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EU und der Nahost-Konflikt
Mahmud Abbas in Brüssel

Die EU erwägt ein neues Partnerschaftsabkommen mit den Palästinensern - eine Reaktion auf die pro-israelische Politik der USA. An den Gesprächen wird auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas teilnehmen. Doch das Treffen stellt die Einigkeit in der EU bei der Nahostfrage auf die Probe.

Von Kai Küstner |
    Mahmud Abbas, Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde, spricht am 23.03.2017 in der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin.
    Nachdem Israels Regierungschef Netanjahu kurz vor Weihnachten die EU besucht hat, wird in Brüssel nun Mahmud Abbas erwartet (dpa / Soeren Stache)
    Es war eine empfindliche Niederlage für US-Präsident Trump – aber gleichzeitig auch für die Einigkeit der EU: Mit deutlichen 128 zu neun Stimmen erklärte die Vollversammlung der Vereinten Nationen die US-Entscheidung, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen, am 21. Dezember für "null und nichtig".
    Doch gleich sechs EU-Staaten hatten sich bei der Abstimmung enthalten: Ungarn, Polen, Rumänien, Tschechien, Kroatien, Lettland. Es ist nur der jüngste Beweis dafür, welch zerklüftetes Bild die Europäische Union in der Nahost-Frage abgibt. Eins wiederum ist aber klar: Kein EU-Land plant, Trump zu kopieren und seine Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. So wie der israelische Premier Netanjahu dies noch bei seinem Brüssel-Besuch im Dezember prophezeit hatte.
    "Er kann seine Erwartungen an andere richten. Vonseiten der EU-Staaten wird das nicht passieren."
    Unterstrich nach dem Treffen die EU-Außenbeauftragte Mogherini.
    Die Zwei-Staaten-Lösung retten
    Einigkeit besteht innerhalb der Europäischen Union immerhin insofern, als man die ‚Zwei-Staaten-Lösung‘ – das friedliche Nebeneinander des israelischen Staates neben einem noch zu schaffenden palästinensischen – retten möchte, so unrealistisch diese Lösung derzeit auch erscheinen mag.
    "Weder in den letzten Wochen noch in den letzten Jahrzehnten habe ich von niemandem eine bessere Idee dazu gehört, wie sich die Sicherheit Israels garantieren lässt."
    Bekräftigt Mogherini.
    Neues Abkommen mit den Palästinensern eine Lösung?
    Als eine Möglichkeit, die Zwei-Staaten-Lösung am Leben zu erhalten, wird ganz offensichtlich die Idee eines neuen Partnerschaftsabkommens mit den Palästinensern gesehen. EU-Diplomaten bestätigen, dass darüber nachgedacht wird. Wobei sich sofort die Frage aufdrängt, wann man mit wem genau ein solches Assoziierungs-Abkommen unterzeichnen würde: Einen 'Staat Palästina' hat die EU nie anerkannt. Und das steht auch für sie gar nicht auf der Tagesordnung. Selbst wenn einzelne Staaten wie Luxemburg oder Belgien öffentlich zuletzt durchblicken ließen, dass sie sich das vorstellen könnten. Noch so eine Baustelle für die Außenbeauftragte, bei der es den Eindruck zu vermeiden gilt, die EU spreche gerade jetzt nicht mit einer Stimme, wo die USA als glaubwürdiger Friedensstifter zwischen Israel und Palästinensern auszufallen drohen.
    "Wir werden die USA als Schlichter nicht akzeptieren."
    Erklärte vergangene Woche Palästinenser-Präsident Abbas in einer regelrechten Wutrede. Der unter anderem die Trump-Drohung vorausgegangen war, Hilfsgelder für die Palästinenser-Gebiete zurückzuhalten. Bei der EU macht man sich wenig Illusionen darüber, ob man die Amerikaner in der Schlichter-Frage ersetzen könnte.
    "Dazu sind wir nicht in der Lage - wir haben weder die Machtposition noch die politischen Mittel."
    Gesteht unumwunden ein EU-Diplomat.
    Warten auf Nahost-Strategie der USA
    Und so geht es den Europäern denn derzeit vor allem um zwei Dinge: Mahmut Abbas davon abzuhalten, dass der mit radikalen Schritten der Zwei-Staaten-Lösung den endgültigen Todesstoß versetzt. Die Anerkennung Israels auszusetzen, wäre so ein Schritt. Der würde wohl das Ende des Friedensprozesses bedeuten.
    Gleichzeitig will man der Trump-Regierung klarmachen, dass es keine Alternative zur Zwei-Staaten-Lösung gibt und sie die Alleingänge lieber unterlassen sollte. Bislang ist von Europa aus noch nicht so richtig zu erkennen, wo genau Washington in Sachen Israel und Palästina hinsteuert: Denn auf den Entwurf einer groß angelegten Nahost-Strategie, den die USA parallel zur Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt angekündigt hatten, wartet man in Europa bislang ebenso gespannt wie vergeblich.