Aus großen Tanks fließt warme flockige Molke in bereit stehende Edelstahlbecken. Antonis Hadjipieris beugt sich zufrieden über die weiße Masse. Die Molke braucht nur noch gepresst werden - und schon ist er fertig, der Halloumi - jener halbfester Käse aus der Milch von Kühen, Schafen und Ziegen, den griechische und türkische Zyprer gleichermaßen als Nationalkäse für sich beanspruchen. Unternehmer Hadjipieris hat für diesen Streit kein Verständnis. Er gehört zu den wenigen, die auf griechischer Seite dafür eintreten, dass der Käse von beiden Volksgruppen gemeinsam patentiert und weltweit vermarktet wird. Diese Haltung habe er von seinem Vater:
"Wenn uns Griechisch-Orthodoxen in der Fastenzeit Milchprodukte verboten waren, dann ist mein Vater zu den Türken gegangen und hat ihnen unseren Halloumi verkauft. Schon er hatte ein gutes Verhältnis zu den türkischen Zyprern."
Schon wenige hundert Meter hinter Hadjipieris Käserei beginnt die Pufferzone, die den türkischen Norden vom griechischen Süden trennt. In der Ferne ist ein Wachturm der türkischen Armee zu sehen.
Wenn Antonis Hadjipieris das Kafenion in seinem Heimatort Athienou betritt, trifft er mit seinem Einsatz für ein gemeinsames Halloumi-Patent von Nord und Süd auf keine Gegenliebe. Die Männer am Tisch sind sich einig: Auch die Türken könnten den Nationalkäse herstellen - aber verkauft werden dürfe er nur von den Griechen:
"Ihre Käseprodukte müssen den Stempel der Republik Zypern tragen und werden nur über uns vertrieben. Dann ist das für mich kein Problem!"
Verärgerung über Alleingang
Genau das aber betrachtet die türkische Seite als Diktat. Die Verärgerung darüber, dass das international anerkannte Südzypern den Antrag auf Patentschutz für den Halloumi bei der EU im Alleingang gestellt hat, ist groß. Vor dem Beginn neuer Wiedervereinigungsverhandlungen machen Nationalisten im türkischen Norden Front gegen die Alleingänge der Griechen. Faiz Sucuoglu von der konservativen Partei UBP verdächtigt die Griechen, das Monopol auf den Halloumi-Käse und die Türken so wirtschaftlich in die Knie zwingen zu wollen:
"Auf der türkischen Seite leben rund 50.000 Menschen direkt oder indirekt von der Halloumi-Herstellung. Wenn wir uns von den Griechen abhängig machen, können die uns jederzeit die Genehmigung wieder entziehen und uns vom Weltmarkt abschneiden, wenn ihnen etwas nicht passt. Darum schlagen wir vor, dass die Qualitätskontrolle in die Hände einer ausländischen, unabhängigen Institution gelegt wird."
Hadjipieris trifft seinen Freund und Schafbauern Yildiray Beyaz - einen türkischen Zyprer. Die beiden trotzen den Vorbehalten auf beiden Seiten und arbeiten schon lange zusammen. Beyaz besitzt eine Sondergenehmigung und darf seine Schafe im Niemandsland zwischen beiden Hälften weiden lassen. Seine Schafsmilch darf er darum auch an den Griechen Hadjipieris verkaufen. Als die Sprache auf den Halloumi-Streit kommt, tippt sich der Bauer an die Stirn:
"Das ist doch verrückt: Die Milch und der Halloumi Käse gehören doch nicht nur Antonis oder Mustafa! Sie gehören doch der ganzen Insel! Und während wir uns streiten, wird in anderen Ländern wie der Türkei imitierter Halloumi hergestellt."
Käse könnte zum Exportschlager werden
Die Regierung der südlichen Republik Zypern besteht darauf, dass die Käse-Produktion im Norden von ihren Behörden kontrolliert und genehmigt wird - erst dann könnten die Türken an der weltweiten Vermarktung beteiligt werden. Derzeit können die türkischen Zyprer ihren Halloumi nur in die Türkei und einige arabische Länder verkaufen. Ein Kompromiss im Halloumi-Streit würde der kriselnden Wirtschaft auf beiden Seiten helfen, sagen Experten, der Käse könnte zum Exportschlager werden. Antonis Hadjipieris gerät in Rage:
"Wir sind doch alle Zyprer! Wo ist denn bloß das Problem?"
Mitten in den Streit platzt die Nachricht, dass der Halloumi - oder türkisch Hellim - womöglich gar nicht zyprischen Ursprungs ist. Wissenschaftler einer nordzyprischen Universität sind nach Auswertung historischer Quellen zu der Erkenntnis gekommen, dass der Käse einst aus dem alten Ägypten auf die Insel kam.