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Euro
Das baltische Experiment in Lettland und Estland

Ab 2014 ist Lettland Mitglied der Eurozone. Die Bürger lehnen dies allerdings zu großen Teilen ab. Ganz anders sieht das in weiten Teilen die estnische Bevölkerung, obwohl auch hier die Einführung Probleme brachte.

Von Martin Bohne und Wolfgang Landmesser |
    "Danke – kleiner Lat", singt das Duo Aarzemnieki, "es ist die Zeit gekommen, Lebewohl zu sagen." Diese Liebeserklärung an die lettischen Münzen ist auf YouTube in den letzten Wochen zu einem Renner geworden und hat es auch in die Fernsehnachrichten geschafft.
    Maris will seinen Teil dazu beitragen, dass das mit dem Lebewohl nicht daneben geht. Der Fahrradkurier schließt sein Rad vor einem der Geschäfte in der Rigaer Neustadt an.
    "Ich verteile Euro-Broschüren. Und damit helfe ich Unternehmern, sich auf die Euro-Einführung vorzubereiten, damit es keine Probleme gibt."
    Euro-Kurier Maris ist zufrieden mit der Reaktion der meisten Ladeninhaber.
    "In der Regel sind sie schon interessiert, wenn man die Broschüre übergibt."
    Zumindest in der "Vinstubija" ist das der Fall. Die Weinstube ist eine der neuen, angesagten Treffpunkte für Rigas ziemlich coole und ziemlich ausgehfreudige Jugend. Liga sieht sich die Broschüre an. Darin ist auch ein Test mit zwei Dutzend Fragen, was bei der Euro-Einführung im Geschäftsleben alles zu beachten ist.
    "Ah ja, das weiß ich nicht auf Anhieb, ich denke, ich brauche ein bisschen mehr Zeit dafür."
    Viel hat Liga noch nicht über den Euro gehört, obwohl sie persönlich den Währungswechsel eher positiv sieht. Zwei Geschäfte weiter hat Maris weniger Glück: Nadja, die Besitzerin des kleinen Friseurladens, will die Euro-Broschüre partout nicht haben.
    "Wir wollen den Euro nicht. Wir wissen schon, dass alles dadurch teurer wird. Wir lieben unseren Lat."
    So ganz daneben kann Nadja mit dieser Einschätzung nicht liegen. Arnis Katkins leitet das führende lettische Meinungsforschungsinstitut SKDS. Er zeigt eine Vielzahl von Tabellen, die alle nur eins beweisen: In wohl keinem Land war der Euro vor der Einführung so unbeliebt.
    "Wenn wir uns die letzten Zahlen ansehen, dann unterstützen nur 22 Prozent den Euro. Das ist gerade mal jeder fünfte Lette. 53 Prozent, also mehr als jeder Zweite, sprechen sich gegen den Euro aus."
    In Lettland breite Ablehnung des Euro
    Einen Grund für die weitverbreitete Ablehnung sieht Arnis Katkins in der lettischen Geschichte, in der jahrzehntelangen sowjetischen Besatzung.
    "Die Währung ist ein sehr starkes und sehr wichtiges Symbol für ein Land, das gerade mal vor 20 Jahren seine Unabhängigkeit gewonnen hat. Das jetzt aufzugeben, ist nicht so einfach."
    Fast alle lettischen Familien haben in der Sowjetzeit die alte Fünf-Lat-Silbermünze aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg irgendwo zu Hause versteckt, sagt Anna Muhka, vom Organisationskomitee für Riga als Europäische Kulturhauptstadt 2014:
    "Daher meine ich, dass es höchstwahrscheinlich eher ein emotionales Problem ist. Jetzt haben wir ja gerade 20 Jahre wieder unseren Lat. Und jetzt müssen wir uns wieder von dem Lat trennen."
    Deshalb hielt es die Regierung auch für eine sehr gute Idee, auf der Rückseite der neuen 1- und 2-Euro-Münzen Milda abzubilden, eine mythische Nationalheldin, die auch auf den Vorkriegs-Silbermünzen zu sehen war.
