Mit dem ersten Gruppenspiel gegen Slowenien startet die dänische Fußball-Nationalmannschaft am Sonntag in die Europameisterschaft in Deutschland. Die weiteren Gruppengegner heißen dann England und Serbien.
"Die Erwartung ist schon, die Gruppenphase zu überstehen. Und dann kann alles passieren. Die Dänen sind ja optimistisch", sagte Julia Wäschenbach, Korrespondentin im ARD-Studio Stockholm (Schweden), im Deutschlandfunk. "Man ist vorsichtig optimistisch."
EM für Däninnen und Dänen "immer ein Riesending"
Die Vorfreude sei den Fans zumindest riesig, sagte Wäschenbach: "Für die Däninnen und Dänen sind diese internationalen Turniere immer ein Riesending. Aber dieses Mal ist es noch einmal mehr besonders, weil die EM im Nachbarland stattfindet. Die Fans freuen sich und stehen richtig hinter ihrer Mannschaft. Das merkt man."
Zehntausende dänische Fans haben sich laut Wäschenbach auf den Weg nach Deutschland gemacht. Es gebe sogar ein eigenes Fancamp nur für Dänen. "Der dänische Fußballverband hat jetzt sogar etwas blumig gesagt, mit der EM in Deutschland sei ein langgelebter Traum für die dänischen Fans in Erfüllung gegangen, weil es eben so nah ist und man es viel leichter hat, live dabei zu sein. Das macht auf jeden Fall einen Unterschied."
Korrespondentin: "Fans blicken positiv auf Deutschland"
Der Rechtsruck in Deutschland bei der vergangenen Europawahl habe dabei auf die Vorfreude der Dänen keinen Einfluss gehabt: "Es ist nicht so, dass den Dänen das entgangen ist. Aber in diesem Zusammenhang würde ich behaupten, dass sich die Fans da weniger Gedanken machen. Da steht das Sportliche im Vordergrund. Man muss auch sagen, dass im Norden die rechten Parteien bei der Europawahl nicht die großen Zuwächse hatten. Das war hier ohnehin nicht so ein riesengroßer Akt. Also ich glaube, dass die Fans positiv auf Deutschland als EM-Organisator blicken."
Schlüsselspieler im dänischen Team ist Mittelfeldspieler Christian Eriksen. Und das liegt nicht unbedingt an seiner sportlichen Leistung. Eriksen hatte vor drei Jahren während des EM-Spiels gegen Finnland in Kopenhagen einen Herzstillstand erlitten und war auf dem Platz zusammengebrochen. Seitdem spielt er mit einem Defibrillator.
Eriksen-Vorfall hat Dänemark zusammengeschweißt
"Dieser Zwischenfall hat etwas mit den Fans gemacht und damit, wie die Mannschaft gesehen wird. Das hat zusammengeschweißt und wieder für eine neue Welle der Unterstützung für die Nationalmannschaft gesorgt", sagte Wäschenbach. "Und natürlich ist Eriksen in dieser Mannschaft ein ganz wichtiger Spieler und eine Identifikationsfigur. Und natürlich hat dieser Vorfall, und wie er sich wieder berappelt hat, seine Stärke gezeigt, als Mensch und als Spieler."
Bei Manchester United hat Eriksen jedoch eine eher durchwachsene Saison hinter sich, weswegen auch Kritik am 32-Jährigen laut wurde. "Aber er hat in den Vorbereitungsspielen eine gute Form gezeigt", sagte Wäschenbach. "Und wenn er die jetzt bei der EM beibehalten kann, kann das auf jeden Fall dazu beitragen, dass die Kritiker zumindest ein bisschen leiser werden."