Deshalb ziert Muriel Barbérys Roman genau wie alle anderen Titel aus dem Haus der "Europa Editions" das Logo mit dem Vogel. Und das ist sicher gut so. Denn in Amerikas Literaturkreisen hatte das junge Unternehmen schon für Aufmerksamkeit gesorgt, bevor es dank des Bestsellers aus Frankreich im vergangenen Jahr zum ersten Mal schwarze Zahlen schrieb.
Die "Europa Editions" bilden einen einsamen Lichtblick in der düsteren Landschaft, zu der die Buchbranche nicht nur in den Vereinigten Staaten geworden zu sein scheint. Während Verlagsgiganten und Traditionshäuser wie "Farrar Strauss Giroux", "Alfred Knopf" oder "Houghton Mifflin" über massive Verkaufseinbrüche klagen, damit nicht minder massive Entlassungen rechtfertigen und zudem die teuflische Konkurrenz der sogenannten neuen Medien an die Wand malen, beweisen die "Europa Editions" mit einer Handvoll Romanen, Krimis und Sachbüchern pro Saison, dass das Buch noch längst nicht tot ist.
Dass dem Verlag dies gelingt, erstaunt umso mehr, als sich die "Europa Editions" ausgerechnet auf Übersetzungen spezialisiert haben – in einem Land, in dem nur drei Prozent der veröffentlichten Bücher nicht von englischsprachigen Autoren stammen.
In englischsprachigen Ländern sei einfach schon ein Überfluss an gutem Material vorhanden, sagt Kent Carroll. Kent Carroll ist Verlagsleiter, Cheflektor und Generalsekretär der "Europa Editions" in einem. Der ältere Herr sitzt in einem der zwei winzigen Kabäuschen eines Gemeinschaftsbüros, aus denen der Verlag operiert.
"Wir haben nicht nur eine Menge guter Autoren hier in Amerika, die regelmäßig schreiben, sondern veröffentlichen auch gute Schriftsteller aus Großbritannien, Australien, Neuseeland, Südafrika und anderen englischsprachigen Ländern. Deshalb haben wir hier nicht das Gefühl, es fehle uns etwas, als bräuchten wir mehr richtig gute Romane aus anderen Sprachen."
Warum dann einen Verlag wie "Europa Editions" überhaupt starten? Nun, weil die beiden Gründer Idealismus und Kapitalismus kombinierten und sich sagten: Wo kein Bedürfnis vorhanden ist, schaffe eines. Die "Europa Editions" sind nämlich das Tochterunternehmen von Sandro und Sandra Ferri, die in Rom seit 25 Jahren den angesehenen Verlag "Edizioni E/O" führen. Die Ferris wollten ins Ausland expandieren und fanden zugleich, es sei höchste Zeit, dass die Amerikaner all die Autoren aus Frankreich, Deutschland oder Spanien, aus dem nahen oder fernen Osten und natürlich aus Italien zu lesen bekamen, mit denen sie bereits ihre Landsleute bekannt gemacht hatten. Schriftsteller wie Amélie Nothomb und Katharina Hacker, Helmut Krausser und Elena Ferrante, Gioconda Belli, Sélim Nassib und Jean-Claude Izzo.
Sie dachten, das sei eine gute Sache, sagt Kent Carroll. Aber sie versprachen sich auch ein Geschäft davon. Und wie sich gezeigt habe, sei es beides.
Ungefähr zwei Drittel ihrer Titel akquirieren die "Europa Editions" mit oder übernehmen sie von ihrem italienischen Mutterhaus. Das hat den Vorteil, dass man sich Kosten teilen kann, und macht die "Editione E/O" zudem attraktiv für junge Autoren, die nur zu gern auch in den Vereinigten Staaten veröffentlicht werden würden. Für das restliche Drittel des Programms ist Kent Carroll alleine verantwortlich. Dabei handelt es sich um etablierte englischsprachige Schriftsteller wie James Hamilton-Paterson, der aus unerklärlichen Gründen in Amerika bisher noch keinen festen Verlag hatte, aber auch um relative Neuentdeckungen wie Steve Erickson, dessen Roman "Zeroville” von vielen Kritikern zu einem der besten Bücher von 2008 erklärt worden ist.
Obschon Kent Carroll mit Bedauern einräumt, außer Englisch keine andere Sprache fließend zu sprechen, hat er eine klare Vorstellung dessen, was eine Übersetzung auszeichnet:
"Eine Übersetzung muss singen. Ich ziehe einen Text, der in der neuen Sprache singt einer wörtlichen Übersetzung bei Weitem vor. Wirklich guten Übersetzern gelingt es, dem Ton, der Absicht des Autors treu zu bleiben und dabei das Geschriebene im Englischen zum Leben zu erwecken. Auch wenn sich darin eben nicht für jede idiomatische Wendung eine genaue Entsprechung findet. Der Leser muss vergessen, dass er überhaupt eine Übersetzung liest. Das ist für unsere Zwecke entscheidend."