    Beim Nachbarn Estland ist die Rückseite der Euro-Münzen dagegen nüchtern gestaltet: Zu sehen sind die Umrisse des Landes, das die gemeinsame Währung schon vor drei Jahren eingeführt hat.
    Ausgehen in Estland ist teuer
    F-Hoone, Gebäude F, heißt die Szenekneipe im Kalamaja-Viertel, außerhalb der pittoresken Altstadt von Tallinn. Touristen verirren sich normalerweise nicht in das ehemalige Industriegebiet. Das F-Hoone ist ein Treffpunkt für junge Esten. Was hat der Euro gebracht? Das neue Geld rinne einem nur so durch die Finger – das ist oft die erste Reaktion. Auch bei Eeva.
    "Früher konnte man für 100 Kronen ins Restaurant gehen, danach noch ein paar Drinks nehmen und dann mit dem Taxi nach Hause fahren. Heute können sie mit 100 Kronen umgerechnet vielleicht eine Flasche Cola und ein Päckchen Kaugummis kaufen. Mit fünf Euro kommt man einfach nicht weit."
    Eeva hat im Ausland BWL studiert. Jetzt ist sie wieder zurück und hat einen Job bei einer Bank gefunden. Mit am Tisch sitzen ihr litauischer Freund und ihre Schulfreundin Kristina, die seit fünf Jahren in Belgien lebt und neben Englisch, Französisch und Niederländisch auch Deutsch spricht. Beim Besuch zu Hause wundert sie sich immer, wie die Leute mit so wenig Geld über die Runden kommen.
    "Die estnische Ökonomie ist gut nach außen zu, aber wir haben sehr viele Menschen, die keine Arbeit finden, und unser Sozialsystem ist sehr schwach. Und hier im Café, ich zahle dieselben Preise wie in Belgien. Aber in Belgien: Ich arbeite dort auch. Ich verdiene ja zehnmal so viel. Für mich ist das OK, aber für die Menschen hier ist das schon schwer geworden, glaube ich."
    Der Mindestlohn in Estland ist einer der niedrigsten in der EU, aber die Preise im Restaurant und in den Geschäften sind kaum günstiger als in Brüssel, Amsterdam oder Berlin. Im estnischen Finanzministerium sieht man die Entwicklung dagegen positiv. Mit dem Beitritt zum Euro hat die Wirtschaft einen Aufschwung erlebt. Und auch die Löhne haben wieder deutlich angezogen, sagt der Finanzminister Jürgen Ligi.
    "Unsere Löhne steigen am schnellsten in Europa, auch die wirtschaftliche Erholung war am schnellsten. Das Wachstum begann nicht während unserer Einschnitte im Haushalt, sondern kurz danach."
    Die Regierung hat den Esten in der Krise einen knallharten Sparkurs zugemutet. Sie senkte die Gehälter der Staatsangestellten um mehr als 20 Prozent, kürzte die Ausgaben und erhöhte die Steuern. In Estland herrscht ein eisernes Prinzip – und Jürgen Ligi ist überzeugt davon.
    "Den Haushalt ausgeglichen zu halten, ist seit Langem unser Prinzip. Das hat uns geholfen, während des Aufschwungs zu sparen. Wir hätten sogar noch mehr Reserven bilden sollen. Es hat uns aber auch geholfen, die Krise zu überstehen und weiterhin selbstständige Entscheidungen treffen zu können."
    Estland und Lettland ganz unterschiedlich in Zeiten der Euro-Krise
    Der Nachbar Lettland musste in der Krise beim Internationalen Währungsfonds anklopfen. Estland dagegen kam ohne Milliardenkredite über die Runden. Darauf ist Jürgen Ligi stolz. Der Finanzminister sieht die Zahlen auf seiner Seite: Kein anderes Euroland hat sich nach der Krise so schnell wieder erholt. Dabei habe auch der Beitritt zur gemeinsamen Währung geholfen. Denn der Euro sei Ansporn gewesen, Estland fit für die Zukunft zu machen, meint Jürgen Ligi.
