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Europäische Konferenz gegen Jugendarbeitslosigkeit

Firmengründungen, digitale Angebote, Stipendien - es sind viele Maßnahmen, mit denen die europäischen Staaten der massiven Jugendarbeitslosigkeit Herr werden wollen. In Paris berieten sich dazu Staats- und Regierungschefs der EU.

Von Ursula Welter |
    Sechs Milliarden im nächsten Jahr, sechs Milliarden ein Jahr darauf. Dazu Mittel aus den europäischen Sozialfonds und Gelder der Europäischen Investitionsbank – bis Ende 2015 sollen 45 Milliarden Euro in die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa geflossen sein, rechnete Gastgeber Frankreich vor.

    Was soll mit dem Geld geschehen? Im Zentrum steht die sogenannte "Jugendgarantie", erklärte Frankreichs Staatspräsident Hollande:

    Ein Programm, das jedem Jugendlichen binnen vier Monaten nach Ausbildungsende oder Beginn der Arbeitslosigkeit einen Platz in der Berufs- oder Bildungswelt bieten soll: Sei es in Form eines dauerhaften oder befristeten Arbeitsvertrages, sei es in Form eines hochwertigen Praktikums oder eines Ausbildungsvertrages. "In jedem Fall", ergänzte Francois Hollande: "Eine Lösung anbieten".

    Erste Erfahrungen mit diesem Instrument hat Frankreich selbst gemacht, seit Oktober läuft ein nationales Pilotprojekt in zehn besonders von Jugendarbeitslosigkeit gezeichneten Departements – ein Projekt, das Vorbild sein soll für die europäische Initiative.

    Deshalb sei Kritik auch fehl am Platze, die sich gegen immer neue hochrangige Konferenzen gegen Jugendarbeitslosigkeit richte, stellte Angela Merkel klar. Sie war zuletzt im Juli in Berlin Gastgeberin eines europäischen Treffens unter derselben Überschrift gewesen. Die Konferenz in Paris habe der konkreten Vorbereitung gegolten, so hätten sich die Vertreter der nationalen Arbeitsbehörden intensiv ausgetauscht, auch das diene der Umsetzung der Pläne. Und außerdem:

    "Ich lerne jedes Mal was dazu, das ist ja auch gut für Regierungschefs."

    Die Konferenz in Paris legte fest, dass ein Teil der Gelder in die Unterstützung für Firmengründungen in den häufig sehr kreativen Vororten der europäischen Großstädte fließen sollen, dort ist die Jugendarbeitslosigkeit häufig besonders hoch.

    Die Internet-Seite EURES soll weiter ausgebaut werden, dort finden sich schon jetzt Arbeitsangebote aus ganz Europa, 850 Berater stehen zur Verfügung und helfen bei der Arbeitssuche. Etwas mehr als zwei Milliarden Euro wollen die Staaten Europas in "Erasmus"–Stipendien für Auszubildende stecken, und damit an die Erfolge des gleichnamigen Universitätsprogramms anknüpfen.

    Alle Staaten formulieren derzeit ihre konkreten Bedarfspläne und müssen diese bis Ende Dezember nach Brüssel geliefert haben.

    "Wir drücken aufs Tempo", hieß es in Paris. Aber Januar sollen die finanziellen Töpfe zugänglich sein, Erleichterung deshalb auch, dass der Streit um den EU-Haushalt soeben beigelegt werden konnte.

    "Ich kann nicht für alle Abgeordneten sprechen", sagte der Chef des EU-Parlaments, Martin Schulz, "aber ich kann ohne Wagemut sagen, dass wir nächste Woche eine Mehrheit für die Haushaltsbeschlüsse haben werden."

    Die nächste Konferenz zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit soll im Frühjahr in Rom stattfinden, dann womöglich bereits mit ersten Berichten über die konkrete Umsetzung der Beschlüsse von Paris und Berlin.