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Europa
Verbände fordern verbindliche Ziele bei der Energieeffizienz

Der Deutsche Naturschutzring und die Unternehmensinitiative DENEFF fordern verbindliche EU-Ziele für die Energieeffizienz. Ohne ambitionierte Richtwerte werde die Energiewende in Deutschland und in Europa nicht gelingen. Die Verbände befürchten eine Verwässerung der Energieeffizienzvorgaben auf EU-Ebene.

Von Dieter Nürnberger |
    Windräder stehen auf einem Feld bei Wormlage in der brandenburgischen Lausitz vor dem vom Sonnenuntergang rot gefärbten Abendhimmel.
    Höher gesteckte Effizienz-Ziele müssen nicht teurer sein, sagt die Unternehmensinitiative DENEFF (dpa picture alliance / Andreas Franke)
    Die beiden Verbände, die heute Vormittag in Berlin vor die Presse traten, sind sich einig, dass die EU ein verbindliches Ziel bei der Energieeffizienz festschreiben sollte - und diese Zielvorgabe heißt 40 Prozent mehr Energieeffizienz bis 2030.
    Derzeit sind die Signale aus Brüssel ja nicht ganz eindeutig. Der noch amtierende Kommissionschef José Manuel Barroso will eher ein relativ schwaches Ziel festschrieben lassen, demzufolge müsste die EU nur 25 Prozent einsparen. Das EU-Parlament plädiert für 40 Prozent. Es gibt zudem Zitate von Jean-Claude Juncker, dem gewählten neuen EU-Kommissionschef, der wohl eher einen Wert über 30 Prozent anpeilt.
    Stellungnahme der EU-Kommission in Vorbereitung
    Es sind die entscheidenden Tage in Brüssel, die Stellungnahme der Kommission muss bis nächste Woche vorliegen, damit die Regierungschefs im Oktober das Ganze festzurren können.
    Die Argumentation der Verbände, unterschrieben haben den Aufruf auch der Verbraucherzentrale Bundesverband und Industriegewerkschaft Bauen-Agrar- Umwelt, ist einfach: Ohne ein ambitioniertes Ziel bei der Einsparung von Energie werde die Energiewende in Deutschland und auch in Europa nicht gelingen. Die DENEFF, die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz, argumentiert zudem - wenig überraschend - eher ökonomisch. Carsten Müller, der Vorstandsvorsitzende:
    "Wir reden über Umsatzzahlen in der Größenordnung von 140 Milliarden Euro pro Jahr. Es gibt in der Energieeffizienz-Branche bereits heute über 800.000 Beschäftigte und wir haben es mit zweistelligen Wachstumsraten zu tun. Das ist also ein Konjunkturmotor. Wir sehen auch, dass es eine sehr Know-how-basierte Branche ist, die sich auch bestens dazu eignet, zum Exportschlager zu werden."
    Aus Sicht des Naturschutzrings geht es natürlich auch um mehr: Es gehe darum, dass man sich mit einem ambitionierteren Einsparziel auch unabhängiger von fossilen oder atomaren Energieträgern mache. Hier würden einzelne EU-Länder ja auch stets eigene Interessen vertreten, so DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen:
    "Wenn es jetzt gelingen sollte, verbindliche Effizienzziele in der EU durchzusetzen, dann haben natürlich die Leute in Frankreich, die tatsächlich weg von der Atomenergie wollen - hin zu einer Kombination aus Energieeinsparung, Effizienz und erneuerbaren Energien - eine ganz andere Verwirklichungschance, als wenn dies nicht kommen sollte. Das Schlimmste, was passieren könnte, sind keine verbindlichen Effizienzziele. Das geht es so weiter wie bisher. Und dann hätten die fossilen Energieträger, vor allem das Kohle-Unterstützer-Land Polen oder das Atom-Befürworter-Land Frankreich gewonnen."
    Höher gesteckte Ziele sollen nicht teurer sein
    Basierend auf allgemeinen EU-Daten hat man auch errechnet, dass die Kosten für ein höheres Ziel von 40 Prozent Einsparvorgabe bis 2030 unterm Strich nicht mehr Kosten verursachen würden, als ein geringeres Sparziel von 25 bis 30 Prozent. Stefanie Langkamp vom Deutschen Naturschutzring.
    "Es ist so, dass die Investitionskosten natürlich schon höher sind. Demgegenüber hätten wir aber massive Einsparungen bei den Energieimporten. Wir hätten auch weniger Kosten beim Ausbau der Energie-Infrastruktur. Blicken wir auf Deutschland: Da hat beispielsweise das Prognos-Institut errechnet, dass bei geringeren Effizienzanstrengungen bis 2035 schon allein jährlich 20 Milliarden Euro Mehrkosten für die Energie-Infrastruktur anfallen würden."
    Wachstum mit einem immer geringeren Energiebedarf zu realisieren, sei die beste Ressource Europa - so die Verbände. Große Einsparpotenziale sieht man im Bereich der energetischen Sanierung von Gebäuden, bei der verstärkten Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung oder auch beim Einsatz von Energiemanagementsystemen in Unternehmen.