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EuroBasket 2022
Euphorie und Ungewissheiten auf dem Weg zur Heim-EM

Absagen, Verschiebungen, Reduzierungen – die Basketball-Europameisterschaft soll im September 2022 unter anderen in Berlin und Köln stattfinden. Mit vollen Hallen und Fans aus ganz Europa, so der Stand jetzt. Die Pandemie-Lockerungen und konkreten Planungen sorgen aktuell für viel Euphorie und Optimismus.

Von Sabine Lerche |
Pressekonferenz zur Basketball-EM 2022 - v.l.n.r.: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, EM-Maskottchen Bounce, DBB-Präsident Ingo Weiß, Kölner-Sportjahr-Maskottchen TropS, Basketball-Bundestrainer Gordon Herbert
„Bring the noise“ – getreu ihrem Motto soll die Basketball-Europameisterschaft 2022 ordentlich Stimmung in die Hallen zurückbringen. Ganz besonders in Köln, freut sich Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketballbundes:
„Es geht nun eine neue Saison los, und es geht auch nun los, dass der Karneval nicht am 11.11. in Köln anfängt, sondern er fängt am 1. September an. Und wir werden am 1. September diese Stimmung in die Halle hineinbringen.“

Zu früh, um über Auflagen zu sprechen

Ob der Vergleich mit dem Kölner Karneval wirklich trägt, sei dahingestellt. Doch auch daran ist zu spüren: Gut vier Monate vor der EM sind die Mitorganisatoren in Köln hörbar bemüht, Euphorie aufkommen zu lassen. Neben Köln tragen Mailand, Prag und Tiflis in Georgien die Spiele der Gruppenphase aus. Für die Endrunden geht es dann nach Berlin. Die 41. Basketball-Europameisterschaft startet am 1. September. Nach den Sommerferien, zu Herbstbeginn – ein Zeitpunkt, der hinsichtlich der Corona-Pandemie doch auch Unsicherheiten mit sich bringt: Gibt es eine neue Infektionswelle? Können die Hallen für Fans offenbleiben? Ingo Weiss verschiebt solche Gedanken auf später. Noch sei es zu früh, um über Auflagen zu sprechen:
„Wir alle werden mit Corona leben müssen auf Dauer. Und wir werden dort auch mit Corona leben und auch leben müssen. Das heißt, wir werden Hygienemaßnahmen selbstverständlich einhalten. Aber ich spüre einfach, dass alle Leute und alle Menschen sagen: Jetzt ist es irgendwann auch mal genug gewesen.“
In Köln werden insgesamt 15 Spiele stattfinden, in Berlin anschließend die 16 k.o.-Spiele. Bis jetzt habe der Deutsche Basketballbund dafür bereits über 130.000 Tickets verkauft. Die Plätze sind also schon zu 75 Prozent belegt. Auch das spricht dafür, dass die Fans zurück zum Live-Event wollen:
„Ich möchte endlich mal wieder den Popcorngeruch in der Halle haben, und ich möchte endlich mal wieder die Bratwurst im Stadion essen. Das sind Punkte, glaube ich, die dem Zuschauer auch den Mut machen, zu sagen: Jawohl, wir gehen in die Halle rein, und wir wissen, dass wir Corona haben. Aber wir wissen auch, dass wir damit umgehen können.“

Wüst: "Völkerverbindende Funktion wichtiger als früher"

Auch das Land NRW unterstützt die Heim-EM in Köln. Auch Ministerpräsident Hendrik Wüst lässt es sich im Wahlkampf nicht nehmen, das bei der Pressekonferenz zur EM zu unterstreichen. Bei Ankunft im Sport- und Olympiamuseum wirft Wüst erst einmal treffsicher ein paar Körbe. Der Ministerpräsident freut sich, dass das selbsternannte Sportland NRW volle Hallen mit vielen Gästen erwartet:
„Wir freuen uns auch, dass einfach viele Menschen aus Europa zu uns kommen, wieder zu uns kommen können - in einer Zeit, in der die völkerverbindende Funktion des Sports vielleicht auch wichtiger ist, als sie es früher und zwischenzeitlich mal angesehen worden ist.“
Spielszene aus der Partie Deutschland-Island bei der Basketball-EM 2015
Dirk Nowitzki fungiert als Botschafter der EM 2022. (picture alliance / dpa / Rainer Jensen)
Ob Hendrik Wüst nach den NRW-Landtagswahlen Mitte Mai immer noch Ministerpräsident ist - auch das ist nicht sicher. Für wen auch immer sich die Wähler*innen entscheiden, der Basketballsport braucht bei so einem Event die politische Unterstützung, bekräftigt Verbandspräsident Ingo Weiss:
„Für uns ist es wirklich sehr, sehr gut, dass wir spüren, die Politik steht hinter dieser Veranstaltung und die Politik will auch keine Geisterspiele, sondern die Politik will, dass die Zuschauer in die Hallen kommen und begeistert Basketball schauen.“

Hoch gesteckte Ziele für die deutsche Mannschaft

Dank der beiden Austragungsorte Berlin und Köln haben Basketball-Fans dazu gleich an zwei Standorten die Möglichkeit. Und es ist die Chance, dann auch die deutsche Mannschaft unter dem neuen Bundestrainer Gordon Herbert zu sehen. Er ist seit September 2021 im Amt und findet es gut, dass sich der Basketball in Deutschland an zwei Orten präsentieren kann:  
“Das ist großartig. Die erste Runde in Köln, die zweite Runde in Berlin, das sind zwei unterschiedliche Landesteile. Und das gibt vielen die Möglichkeit, zu den Basketballspielen zu kommen und die Nationalmannschaft zu unterstützen.“

NBA-Spieler wohl dabei

Die Ziele des Teams und des neuen Bundestrainers sind hoch gesteckt: Die Finalrunden in Berlin erreichen und am besten eine Medaille holen. Stand jetzt sind auch alle deutschen NBA-Spieler dabei. Aus denen muss aber auch erstmal ein Team entstehen. Vor allem das Engagement ist dem Bundestrainer wichtig:
„Ich würde sagen, 90 bis 95 Prozent der Spieler sind sehr engagiert und freuen sich darauf, Deutschland bei der EuroBasket zu präsentieren. Für uns ist das wichtigste Arbeitsziel: Engagement. Und daraus bildet man das Team. Es ist das Engagement, das wir brauchen. Und zu einem gewissen Grad versuche ich das zu vermitteln: Wenn wir engagiert sind, dann sind wir drin, wenn nicht, dann sind wir draußen. Vielleicht wird es nicht funktionieren.“
Was aber jetzt schon klar ist: Das Leuchtturmprojekt EuroBasket 2022 in Berlin und Köln wird schon jetzt gerahmt von mehr Trainerausbildungen und Projekten in deutschen Grundschulen und Kindergärten. Aktuell gebe es in den Vereinen drei bis fünf Prozent Zuwachs an neuen Mitgliedern. Die EM bringe hoffentlich noch eine Steigerung, wünscht sich Verbandspräsident Ingo Weiss. Und was die EM selbst angeht, scheint zumindest eines gewiss: Verschoben wird sie wohl nicht mehr.