für sich zu mobilisieren. Viele Politiker haben bereits angekündigt, Macron zu unterstützen, um Le Pen zu verhindern. Auch die Grünen-Europapolitikerin Ska Keller hofft auf einen Sieg für Emmanuel Macron in der Stichwahl.
"Macron hat mit einer klaren, proeuropäischen Agenda punkten können. Und das ist ein sehr wichtiges Signal."
Die Franzosen stehen nach der Wahl vor der Wahl. Eine Schicksalswahl für ihr eigenes Land, aber auch für Europa.