Für den Erfolg der "Europa Editions" entscheidend war und ist sicher auch das unverkennbare Design der Bücher. Die farbigen broschierten Taschenbücher mit dem schmalen weißen Rand, der immer originellen, aber nie grellen Illustration auf der Vorderseite und natürlich dem Storch-Logo sind selbst zwischen den dicksten Grishams und Harry Potters leicht zu entdecken. Auch deshalb haben manche Kenner der Branche die "Europa Editions" als altmodisch bezeichnet und dies durchaus als Kompliment gemeint. Kent Carroll ist der Begriff "traditionell" lieber:
"Wir versuchen nicht, das Buch einer neuen Form anzupassen. Wir versuchen vielmehr auf fantasievolle Weise das auszunutzen, was die Bücher bereits sind. Die Bücher ihrerseits sind vielleicht insoweit altmodisch, als es sich dabei um sorgfältig gearbeitete Werke hervorragender Autoren handelt, die sowohl Kunst als auch Unterhaltung kreieren."
Kent Carroll ist überzeugt davon, dass ein literarischer Verlag wie die "Europa Editions" auf Qualität setzen muss statt auf Quantität, um zu überleben:
"Der Geschäftsplan von großen Verlagshäusern ist ein Bestsellerplan. Sie sind davon abhängig, dass sie jedes Jahr 50, ja 100 Bestseller produzieren. Wir brauchen bloß ein Buch, das sich richtig gut verkauft, weil wir unsere Allgemeinkosten niedrig halten. Und wir müssen eine substanzielle Backlist aufbauen, die 30 bis 40 Prozent unserer Einnahmen darstellt. Wir müssen zwei, drei Dutzend Autoren etablieren, die sich anständig verkaufen, und dazu brauchen wir gelegentlich ein neues Buch, das für Aufsehen sorgt und sich besser verkauft."
Es müsse nicht immer ein Bestseller wie "Die Eleganz des Igels” sein, meint Kent Carroll. Aber sollte der Storch weitere Stacheltiere bringen, wird man diese bei den "Europa Editions" sicher mit Hingabe auf die große Leserwelt vorbereiten.
www.europaeditions.com
Die "Europa Editions" bilden einen einsamen Lichtblick in der düsteren Landschaft, zu der die Buchbranche nicht nur in den Vereinigten Staaten geworden zu sein scheint. Während Verlagsgiganten und Traditionshäuser wie "Farrar Strauss Giroux", "Alfred Knopf" oder "Houghton Mifflin" über massive Verkaufseinbrüche klagen, damit nicht minder massive Entlassungen rechtfertigen und zudem die teuflische Konkurrenz der sogenannten neuen Medien an die Wand malen, beweisen die "Europa Editions" mit einer Handvoll Romanen, Krimis und Sachbüchern pro Saison, dass das Buch noch längst nicht tot ist.
Dass dem Verlag dies gelingt, erstaunt umso mehr, als sich die "Europa Editions" ausgerechnet auf Übersetzungen spezialisiert haben – in einem Land, in dem nur drei Prozent der veröffentlichten Bücher nicht von englischsprachigen Autoren stammen.
In englischsprachigen Ländern sei einfach schon ein Überfluss an gutem Material vorhanden, sagt Kent Carroll. Kent Carroll ist Verlagsleiter, Cheflektor und Generalsekretär der "Europa Editions" in einem. Der ältere Herr sitzt in einem der zwei winzigen Kabäuschen eines Gemeinschaftsbüros, aus denen der Verlag operiert.
"Wir haben nicht nur eine Menge guter Autoren hier in Amerika, die regelmäßig schreiben, sondern veröffentlichen auch gute Schriftsteller aus Großbritannien, Australien, Neuseeland, Südafrika und anderen englischsprachigen Ländern. Deshalb haben wir hier nicht das Gefühl, es fehle uns etwas, als bräuchten wir mehr richtig gute Romane aus anderen Sprachen."
