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Europäischer Zahlungsverkehr
SEPA-Umstellung fast abgeschlossen

Um den Unternehmen mehr Zeit zur Umstellung auf das neue SEPA-System zu geben, wurde der Start von Februar auf den 1. August verschoben. Inzwischen ist die Umstellung so gut wie abgeschlossen – auch wenn viele Betriebe einen Mehrwert der neuen Kontonummern nicht erkennen können.

Von Michael Braun |
    Ein Kugelschreiber auf einem Überweisungsträger mit den Ausfüllfeldern "IBAN" und "BIC".
    Am 1. August startet offiziell das SEPA-Verfahren in Europa. (picture-alliance/ dpa - Uwe Anspach)
    Onlinebanking ist für sie ein Fremdwort. Mit der Schreibmaschine die lange IBAN in den papiernen Überweisungsträger tippen, ist Fehlerquelle und Last zugleich. Ältere Menschen kommen mit dem neuen Zahlungsverkehrssystem nur schwer zurecht. Unternehmen haben den Umstieg geschafft. Die Fachhochschule des Mittelstandes in Bielefeld hat 5.000 größere mittelständische Firmen befragt. Das Ergebnis, so Professor Volker Wittberg, ist eindeutig:
    "99 Prozent der deutschen Mittelständler sind SEPA-ready zum 1.8. und werden die neuen Zahlungsverkehrsformate nutzen."
    Dass Zahlungen stocken, wenn der auf den 1. August verschobene Starttermin für SEPA kommt, damit ist also nicht zurechnen. Pleiten, weil Geld nicht rechtzeitig ankommt und dann die liquiden Mittel nicht reichen, die wird es also nicht geben. Dennoch ist nicht alles gut mit SEPA. Mehr als es pflichtgemäß eingeführt zu haben, hat der Mittelstand nicht getan. Vorteile hat er in dem neuen System bisher nicht erkannt.
    "Das ist definitiv so. Explizit nach den Vorteilen von SEPA befragt, haben uns 69 Prozent geantwortet, dass sie keine Vorteile für oder in SEPA erkennen. Anders herum gesprochen, haben uns zahlreiche Unternehmen auch Nachteile genannt, die mit der Nutzung dieser Zahlungsverkehrsformate verbunden sind."
    So scheint SEPA den Eindruck zu stärken, was aus Europa komme habe viel mit Bürokratie und wenig mit Nutzen zu tun. Den gebe es aber, sagt Frank-Oliver Wolf, Leiter des Cashmanagements, des Zahlungsverkehrsgeschäfts, bei der Commerzbank. Und das werde sich herumsprechen:
    "Wie es so immer ist: Erst mal muss man die Hauaufgaben gemacht haben, bis man merkt, welche Vorteile daraus zu ziehen sind."
    Schneller Geld vor allem aus dem Ausland auf dem Konto verbuchen, bei Bedarf schneller mahnen, erleichterte Bankauskünfte über den Kunden, minimierte Forderungsausfälle, dazu natürlich die Möglichkeit des Cashpoolings, also Zinsersparnis dadurch, dass die roten Zahlen auf dem einen Geschäftskonto mit dem Guthaben auf dem anderen über Nacht ausgeglichen werden, und das mit allen in- und ausländischen Konten in Europa – diese Vorteile sollen den Unternehmen nun nahegebracht werden.
    "Das sehr Klare ist, dass Sie einen Zahlungsverkehr aus Deutschland heraus auch für europäische Länder darstellen können. Und Exportnation Deutschland mit vielen Tochtergesellschaften – einheitlicher Zahlungsverkehr aus einem Niedrigpreisland Deutschland, mit einer Abwicklung in Deutschland, ich spare mir viele Konten, deutlich geringere Abwicklung, also in Summe erhebliche Vorteile für Liquidität, Rentabilität und auch Aufwand."
    Immer noch gilt der Spruch, in Deutschland gebe es mehr Bank- als Tankstellen. Der daraus folgende Wettbewerb sorgt für relativ niedrige Preise für Bankdienstleistungen. Die besser auszulasten, in dem via SEPA Geschäft aus dem Ausland nach Deutschland gezogen wird, das treibt die hiesigen Banken an. Kaum Vorteile von SEPA hat, wer nur mit Kunden in Deutschland zu tun hat. Der muss mitmachen, weil es nicht anders geht.