    "Ganz eindeutig hat uns der Euro dabei geholfen, das Vertrauen wiederherzustellen. Das war nicht der einzige, aber der wesentliche Faktor. Mit dem Euro konnten wir die Reformen und die Einschnitte bei den Staatsausgaben erklären. Vertrauen zurückzugewinnen, war notwendig, damit die Wirtschaft wieder wachsen konnte."
    Über 70 Prozent beträgt der Anteil der Exporte an der Wirtschaftsleistung des Landes. Da könne der Euro doch nur nützlich sein: So lautet die Position der Regierung. Und nur wenige im Land widersprechen. Eurokritiker muss man in Estland richtig suchen. Ivar Raig ist einer von ihnen. Er engagierte sich in der estnischen Unabhängigkeitsbewegung, in den 90er-Jahren war er Mitglied der Regierung. Inzwischen arbeitet er als Wirtschaftsprofessor an der Technischen Universität Tallinn – und bestreitet die wirtschaftlichen Vorteile des Euro. Vehement. Ohne den Euro wäre eine viel bessere Antikrisenpolitik möglich gewesen.
    "Wenn wir die Krone behalten hätten, hätten wir die Preise niedrig halten können und hätten jetzt nicht so große soziale Probleme und so viel Arbeitslosigkeit. Aber mit der Euro-Einführung mussten wir sehr viele Kriterien erfüllen. Dadurch sind Unternehmen bankrott gegangen. Und viele Jobs gingen unwiederbringlich verloren."
    Das Argument: Durch eine Abwertung der estnischen Krone hätte die Zentralbank Produkte made in Estland billiger machen – und dadurch soziale Härten vermeiden können. Stattdessen blieb die Krone an den Euro gekoppelt. Andere europäische Länder mit eigener Währung seien besser durch die Krise gekommen, sagt der estnische Eurokritiker: wie Schweden, Dänemark und Polen.
    In Lettland ist die Kritik vor der Einführung des Euro deutlich lauter. Im Sommer startete die lettische Regierung endlich eine Informationskampagne pro Euro. Und sie schloss ein Abkommen mit dem Handel, dass der freiwillig auf willkürliche Preiserhöhungen bei der Währungsumstellung verzichtet. Viel helfe das alles aber nicht, glaubt der Meinungsforscher Arnis Katkins:
    "In Lettland bringt man den Politikern durch die Bank kein Vertrauen entgegen. Deshalb sind sie auch nicht in der Lage, die Leute davon zu überzeugen, dass der Euro etwas Gutes ist."
    Finanzminister Andris Vilks versucht es trotzdem, zu allererst mit einem geopolitischen Argument:
    "Wir vollenden damit unseren Traum, bei allen drei entscheidenden westlichen Pfeilern dabei zu sein, EU, NATO und Eurozone. Das ist es, was wir immer wollten."
    Lettland hofft auf Aufschwung durch den Euro
    Und das immer mit dem Ziel, sich stark zu machen gegen jeglichen russischen Einflussversuch. Und dann kommen natürlich auch die finanzpolitischen und wirtschaftlichen Argumente:
    "Es ist sehr wichtig, dass wir durch den Euro das Rating unseres Landes verbessern. Dadurch sinken die Zinsen und der Staat und die Unternehmen können sich billiger finanzieren. Außerdem schützt uns die Zugehörigkeit zu Kerneuropa vor diesen dauernden Währungsspekulationen, die uns immer einen hohen Preis abverlangt haben. Der Euro ist für uns ein machtvoller Stabilitätsanker."
    Und Andris Vilks hofft auch auf mehr Investitionen aus dem Ausland, denn Lettland habe einiges vorzuweisen:
    "Wir haben so gut wie kein Haushaltsdefizit, sehr wenige Schulden. Bei uns ist es alles sehr ruhig und berechenbar - und gleichzeitig sind die Löhne hier immer noch drei- bis viermal niedriger als in Westeuropa. Lettland dürfte, zusammen mit den anderen baltischen Staaten und vielleicht Polen, in den nächsten Jahren der attraktivste Investitionsstandort in Europa sein."