Warum dann einen Verlag wie "Europa Editions" überhaupt starten? Nun, weil die beiden Gründer Idealismus und Kapitalismus kombinierten und sich sagten: Wo kein Bedürfnis vorhanden ist, schaffe eines. Die "Europa Editions" sind nämlich das Tochterunternehmen von Sandro und Sandra Ferri, die in Rom seit 25 Jahren den angesehenen Verlag "Edizioni E/O" führen. Die Ferris wollten ins Ausland expandieren und fanden zugleich, es sei höchste Zeit, dass die Amerikaner all die Autoren aus Frankreich, Deutschland oder Spanien, aus dem nahen oder fernen Osten und natürlich aus Italien zu lesen bekamen, mit denen sie bereits ihre Landsleute bekannt gemacht hatten. Schriftsteller wie Amélie Nothomb und Katharina Hacker, Helmut Krausser und Elena Ferrante, Gioconda Belli, Sélim Nassib und Jean-Claude Izzo.
Sie dachten, das sei eine gute Sache, sagt Kent Carroll. Aber sie versprachen sich auch ein Geschäft davon. Und wie sich gezeigt habe, sei es beides.
Ungefähr zwei Drittel ihrer Titel akquirieren die "Europa Editions" mit oder übernehmen sie von ihrem italienischen Mutterhaus. Das hat den Vorteil, dass man sich Kosten teilen kann, und macht die "Editione E/O" zudem attraktiv für junge Autoren, die nur zu gern auch in den Vereinigten Staaten veröffentlicht werden würden. Für das restliche Drittel des Programms ist Kent Carroll alleine verantwortlich. Dabei handelt es sich um etablierte englischsprachige Schriftsteller wie James Hamilton-Paterson, der aus unerklärlichen Gründen in Amerika bisher noch keinen festen Verlag hatte, aber auch um relative Neuentdeckungen wie Steve Erickson, dessen Roman "Zeroville” von vielen Kritikern zu einem der besten Bücher von 2008 erklärt worden ist.
Obschon Kent Carroll mit Bedauern einräumt, außer Englisch keine andere Sprache fließend zu sprechen, hat er eine klare Vorstellung dessen, was eine Übersetzung auszeichnet:
"Eine Übersetzung muss singen. Ich ziehe einen Text, der in der neuen Sprache singt einer wörtlichen Übersetzung bei Weitem vor. Wirklich guten Übersetzern gelingt es, dem Ton, der Absicht des Autors treu zu bleiben und dabei das Geschriebene im Englischen zum Leben zu erwecken. Auch wenn sich darin eben nicht für jede idiomatische Wendung eine genaue Entsprechung findet. Der Leser muss vergessen, dass er überhaupt eine Übersetzung liest. Das ist für unsere Zwecke entscheidend."
Für den Erfolg der "Europa Editions" entscheidend war und ist sicher auch das unverkennbare Design der Bücher. Die farbigen broschierten Taschenbücher mit dem schmalen weißen Rand, der immer originellen, aber nie grellen Illustration auf der Vorderseite und natürlich dem Storch-Logo sind selbst zwischen den dicksten Grishams und Harry Potters leicht zu entdecken. Auch deshalb haben manche Kenner der Branche die "Europa Editions" als altmodisch bezeichnet und dies durchaus als Kompliment gemeint. Kent Carroll ist der Begriff "traditionell" lieber:
"Wir versuchen nicht, das Buch einer neuen Form anzupassen. Wir versuchen vielmehr auf fantasievolle Weise das auszunutzen, was die Bücher bereits sind. Die Bücher ihrerseits sind vielleicht insoweit altmodisch, als es sich dabei um sorgfältig gearbeitete Werke hervorragender Autoren handelt, die sowohl Kunst als auch Unterhaltung kreieren."
Kent Carroll ist überzeugt davon, dass ein literarischer Verlag wie die "Europa Editions" auf Qualität setzen muss statt auf Quantität, um zu überleben:
"Der Geschäftsplan von großen Verlagshäusern ist ein Bestsellerplan. Sie sind davon abhängig, dass sie jedes Jahr 50, ja 100 Bestseller produzieren. Wir brauchen bloß ein Buch, das sich richtig gut verkauft, weil wir unsere Allgemeinkosten niedrig halten. Und wir müssen eine substanzielle Backlist aufbauen, die 30 bis 40 Prozent unserer Einnahmen darstellt. Wir müssen zwei, drei Dutzend Autoren etablieren, die sich anständig verkaufen, und dazu brauchen wir gelegentlich ein neues Buch, das für Aufsehen sorgt und sich besser verkauft."
Es müsse nicht immer ein Bestseller wie "Die Eleganz des Igels” sein, meint Kent Carroll. Aber sollte der Storch weitere Stacheltiere bringen, wird man diese bei den "Europa Editions" sicher mit Hingabe auf die große Leserwelt vorbereiten.
www.europaeditions.com