Denis Sidorenko, Botschafter Weißrusslands in Deutschland, sagt ganz klar, worum es seinem Land bei den Spielen geht: Darum, die Europaspiele zu etablieren, und darum, für Weißrussland zu werben. "Die Republik Belarus, und das ist die offizielle Bezeichnung meines Landes, liegt lediglich 800 Kilometer östlich von Berlin. Aber paradoxerweise bleibt Belarus in Deutschland eher ein unbekanntes Land. Und das möchten wir genau ändern", sagt Sidorenko.
Deutsche Wirtschaft freut sich
Für die Europaspiele hat Weißrussland die Visaregelungen vereinfacht. Bis zum 10. Juli dürfen Besucher der Spiele auch auf dem Landweg ohne Visum einreisen, bisher ging das nur am Flughafen Minsk. Unterstützung erhalten die Ausrichter von der deutschen Wirtschaft. "Die Wirtschaft ist außerordentlich froh, dass diese Spiele dieses Jahr in Belarus stattfinden", sagt Ute Kochlowski-Kadjaia vom Ostausschuss - Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft.
"Belarus ist, glaube ich, eines der am meisten wirtschaftlich unterschätzten Länder in Europa, und insofern bieten solche Sportevents eine gute Möglichkeit, dass man auch den Fokus auf diese Länder legt."
In Weißrussland gilt die Todesstrafe
Die Menschenrechtslage in Weißrussland wurde bei der Pressekonferenz nur auf Nachfragen der Journalisten thematisiert. Präsident Lukaschenko lässt die Opposition unterdrücken und hat die Grundfreiheiten eingeschränkt. Das Land hat die Todesstrafe.
Rainer Lindner, Vorsitzender der Deutsch-Belarussischen Gesellschaft und in der Industrie tätig, findet, man müsse die Europaspielen für einen Dialog nutzen. "Es ist eine Zeit der Annäherung mit den Staaten Osteuropas, die eine schwierige Transformation durchlaufen. Gib den Belarussen diese Chance, sie sollen sich zeigen, sie sollen aber auch unsere Werte erneut bei dieser Gelegenheit noch mal mit aufnehmen."
DOSB: Sport steht im Mittelpunkt
Bisher gibt es keine Anzeichen, dass sich Weißrussland mehr als oberflächlich reformiert. Uschi Schmitz, Vizepräsidentin des DOSB, beteuert, die deutschen Athleten würden darauf vorbereitet, in was für ein Land sie führen. Während der Spiele solle dann jeder selbst entscheiden, wie er damit umgehe. Der DOSB habe bisher keine Treffen mit der Opposition in Weißrussland vereinbart. "Wenn dort man auf uns zukommt, werden wir das sicherlich abwägen, mit wem wir uns unterhalten und mit wem wir uns treffen, da sind wir ganz offen für alles."
Sport stehe aber im Mittelpunkt. Der DOSB tritt mit 149 Sportlern an, weniger als in Baku. Schmitz sieht dennoch gute Medaillenchancen. "Wir haben viele herausragende Athleten da: Timo Boll oder Dimitrij Ovtcharov, die beiden Tischtennisspieler, und noch weitere sehr gute Kanuten, auch Karate, Schützen, da sind auch Olympiasieger, Weltmeister dabei."