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Euro unter Druck
Schweiz schafft Mindestkurs ab

Mindestens 1,20 Schweizer Franken erhält man bei einem Geldwechsel für einen Euro - bislang. Jetzt hat die Schweizer Nationalbank den Mindestkurs abgeschafft und den Euro damit gehörig unter Druck gesetzt. Der Dax aber übersprang die 10.000 Punkte.

15.01.2015
    Der Mindeswechselkurs von 1,20 Franken pro Euro ist vorerst Geschichte
    Der Mindeswechselkurs von 1,20 Franken pro Euro ist vorerst Geschichte (imago stock&people / Eibner)
    Auf der Handelsplattform EBS rutschte der Euro auf den tiefsten Stand seit elf Jahren von 1,15795 Dollar. Zur Schweizer Währung sackte er zeitweise um rund 28 Prozent auf ein Rekordtief von 0,8639 Franken ab, ehe er sich wieder bei 1,04 Franken stabilisierte.
    Die deutschen Aktienmärkte erlebten eine turbulenten Tag: Dax und EuroStoxx rutschten zunächst 1,8 und 2,2 Prozent ins Minus. Letztlich stiegen die Kurse aber wieder, der Dax übersprang erstmals in diesem Jahr die 10.000 Punkte und schloss mit 10.032,61 (ein Plus von 2,20 Prozent) nah am Allzeithoch von 10.093 Punkten. Der MDax schloss auf einem Rekordhoch von 17 570,08 Punkten und verzeichnete so ein Plus von 1,77 Prozent. Der Technologiewerte-Index TecDax kletterte um 1,05 Prozent auf 1436,61 Punkte.
    Die Ankündigung der Schweizer Nationalbank (SNB) habe die Märkte kalt erwischt, sagt Alexandre Baradez, Analyst bei IG France. "Das sorgte für Panik in allen Anlageklassen." Die Schweizer Aktienmärkte reagierten mit Einbrüchen, der Leitindex SMI brach am Donnerstag um bis zu 14 Prozent ein - das ist der größte Verlust seiner Geschichte. Dabei büßten die dort gelisteten Unternehmen zusammen etwa 140 Milliarden Franken an Marktkapitalisierung ein, was in etwa der Schweizer Wirtschaftsleistung eines Quartals entspricht. Am Ende verlor der SMI im Vergleich zum Vortag 8,67 Prozent.
    Minus 8,5 Prozent: So reagiert der Schweizer Aktienmarkt auf die Freigabe des #Franken-Kurses #SNB #EURCHF pic.twitter.com/U9XNCQtWaH— Reuters Deutschland (@reuters_de) 15. Januar 2015
    Die Schweiz schwächte 2011 gezielt die eigene Währung
    Der Mindestwechselkurs von 1,20 Franken für einen Euro war vor mehr als drei Jahren im Zuge der Euro-Schuldenkrise eingeführt worden, um die heimische Exportwirtschaft zu entlasten. Die Schweiz schwächte so gezielt die eigene Währung, denn die Furcht vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone hatte damals zu massiven Zuflüssen in den gern als sicher geltenden Franken geführt. Die Nationalbank reagierte mit dem Kauf von Devisen in zuvor unerreichtem Ausmaß.
    "Diese außerordentliche und temporäre Maßnahme hat die Schweizer Wirtschaft vor schwerem Schaden bewahrt. Der Franken bleibt zwar hoch bewertet, aber die Überbewertung hat sich seit Einführung des Mindestkurses insgesamt reduziert", teilte die SNB mit. "Die Wirtschaft konnte diese Phase nutzen, um sich auf die neue Situation einzustellen."

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    (nch/swe)