EU-Klimadienst Copernicus
Europa erwärmt sich am schnellsten - Bericht zum Zustand des Klimas

Die Folgen der Erderwärmung zeigen sich laut dem EU-Klimadienst Copernicus auf dem europäischen Kontinent in vielen Wetterphänomenen. Europa sei der sich am schnellsten erwärmende Kontinent, die Folgen des Klimawandels seien deutlich, heißt es in einem gemeinsam mit der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) veröffentlichten Bericht.

    Zwei Touristen betrachten den Rhone-Gletscher, der sich zwischen zwei Berggipfeln hindurch schlängelt und in einem See endet.
    Eine Folge der Erwärmung: Der allmählich schmilzende Rhone-Gletscher im Schweizer Kantons Wallis. (AFP / Fabrice Coffrini)
    In dem Report zählen die Klimafachleute eine Reihe von Extremwetterereignissen in Europa auf. So habe der Kontinent vergangenes Jahr die stärksten Fluten und Überschwemmungen seit 2013 erlebt. Stürme und Fluten hätten schätzungsweise 413.000 Menschen auf dem Kontinent getroffen, mindestens 335 Personen seien ums Leben gekommen, hieß es. Zudem seien dadurch Schäden in Höhe von mindestens 18 Milliarden Euro entstanden.

    Arktis-Landflächen erwärmen sich stark

    Für die rasche Erwärmung des Kontinents nennt Copernicus mehrere Gründe: den hohen Anteil an den Landflächen der Arktis, die sich schneller erwärmen als alle anderen Regionen der Erde, die Veränderung in der Atmosphärenzirkulation, die sommerliche Hitzewellen begünstigt, und den Rückgang des Ausstoßes an Aerosolen. Das sind winzige Teilchen in der Luft, die Sonnenlicht reflektieren und so Hitze vorbeugen können. 

    Unterschiede zwischen Ost und West

    Bezogen auf Europa berichten Copernicus und WMO über den ausgeprägten Ost-West-Kontrast mit "trockenen, sonnigen und extrem warmen Bedingungen im Osten und bewölkteren, feuchteren und weniger warmen Bedingungen im Westen". Westeuropa erlebte eines der zehn feuchtesten Jahre im Zeitraum seit 1950. Entsprechend führten die Flüsse dort mehr Wasser als im langjährigen Durchschnitt. In Osteuropa führten sie wegen extremer Trockenheit dagegen deutlich weniger Wasser. 

    "Hitzestress"-Tage nehmen zu

    Die Zahl der Tage mit starkem bis extremem Hitzestress war dem Bericht zufolge 2024 in Europa die zweithöchste seit Beginn der Aufzeichnungen. Als starker Hitzestress gelten Temperaturen ab 32 Grad Celsius, als extremer Hitzestress ab 38 Grad. Besonders stark betroffen waren die Länder Südosteuropas. Hingegen ging die Zahl der Tage mit Frost deutlich zurück.

    Europäische Meere zu warm

    Die Meeresoberflächentemperaturen lagen im europäischen Bereich um 0,7 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Im Mittelmeer seien die Durchschnittswerte sogar um 1,2 Grad überschritten worden, heißt es in dem Bericht weiter. Alle betroffenen Regionen Europas verzeichneten demnach einen Eisverlust. Die Gletscher in Skandinavien und Spitzbergen verzeichneten sogar den größten Massenverlust seit Beginn der Aufzeichnungen.
    Fest steht bereits, dass der europäische Kontinent wie auch die ganze Welt im Jahr 2024 die höchste Durchschnittstemperatur seit Beginn der Aufzeichnungen erlebten. Laut WMO lag diese Temperatur weltweit 1,55 Grad über dem industriellen Niveau (1850-1900). In Europa waren es Copernicus zufolge plus 2,92 Grad. Rekordhitze gab es 2024 in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Auch in Deutschland war es das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) berichtet hatte.

    Städte-Pläne zur Anpassung

    Positiv wird in dem Bericht vermerkt, dass der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung mit 45 Prozent ein Rekordhoch erreichte. Dies waren zwei Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. In immerhin 20 der 27 EU-Staaten wurde mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt als aus fossilen Brennstoffen. Auch hätten mittlerweile 51 Prozent der europäischen Städte Pläne zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels eingeführt, hieß es weiter. Mit deren Umsetzung sei auch begonnen worden.
    Der Bericht "European State of the Climate 2024" enthält rund hundert wissenschaftliche Beiträge. Diese geben einen umfassenden Überblick über das Klima in Europa und klimabedingte Folgen während des vergangenen Jahres.
    Diese Nachricht wurde am 15.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.