Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble soll mit seinem früheren griechischen Kollegen Evangelos Venizelos schon im September 2011 über einen Austritt des Landes aus dem Euro diskutiert haben. Ein solches Szenario für einen "freundschaftlichen Ausstieg" des Euro-Krisenlandes aus der Gemeinschaftswährung sei damals am Rande eines informellen Euro-Finanzministertreffens unter polnischer EU-Ratspräsidentschaft erörtert worden, sagte Venizelos der griechischen Sonntagszeitung "Kathimerini".
Venizelos hat den damaligen Vorstoß für einen Euro-Austritt nach eigenen Worten abgelehnt: "Die Diskussion war lang und hart, aber am Ende hat Schäuble die griechischen Argumente verstanden und danach ganz erheblich zum Zustandekommen des zweiten Rettungspakets und zur Umschuldung beigetragen", sagte der heutige griechische Außenminister.
Das deutsche Finanzministerium wollte die Darstellungen von Venizelos Stellung nicht kommentieren.
"Es gibt keine Kursänderung"
Spekulationen, sie habe ihre Haltung zu einem Austritt Griechenlands aus dem Euro grundsätzlich geändert, wies die Bundesregierung dagegen zurück: "Es gibt keine Kursänderung", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter der Nachrichtenagentur dpa.
Zuvor hatte er zu einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" lediglich erklärt: "Griechenland ist in der Vergangenheit seinen Verpflichtungen nachgekommen. Die Bundesregierung geht davon aus, dass Griechenland auch weiterhin seinen Verpflichtungen nachkommen wird."
SPD-Fraktionsvize Schneider: Nicht einmischen
Der "Spiegel" hatte aus Regierungskreisen berichtet, die Bundesregierung halte nicht mehr um jeden Preis an einem Verbleib des hoch verschuldeten Landes in der Eurozone fest. Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) hielten inzwischen ein Ausscheiden des Krisenlandes aus der Währungsgemeinschaft für verkraftbar.
SPD-Fraktionsvize Carsten Schneider kritisierte in der Tageszeitung "Welt" vom Montag diese angebliche Einschätzung. "Die innenpolitische Angst der CDU vor der AfD rechtfertigt nicht eine europapolitische Geisterfahrt", sagte Schneider. Die CDU solle sich nicht in eine demokratische Wahl in einem anderen europäischen Land mit "Drohgebärden einmischen".
(bor/pr)