Wie gut ist die Pflege auf der letzten Etappe des Lebens? Diese Frage versucht die Europäische Vereinigung für Palliativpflege EAPC zu beantworten. Sie hat einen Atlas zur Palliativpflege in Europa vorgelegt. Im Europäischen Vergleich belegt Deutschland Rang 15. Pro 100.00 Einwohner gebe es in Deutschland 1,1 Palliative Dienste. Eine gute Bedarfsabdeckung werde bei zwei Diensten pro 100.000 Einwohner erreicht.
"Bericht guter Einstieg in eine Diskussion"
Professor Christian Thielscher, Leiter des Kompetenzzentrums für Management im Gesundheits- und Sozialwesen an der Hochschule FOM, stuft den Atlas als nützlich ein, kritisiert aber, dass er nicht direkt die Qualität der Versorgung, sondern Ersatzgrößen, sogenannte Surrogatparameter misst. "Zum Beispiel gibt es einen Indikator, der misst, wie funktioniert die Gesundheitspolitik in den untersuchten Ländern, gibt es ein Gesetz über Palliativmedizin und das ist eine nützliche Information, aber es sagt natürlich nichts über die tatsächliche Behandlung von einzelnen Patienten aus", sagte Thielscher im Dlf. Insofern sei der Bericht interessant und ein sehr guter Einstieg in eine Diskussion, aber "er misst nicht direkt die Qualität der Versorgung."
Erste Palliativstation wurde 1983 in Köln eröffnet
In Deutschland funktioniere die spezialisierte Palliativmedizin nach Expertenmeinung ganz gut, ergänzte Thielscher. "Da hat sich in den letzten 30 Jahren wirklich sehr viel getan." Das sei ja erst 1983 los mit der ersten Palliativstation in Köln losgegangen. Auch die Deutsche Gsellschaft für Palliativmedizin gebe es erst seit den 90er-Jahren. "Da ist wirklich sehr viel passsiert in der spezialisierten palliativen Versorgung. Wo es Probleme gibt, ist mehr in der allgemeinen Palliativversorgung, in "normalen" Pflegeheimen oder sonstigen Pflegeeinrichtungen, sagte Christian Thielscher. Da schlage das Problem der mangelhaften Pflegeversorgung in Deutschland auch auf die Palliativversorgung durch.
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