Altersweise lächelt Astrid Lindgren vom neuen 20-Kronen-Schein. Und sogar Pippi Langstrumpf läuft durchs Bild. Aus ihrer Apothekertasche lugt der Affe Herr Nilsson, und Goldmünzen purzeln heraus.
Astrid Lindgren statt Selma Lagerlöf, der ersten Schwedin und der ersten Frau, die 1909 den Literaturnobelpreis erhielt. In einem zweijährigen Prozess erneuert Schweden alle Geldscheine und Münzen. Sogar ein neuer Wert wird eingeführt, der 200-Kronen-Schein. Das sind gut 20 Euro.
"Wir wollten die Lücke zwischen dem Hunderter und dem Fünfhunderter schließen," sagt Ann-Leena Mikiver, Sprecherin der Reichsbank.
Die kleine Einheit Öre gibt es schon lange nicht mehr. Aber die Kronen-Münzen werden erneuert. Auch der Zweier, ein fast verschwundenes Sammlerstück, kommt in großer Auflage wieder in Umlauf.
In Schweden wird immer häufiger elektronisch gezahlt
Geldscheine im Wert von 60 Milliarden Kronen sind gegenwärtig im Umlauf und Münzen für fünf Milliarden. Der Umlauf sinkt Jahr für Jahr um drei bis fünf Prozent, weil in Schweden immer häufiger elektronisch gezahlt wird, selbst ein Kaugummi am Automaten zahlt man mit Karte oder Handy. Trotzdem sieht die Reichsbank noch Bedarf für Bargeld, sagt Mikiver. Wie lange noch, sei unglaublich schwer zu beantworten.
"Das hängt von der Nachfrage ab. Wir geben Banknoten und Münzen aus, so lange das schwedische Volk sie nachfragt. Das hängt ein bisschen davon ab, welche anderen Zahlungsweisen sich herausbilden. Gegenwärtig gibt es noch viele Alte und Menschen auf dem Land, die Bargeld brauchen. In absehbarer Zeit werden wir es noch haben."
Bargeld schon. Aber die Krone? Schweden ist 1995 der Europäischen Union beigetreten und verpflichtete sich damals, den kommenden Euro zu übernehmen. Anders als Dänemark und Großbritannien hat Schweden keine Opt-Out-Klausel ausgehandelt, die es ihm erlaubte, bei der Krone zu bleiben. 2003 gab es eine Volksabstimmung über den Euro-Beitritt. 56 Prozent der Schweden sagten Nein. Die Volksabstimmung war rechtlich nicht bindend, aber die politischen Parteien einigten sich, erst einmal zehn Jahre bei der Krone zu bleiben.
Schweden wollen den Euro nicht
Die zehn Jahre waren 2013 abgelaufen. Und Schweden erfüllt alle Maastricht-Kriterien wie niedrige Inflation und begrenzte Staatsverschuldung, die Voraussetzung für den Euro-Beitritt sind. Das Land müsste jetzt nur dem Europäischen Wechselkursmechanismus beitreten, einer zweijährigen Anpassungsphase für den Wechselkurs, und hätte dann den Euro. Aber die rot-grüne Minderheitsregierung will nicht, und die konservative Vorgängerregierung wollte auch nicht. Die Reichsbanksprecherin Ann-Leena Mikiver erklärt das so:
"Es gibt im Schwedischen Reichstag keine Mehrheit für die Einführung des Euros. Und wir hatten vor einigen Jahren ja auch eine beratende Volksabstimmung, die auch Nein zum Euro sagte."
Die EU-Kommission lässt Schweden gewähren. Begründung: Schweden sei 1995 der EU beigetreten, der Euro aber erst 1999 eingeführt worden. Schweden habe also mit seiner frühen Verpflichtung, den erst kommenden Euro zu übernehmen, die Katze im Sack gekauft.
So bleibt es also in Schweden bei der Krone. Wie lange noch? Die Reichsbank wäscht ihre Hände in Unschuld:
"Ganz einfach: Wir werden sehen."
Und die neuen Kronen-Scheine und –Münzen ein Statement gegen den Euro?
”Nein, so kann man das nicht sehen. Die alten Scheine haben 30 Jahre auf dem Buckel. Die Sicherheitsmerkmale mussten verbessert werden."
Und Astrid Lindgren lächelt milde vom neuen 20-Kronen-Schein.