In der Corona-Krise habe ihn der Zusammenhalt innerhalb der Europäischen Union überrascht, sagte der niederländische Journalist und Autor Geert Mak in den "Kulturfragen". Trotz kleinerer Streitigkeiten habe er insgesamt doch viel Solidarität zwischen den Mitgliedsländern beobachtet. Auch sei deutlich geworden, dass die EU aus vergangenen Krisen gelernt habe, etwa aus der Finanzkrise.
"Brauchen mehr Integration"
Allerdings stehe die Europäische Union in der Corona-Krise einmal mehr vor dem grundsätzlichen Problem, dass sie aufgrund ihrer komplexen Struktur viel schwerfälliger sei als ein Nationalstaat. Mak ist daher überzeugt: "Wir brauchen eine bessere Integration. Es ist immer das gleiche Problem, dass die EU im Notfall nicht schnell und effektiv reagieren kann. Das ist ein Problem, das wir nach dieser Pandemie wirklich reparieren müssen."
Denn der niederländische Autor ist sich sicher, dass etwa Klima-, Finanz- oder Gesundheitskrisen in Zukunft nur gemeinsam gelöst werden können. Die EU sei heute nicht mehr nur ein idealistisches Friedensprojekt, sondern vor allem auch eine Notwendigkeit, um zu überleben.
Grenzkontrollen nur vorübergehend
Dass die Grenzen innerhalb Europas durch die Pandemie wieder sichtbarer und spürbarer geworden sind, beunruhigt Geert Mak nicht. Er geht davon aus, dass Grenzkontrollen und Einreisebeschränkungen nur ein vorübergehendes Phänomen seien und ist optimistisch, dass sich die Situation in der EU bis zum Jahresende wieder weitgehend normalisieren werde: "Ich erlebe das als kurze Pause in der Integration, nicht als Bruch."
Der niederländische Journalist und Autor Geert Mak ist ein langjähriger Beobachter Europas und der Europäischen Union. 2020 erschien im Siedler-Verlag das Buch "Große Erwartungen": Geert Maks persönliche Chronik der Ereignisse in Europa zwischen den Jahren 2000 und 2020.