Beide Gladiatoren standen schon zuvor als Sieger fest: Nick Clegg, Chef der Liberaldemokraten, durfte sich jenen 24 Prozent der Briten, die, komme was wolle, EU-Mitglied bleiben wollen, als die Wahlalternative präsentieren – bei einer Zustimmungsquote von schlappen zehn Prozent ist da noch viel Luft nach oben für die Partei.
"Täuschen Sie sich nicht: Wenn wir uns selbst von Europa abnabeln, von den Ländern, mit denen wir mehr Handel treiben als mit allen anderen, dann wird unsere hart errungene Wirtschaftserholung flöten gehen. Wir sind in Europa besser dran: reicher, stärker, sicherer.
Als Sieger aber durfte sich auch der Chef der Unabhängigkeitspartei, Nigel Farage, fühlen. Doch ist UKIP wegen des Mehrheitswahlrechts nicht im britischen Parlament vertreten, doch mit der Leadership Debate hat Farage seine Partei aufgewertet, auf Augenhöhe geführt und sich als führende Kraft der EU-Skeptiker profiliert. Er lehne es ab.
"Einem Klub anzugehören, der uns 55 Millionen Pfund täglich kostet, uns Tausende neue Gesetze gibt, an denen unser eigenes Parlaments nichts ändern kann, einem Klub, der 485 Millionen Menschen aus ganz Europa und oft aus sehr armen Ländern bedingungslosen Zugang gewährt, sodass sie sich mit ihren Familien hier niederlassen können, wie sie es wollen, und der uns verbietet, unsere eigenen Handelsabkommen mit der Welt zu schließen."
Farage und Clegg durften in der von privaten Radio- und Fernsehsendern übertragenen Debatte jeweils ein einminütiges Eingangs- und Schlussstatement halten und mussten außerdem zuvor ausgewählte Fragen aus dem Studiopublikum beantworten.
Nick Clegg warnte vor allem vor dem wirtschaftlichen Schaden eines EU-Austritts:
"Wie viele Arbeitsplätze wollen sie opfern. Verlässliche Schätzungen sagen, dass mehr als drei Millionen Jobs mit unserer Position innerhalb der EU verknüpft sind. Aber selbst wenn es nur zwei oder eine Million wären, meine Ansicht ist, wir sollten nicht einen einzigen Job opfern, bloß um das dogmatische Ziel zu erreichen, der Welt und Europa unseren Rücken zuzukehren."
Dem hielt Farage entgegen:
"Wir brauchen eine Regierung, die an Großbritannien und sein Volk glaubt und sagt: Wir können in der ganzen Welt unsere eigenen Abkommen schließen, die gut für uns sind. Wir haben eine globale Zukunft, nicht eine enge, gebundene innerhalb der EU, die sich als überholt und in jeder Hinsicht fehlerhaft erweist."
Farage warnte vor allem vor der uneingeschränkten Bewegungsfreiheit in der EU. Das Armutsgefälle führe dazu, dass Osteuropäer massenhaft einwanderten, die Löhne drückten und Sozialleistungen kassierten. Clegg versuchte, den UKIP-Chef mit einem Feuerwerk von Fakten zu widerlegen. Neun von zehn neuen Jobs gingen an Briten, nur zwei Prozent der Sozialleistungen gingen an EU-Einwanderer.
Dabei blieb der Liberaldemokrat ruhig und besonnen. Anders Farage: Er schwitzte, war nervös, wurde ärgerlich. Vielleicht war es gerade das weniger professionelle Auftreten von Farage, das den Zorn des Normalbürgers auf die Politik spiegelte, sowie das hinlänglich bekannte glatte von Clegg, das am Ende zu dem Blitzumfrageergebnis führte, das Meinungsforscher Peter Kellner kurz nach der Debatte bekannt gab:
"Wir haben einen klaren Sieger. 57 Prozent sagen Nigel Farage hat sich besser geschlagen, 36 Prozent Nick Clegg und sieben Prozent meinten keiner. Das war eine repräsentative Auswahl."
In einer Woche gibt es die Revanche – dann treten beide erneut gegeneinander an.