    Internet-Telefondienst Skype
    Skype ist eine estnische Erfindung. (picture alliance / dpa)
    In der Tat hat das kleine baltische Land im letzten Jahrzehnt eine außergewöhnliche wirtschaftliche Entwicklung hingelegt. Eine regelrechte Achterbahnfahrt, so der Chefökonom der DNB-Bank, Peteris Strautins:
    "Fünf Jahre lang waren wir die am schnellsten wachsende europäische Wirtschaft, dann die am tiefsten abstürzende und nun wieder die am schnellsten wachsende."
    In den Krisenjahren 2008 und 2009 schrumpfte die lettische Wirtschaft um mehr als ein Fünftel, die Löhne gingen um ein Drittel zurück, die Arbeitslosigkeit verdreifachte sich. Die Regierung griff zu extrem harten Sparmaßnahmen. Und nun wächst Lettland wieder um vier bis fünf Prozent, während die Eurozone immer noch den Rückwärtsgang eingeschaltet hat. Wieso ist Lettland so schnell die Wende gelungen, während Griechenland, Italien und Portugal einfach nicht aus der Krise herauskommen? Der Wirtschaftsjournalist Paul Raudseps sucht nach den Gründen:
    "Alle sagten, das geht ja gar nicht: Die Staatsausgaben zusammenstreichen und zugleich zum Wachstum zurückfinden. Aber wir haben es geschafft. In erster Linie, weil wir eine sehr flexible Wirtschaft haben, mit einem sehr flexiblen Arbeitsmarkt und sehr anpassungsfähigen Exporteuren. Aber dazu kommt ein anderer Faktor. Die Menschen hier waren natürlich nicht glücklich über die Einschnitte, aber sie können sich an noch schlimmere Zeiten erinnern. Nach dem Ende der Sowjetunion brach die Wirtschaft sogar um die Hälfte ein. Und zu Beginn der sowjetischen Herrschaft wurden Hunderttausende Letten deportiert. Verglichen mit dem, was wir damals durchgemacht haben, erscheint das jetzt nicht so schwierig."
    Dieses Argument ist auch in Estland oft zu hören: Wir haben schon ganz andere Katastrophen erlebt. Und jetzt, mit dem Euro, gehe es ja auch wieder bergauf, heißt es bei vielen estnischen Unternehmen.
    Henri Veidenbaum ist der kreative Kopf der jungen IT-Firma Yep, eine von vielen im sogenannten E-stonia. "E" für elektronisch, für Internet. Früher spielte Henri die Fiddel in einer Folkband, und Folk ist in Estland richtig cool. Jetzt programmiert er mit drei Studienfreunden Internetseiten. Ein kleines Büro im Technologiezentrum haben sie bezogen – direkt gegenüber ihrer alten Uni. Spezialisiert hat sich Yep auf Zahlungssysteme. Und das sei gut so, meint Henri. Denn die Konkurrenz unter den IT-Experten ist groß. Henri und seine Freunde bieten ihre Programmierkünste in ganz Europa an. Sie arbeiten mit Partnern in Barcelona und London zusammen. Und weil das Geschäft so international ist, hilft ihnen auch der Euro.
    "Wir werden jetzt nicht mehr als kleine IT-Cowboys aus Estland wahrgenommen. Der Euro ist da vorteilhaft. Wenn wir mit schwedischen oder britischen Firmen zusammenarbeiten, verstehen sie besser, um was es geht. Und sie können besser mit den Angeboten vergleichen, die sie im eigenen Land bekommen."
    Die Jungs von Yep wollen mehr als nur Bezahlseiten programmieren. Sie träumen davon, ganz neue Internetdienste zu entwickeln. Es gibt berühmte Vorbilder: Der Videotelefondienst Skype zum Beispiel ist eine estnische Erfindung. Aber nicht alle estnischen Unternehmen sehen den Euro positiv. Firmen, die nichts exportieren, bringe auch der Euro nichts, sagt Sulev Luiga, Partner bei der Unternehmensberatung BDO. Im Gegenteil:
    "Für Firmen, die nicht auf Export ausgerichtet sind, bedeutet das einen dramatischen Anstieg der Kosten. Es fällt ihnen gerade sehr schwer, die gestiegenen Kosten zu decken."
