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Europa, das ist hier!
Wie der EU-Beitritt ein rumänisches Dorf verändert hat

Seit 2007 gehört auch Rumänien zur Europäischen Union. Nur wenig ist dort so geblieben, wie es war: Westliche Agrarunternehmen kauften Land auf, Discounterketten eröffneten Filialen, ein großer Teil der Bevölkerung ging ins Ausland. Vor allem in den Dörfern hat sich das Leben vieler Bewohner verändert.

Von Manfred Götzke und Leila Knüppel |
    Die rumänische Flagge und die Europafahne
    Vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2019 hat Rumänien die EU-Ratspräsidentschaft inne (dpa/ Jens Kalaene )
    Wo es früher nur Wochenmärkte und kleine Lebensmittelgeschäfte gab, schossen Discounter aus dem Boden: Es gab plötzlich alles zu kaufen, aber alles wird auch immer teurer.
    Auf der Suche nach Arbeit ging ein großer Teil der Bevölkerung ins Ausland. Mehr und mehr Dörfer verwaisten. Dafür brachten die Arbeitsmigranten Geld zurück: Neben Holzhäuschen wuchsen Wohnpaläste in die Höhe. Pferdekarren sind selten geworden, stattdessen rasen nun Neuwagen über die Straßen.
    Selbst in dem kleinen Bergdorf Moisei, im Norden des Landes, hat die Europäische Union das Leben vieler Bewohner verändert. Manfred Götzke und Leila Knüppel kennen das Dorf seit langem. Sie haben sich dort auf die Suche nach den Folgen des EU-Beitritts gemacht.
    Toader Ștețcu, seit 15 Jahren Bürgermeister des rumänischen Dorfs Moisei
    Kläranlage und Kanalisation für ein Karpatendorf
    Seit 2007 ist Rumänien Mitglied der EU, seitdem fließen Jahr für Jahr Milliarden in das Land - bis in entlegenste Regionen. Bürgermeister Toader Ștețcu singt ein Loblied auf den Brüsseler Geldsegen, der seinem Dorf Moisei aus dem Pferdekutschen-Zeitalter half.
    Baustelle einer kleinen Pension im Norden Rumäniens
    Eine ganze Generation ist weg
    In einem liegt Rumänien ganz vorn: Aus keinem anderen EU-Land sind so viele Menschen weggegangen, um anderswo zu leben und zu arbeiten, schätzt die Weltbank. Bis zu fünf der insgesamt 19,6 Millionen Rumänen sollen es sein. Wer und was bleibt?
    Marktstand im rumänischen Dorf Moisei
    Supermarkt verdrängt Subsistenzwirtschaft
    Rumäniens Landwirtschaft bekommt EU-Subventionen. Dennoch liegen in den Discounter-Regalen des Landes holländische Gurken oder deutsche Kartoffeln - trotz der langen Wege oft billiger als einheimische Produkte. Rumänische Kleinbauern haben das Nachsehen.

    Polizisten an der rumänisch-ukrainischen Grenze
    Schmuggler fahren Mercedes, Zöllner fahren Dacia
    An der EU-Außengrenze zu Ukraine und Moldau ist Rumänien für die Kontrollen zuständig. Dennoch werden überall in Rumänien unverzollte ukrainische Zigaretten verkauft. Auf Patrouille mit zwei Grenzpolizisten.

    Volker Bulitta, Unternehmensberater aus Bayern
    Rumänische Identität aus Holz
    Holzhäuser mit Schindeldach und Kachelofen erinnern viele Rumänen an überwundene Armut. Wer es sich leisten kann, baut sich ein Haus aus Stein. Ein Stück rumänische Tradition gerät in Gefahr - doch ein Paar aus Bayern baut mit Holz dagegen an.
    Literaturhinweis
    In der Sendung wurden Zitate Dan Lungus Buch "Das Hühnerparadies" gelesen – aus dem Rumänischen von Aranca Munteanu, erschienen im Residenz Verlag, Salzburg 2007.