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Europäische Alternative

Einst waren Möbel aus Tropenholz sehr gefragt. Doch es gibt heimische Alternativen zu den Stämmen vom Amazonas. In Bulgarien sind schon die ersten Plantagen angelegt, in denen das pilz- und schädlingsresistente Robinienholz angebaut wird.

Von Nils Theurer |
    Die europäische Robinie könnte schon bald ein möglicher Ersatz für hochwertiges Tropenholz werden. Ihr Holz besitzt eine besonders hohe Festigkeit, ist elastisch und resistent gegen Pilze. Das macht sie begehrt als Ersatz für Tropenholz mit manchmal zweifelhafter Herkunft, unterstreicht der bulgarische Wissenschaftler Dr. Kyntscho Kamuckov

    "Vor mehr als 30 Jahren wurde die Robinie in Bulgarien vorwiegend in der Produktion von Brennholz verwendet. Die Bedingungen in Bulgarien sind jedoch auch für eine intensive Anbauweise geeignet. Die intensive Robinienproduktion ergibt nicht allein Masse, sondern vor allem eine hochwertige Holzqualität. Das ist das Hauptziel unserer Selektion."

    Dr. Andreas Nobis stieß eher zufällig auf den Robinien-Experten aus Bulgarien. Mit seiner Lignum AG hatte Nobis für eine 118 Hektar große, nachhaltig bewirtschaftete Teakholzplantage in Brasilien bereits Investoren gefunden. Seiner Überzeugung nach musste es jedoch weit effektiver sein, in Europa Edelholz zu erzeugen. So wurde er beim Anbaugebiet in Osteuropa fündig.

    "In Bulgarien finden wir ein EU-Land, das ist gut für uns – sehr wichtig, wegen der Rechtssicherheit und wegen des freien Zugangs. Zum anderen finden wir ausgezeichnete natürliche Bedingungen, vielleicht die besten in Europa für die Robinie. Nämlich fantastische Böden und ein wunderbares Klima, das sich durch viel Sonne und eine lange Vegetationsperiode auszeichnet."

    Jetzt fehlte noch ein geeignetes Saatgut, denn die gewöhnliche Robinie wächst verdreht, zu langsam und verzweigt sich viel zu früh, was Sägewerke und Schreiner bislang verzweifeln lässt. Kyntscho Kamuckov fand während seiner Untersuchungen einzelne Exemplare, die nicht nur kerzengerade, sondern auch schneller als ihre Kollegen wuchsen ...

    "So begannen wir mit der Selektion ausgesuchter Klonen. Nach der erfolgten Selektion setzten wir eine Methode der vegetativen Vermehrung ein."

    Während bisherige Robinien im Durchschnitt rund einen Zentimeter pro Jahr beim Baumumfang zulegen, stellte sich die selektierte Sorte als Turbo-Robinie heraus

    "Die traumhaften Bedingungen in Bulgarien erlauben Zuwächse von drei Zentimeter pro Jahr. Unsere Prognosen für die Erträge aus den Robinienpflanzungen basieren auf dem Ansatz, dass zwei, drei Zentimeter pro Jahr erreicht werden. Somit haben wir eine sehr gute Situation und befinden uns sehr gut in unserem Plan."

    Normalerweise, etwa bei den meisten Nadelhölzern, bedeutet "schnellwachsend", dass das Holz sehr weich ist. Anders bei der Robinie. Wie einige Laubholzarten auch, wächst bei ihr zwischen den Jahrringen jedoch äußerst hartes Holz, erläutert Professor Heinrich Spiecker, der Leiter des Instituts für Waldwachstum an der Universität Freiburg

    "Und umgekehrt haben Sie jetzt bei der Robinie zum Beispiel ein Holz, das relativ unabhängig, ob es im Frühholz oder im Spätholz gebildet wird, eine relativ gleichbleibende Dichte hat, so dass hier bei der Robinie die Jahrringbreite im Hinblick auf die Festigkeit und Dichte keine Rolle spielt – im Gegenteil: breitringiges Holz vielleicht sogar noch etwas dichter ist."

    In Bulgarien entstehen mit den Robinie-Pflanzungen keine Mischwälder, wie man sie hier gerne bevorzugt. Dennoch führen diese Plantagen zu einer ökologischen Aufwertung.

    "Wenn Sie die Robinienplantage mit einem Maisacker vergleichen, dann ist es ökologisch ein ungeheurer Fortschritt, einen Robinienwald zu haben. Und dann kann so eine kleinflächige Plantage durchaus eine biologische Bereicherung sein."

    Die Lignum AG ermittelt zwei mal jährlich die Daten der bisher 250.000 gepflanzten Stämme, die auf mittlerweile 570 Hektar gepflanzt wurden. Das entspricht etwa der dreieinhalbfachen Fläche von Helgoland. Bisher liegt das Unternehmen im Plan: Die ersten Robinien mit ihrem Edel-Nutzholz der Resistenzklasse eins werden in zwei Jahren geschlagen – und dann kommen auch die Investoren auf ihre Kosten.