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Eurobike
E-Bikes und Lastenräder weiter im Trend

Immer mehr Fahrräder sind mit einem elektrischem Hilfsmotor ausgestattet. Auf der Messe "Eurobike" in Friedrichshafen wird aber noch ein weiterer Trend deutlich: Immer mehr Autozulieferer steigen in das Fahrradgeschäft ein - und das mit gutem Grund.

Von Thomas Wagner |
Eine Frau auf einem E-Bike
Bei E-Bikes wächst der Markt,bei konventionellen Fahrrädern schrumpft er (dpa / Rainer Jensen)
"Also bei diesem Rad ist auf jeden Fall besonders, dass es sich um ein Lite-E-Bike handelt. Es wiegt unter 15 Kilo. Es liegt daran, dass der Akku sehr kompakt schon im Unterrohr versteckt ist."
Ebenso der Motor und das Getriebe, so Dirk Sölting, Sprecher des Herstellers aus dem baden-württembergischen Denkendorf, über eine der Weltneuheiten auf der Fahrradmesse "Eurobike". So leicht das E-Bike auch sein mag - auf eines haben die Konstrukteure nicht verzichtet:
"Eine Klingel hat es!"
Nicht zuletzt hat es auch bei Deutschlands Fahrradherstellern und -händlern dieses Jahr ordentlich in der Kasse geklingelt. 2,93 Millionen Fahrräder und e-Bikes wurden alleine im ersten Halbjahr 2019 verkauft, ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von über drei Prozent. Allerdings ging der Absatz bei herkömmlichen Fahrrädern ohne Hilfsmotor ein klein wenig zurück.
"Aber der E-Bike-Bereich wächst weiter, zwölf Prozent Plus."
So Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrieverbandes.
Wachstumschancen bei Lastenrädern
Ende des Jahres werden den Verbandsprognosen zufolge über 1,1 Millionen e-Bikes verkauft sein, so viel wie nie zuvor - und der Trend hält weiter an. Denn: Je verstopfter Deutschlands Innenstädte sind, je höher die Gebühren für innerstädtische Parkhäuser ausfallen, desto mehr sind Cargo-Bikes, also Lastenräder mit Hilfsmotor, gefragt.
"Wie sehen in den Cargo-Bikes eine Riesenchance, sowohl für die private Nutzung, also: Stichwort Einkaufen, Kinder in den Kinderhort fahren, aber auch gewerbliche Nutzung, Paketdienste, Handwerkerbetriebe - da sehen wir riesige Potentiale!"
Von den 3,1 Millionen Fahrrädern und e-Bikes, die im vergangenen Jahr insgesamt verkauft wurden, stammen knapp 40 Prozent von deutschen Herstellern. Allerdings: "Made in Germany" bei Fahrrädern heißt nicht, dass wirklich jede Schraube aus Germany kommt - ganz im Gegenteil. Siegfried Neuberger:
"Noch ist es so, dass der überwiegende Teil der Fahrradrahmen aus Asien kommt. Inzwischen wird ja versucht, einen Teil dieser Aluminium-Rahmenproduktion wieder nach Europa zurück zu holen. In Portugal werden jetzt wieder Rahmen produziert. Aber es ist natürlich so wie in vielen anderen Branchen auch, auch im Automobilbereich, dass viele Komponenten zugekauft werden, wobei der wichtige Schritt der Entwicklung dann in Deutschland auch liegt."
Deutschland größter Fahrradmarkt in Europa
Deutschland gilt immerhin als wichtigster europäischer Fahrradmarkt - und als zweitwichtigstes europäisches Herstellerland: Rund 1,9 Millionen Fahrräder wurden zwischen Flensburg und Bodensee im vergangenen Jahr montiert; Italien als größter europäischer Fahrrad-Produzent liegt allerdings mit 2,3 Millionen Bikes deutlich darüber. Und: Deutschlands Hersteller waren auch schon mal stärker: Zum Auftakt der 2000er-Jahre wurden 3,4 Millionen Bikes ausgeliefert. Dass der Export deutscher Fahrräder ins Ausland derzeit aber wieder steigt, hängt möglicherweise auch mit dem Einstieg großer deutscher Auto-Zulieferer ins Fahrradgeschäft zusammen. Konzerne wie Bosch, ZF, Mahle und Brose stellen Motoren, Getriebe und sonstige Komponenten für Fahrräder her. Siegfried Neuberger vom Zweirad-Industrieverband begrüßt diesen Trend:
"Kommt der Branche insgesamt zugute, weil damit Knowhow in die Branche hineinkommt bei den Antriebskomponenten. Von daher sehen wir das sehr, sehr positiv."