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Europareise des iranischen Präsidenten
Rohani geht auf USA zu

Nach dem Ende des Atomstreits unternimmt der Iran vorsichtige Annäherungsschritte in Richtung USA. Von seinem Präsident Hassan Rohani kommen auf dessen Europa-Reise versöhnliche Töne - aber auch selbstbewusste: Der Staatschef weiß, dass die internationale Gemeinschaft auf die Kooperation seines Landes angewiesen ist.

    Rohani trägt einen weißen Turban und Brille. Hinter ihm sieht man einen teil der iranischen Nationalflagge.
    Rohani bei einer Pressekonferenz im Rom. (DPA / EPA / CLAUDIO PERI)
    Rohani sagte zum Abschluss seiner Italien-Reise in Rom, freundschaftliche Beziehungen zwischen Teheran und Washington seien möglich. Der Iran sehe Chancen für eine wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit mit den USA. Gerne würde er etwa mehr amerikanische Geschäftsleute in seinem Land sehen.
    Zugleich betonte Rohani aber: Der Schlüssel zu einer Verbesserung der bilateralen Beziehungen liege in Washington und nicht in Teheran. Leider sprächen die Amerikaner in dieser Frage nicht mit einer Stimme. Mit Blick auf den von den Republikanern dominierten US-Kongress meinte er, die zionistische Lobby sei in den USA sehr einflussreich. Er kritisierte, dass die USA, "immer wenn etwas Kleines passiert", sofort Sanktionen verhängten. "Sie haben noch nicht verstanden, dass Sanktionen in der Welt von heute nicht funktionieren, diese Zeit ist vorbei."
    Rohani unterstrich die wichtige Rolle seines Landes bei der Lösung der Konflikte in Syrien, dem Irak und anderen Ländern im Nahen Osten. "Ohne die iranische Präsenz werden diese Krisen nicht gelöst werden", betonte er. Auch deshalb sollten die USA aufhören, dem Iran feindlich gegenüberzustehen, und stattdessen in die Zukunft blicken.
    Treffen mit dem Papst
    Der iranische Präsident war in Rom auch mit dem Papst zusammengekommen, und hatte nach eigenen Angaben Einigkeit bei der Ablehnung von Gotteslästerung festgestellt: Freiheit bedeute nicht, das zu verletzen, was für andere heilig und religiös sei, erklärte Rohani. Der Papst habe bei der Audienz ähnliche Gedanken ausgedrückt, wenn auch mit anderen Worten, fügte er hinzu.
    Die beiden stehen in einem Raum und scherzen lachend miteinander. Im Hintergrund sieht man weitere Personen.
    Entspannte Atmosphäre: Rohani und der Papst. (ANDREW MEDICHINI / AFP)
    In Italien hatte Rohanis Delegation laut italienischen Regierungsvertretern Verträge im Wert von 17 Milliarden Euro unterzeichnet. Unter anderem wurde mit dem Konzern Saipem der Bau einer 2.000 Kilometer langen Gaspipeline für 4,5 Milliarden vereinbart.
    Hoffnung auf weitere Wirtschaftsverträge in Frankreich
    Inzwischen ist Rohani nach Frankreich weitergereist. Bei seinem Besuch in Paris sollen Verträge zum Kauf von 14 Airbus-Flugzeugen unterzeichnet werden. Rohani hofft außerdem auf "wichtige Verträge" mit Peugeot und Renault. Das Handelsvolumen zwischen Paris und Teheran war von vier Milliarden Euro im Jahr 2004 auf 500 Millionen im Jahr 2013 geschrumpft. Die iranische Wirtschaft war wegen des seit Jahren andauernden Atomstreits und den damit verbundenen Finanz- und Handelssanktionen in die Krise geraten. Die meisten Sanktionen waren Mitte Januar jedoch mit der Umsetzung des Atomdeals vom Juli aufgehoben worden.
    In Paris wird Rohani heute auch mit dem französischen Präsidenten François Hollande zusammen treffen. In politischer Hinsicht dürfte sich Frankreich Einfluss auf die Konflikte in der Region erhoffen: "Da ich den iranischen Präsidenten empfange, habe ich auch Interesse an besseren Beziehungen zu den Golfstaaten", sagte Hollande im Vorfeld des Treffens.
    Streit um versteckte Nackt-Statuen
    Nach Rohanis Besuch in Rom gab es noch einen eher kuriosen Nachklapp: Nicht nur der italienische Ministerpräsident Metteo Renzi kritisierte, dass bei einer Pressekonferenz Rohanis in den Kapitolinischen Museen antike Statuen nackter Figuren hinter Holzwänden versteckt wurden. Renzi sagte später laut Medienberichten, der Protokollchef habe die Maßnahme in einem "Exzess des Eifers" angeordnet. Er habe die Verdeckung der Skulpturen nicht angeordnet und billige sie nicht.
    Das Bild zeigt einen schwach beleuchteten Museumsflur mit Statuen. Eine davon ist in einem Holzkasten versteckt.
    Eine durch Holzwände versteckte Statue in den Kapitolinischen Museen. (DPA / EPA/ GIUSEPPE LAMI)
    Selbst im politischen Deutschland sorgte der Verhüllungs-Akt für Gesprächsstoff: Baden-Württembergs CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf sagte der "Bild"-Zeitung, Gäste sollten stets die Rechts- und Werteordnung ihrer Gastgeber respektieren. Der CDU-Außenpolitiker Karl-Georg Wellmann meinte: "Zu solch einer kulturellen Unterwürfigkeit fällt mir nichts mehr ein."
    (mg/fwa)