    Denn mit dem Eurobeitritt seien die Preise für viele Produkte gestiegen. Auch, weil Estland ein kleines Land sei und die Konkurrenz im Einzelhandel nicht so groß. Und es gibt große soziale Probleme. Den wirtschaftspolitischen Kurs der estnischen Regierung hält die Wirtschaftswissenschaftlerin Maris Lauri grundsätzlich für richtig. Aber jetzt, nach der Krise, sei es Zeit, die Löcher im sozialen Netz zu schließen.
    "Die Veränderungen im Sozialsystem sind schon auf den Weg gebracht. Zum Beispiel Hilfen für Menschen mit Behinderungen oder eine Versicherung für Arbeitsunfälle. Es gibt entsprechende Ideen. Und die werden, denke ich, in den kommenden fünf Jahren umgesetzt."
    Immer noch neun Prozent Arbeitslosenquote in Estland
    Mit dem Aufschwung ist die Arbeitslosenquote gesunken, mit über neun Prozent aber immer noch hoch. Reformen seien dringend nötig, um arbeitslose Menschen schneller in neue Jobs zu bringen.
    Die lettische Flagge
    Die lettische Flagge (picture alliance / dpa / MAXPPP / Jp Amet)
    Manche Arbeitslose in Estland haben schon lange aufgegeben. Vor allem die russische Minderheit wurde abgehängt bei der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Viele Russen können kein Estnisch, sie finden keinen Job, dazu kommen oft Drogenprobleme. Ihre Kinder drohen zu verwahrlosen.
    Die Bethelgemeinde liegt im Tallinner Stadtteil Pelgulinn. Pelgulinn heißt auf Deutsch "Zufluchtsort". Und das passt. Denn die Kirche ist täglicher Zufluchtsort für russische Kinder, deren Eltern nicht in der Lage sind, für sie zu sorgen. Jeden Nachmittag nach der Schule können sie hier zur Hausaufgabenbetreuung kommen. Viele Kinder wohnen auch ständig im Gemeindehaus. Die achtjährige Aliona ist eine der Schülerin.
    "Ich mache hier meine Hausaufgaben, sie helfen mir hier. Das ist ein guter Ort."
    Mati Sinisaar hat das Hilfsprojekt aufgebaut und leitet es seit inzwischen 13 Jahren.
    "Leider gibt es in Estland viele Kinder, die in großer Armut leben. Und das Problem ist so groß, dass die Hilfe einfach nicht alle erreicht. Viele Kinder bekommen keinen Schulabschluss. Sie brechen nach der dritten, vierten Klasse die Schule ab. Und der Grund dafür ist oft die Armut."
    Armut gibt es auch beim Nachbarn Lettland - und ebenso eine große russische Minderheit. "Harmoniezentrum" heißt ihre Partei, die in der Hauptstadt Riga schon zur stärksten politischen Kraft geworden ist. Der Preis für den strikten Sparkurs sei hoch, sagt der Parteisprecher für Finanzen und Wirtschaft, Igor Pimenov:
    "Das Ergebnis dieser Politik war ein dramatische Verschlechterung des Lebensstandards, eine große Arbeitslosigkeit und in der Folge eine dramatische Auswanderungswelle, vor allem von jungen Leuten, in den Westen."
    Jeder Zehnte des Zwei-Millionen-Volkes hat Lettland seit Ausbruch der Krise verlassen. Die Not führt Pimenov als Grund dafür an, dass Lettland noch nicht reif für den Euro ist. Dazu komme noch die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der lettischen Wirtschaft. Und zu allem Überfluss verliere das Land auch noch den Spielraum für eine maßgeschneiderte Geldpolitik. Paul Raudseps, der einflussreichste Wirtschaftsjournalist des Landes, will sich diese pessimistische Sicht der Dinge nicht zu eigen machen.
    "Es ist schwer, Goodbye zum Lat zu sagen, aber wenn die Umstellung erst mal vollzogen ist, werden die Leute das akzeptieren. Und es wird keine großen Probleme geben."