Es kommt nicht häufig vor, dass in Großbritannien Tausende von Fans "Europa! Europa!" schreien. Vor vier Jahren war es so: da feierte die Golfgemeinde in Gleneagles, in Schottland, der Wiege des Golfsports, den Sieg Europas über die Vereinigten Staaten im Ryder Cup.
2005 hatten sich in Gleneagles, in Schottland, der Wiege des Golfsports, die Staats- und Regierungschefs der G8 getroffen. Die Sonne schien, aber trotzdem stand dieser Gipfel unter einem schlechten Stern. Fernab in London sprengten sich vier islamistische Selbstmordattentäter in der U-Bahn und in einem Bus in die Luft. 52 unschuldige Opfer starben, siebenhundert wurden verletzt. Gastgeber Tony Blair verließ sofort den Gipfel in Gleneagles und reiste nach London.
1977 hatten die Commonwealth-Staaten hier die Gleneagles-Deklaration gegen Apartheid im Sport verabschiedet.
Neun Bars und Restaurants für die zahlungskräftige Kundschaft
Gleneagles hat eine lange Tradition: Die Caledonian Railway Company, die schottische Eisenbahngesellschaft, baute hier 1924, das mächtige Gleneagles-Hotel. Gleneagles wurde schnell zum Ziel der europäischen High Society. Man kam zum Golfspielen hierher, zum Tennis, zur Gänsejagd und zum Bogenschießen. Neun Bars und Restaurants erwarten heute die zahlungskräftigen Gäste, das Andrew Fairlie bietet Feinschmeckern zwei Michelin-Sterne. Auch heute gibt es Direktzüge von London nach Gleneagles.
"Gleneagles hat eine reiche Geschichte. Die Golfplätze sind sogar älter als das Hotel. King's Course und Queen's Course wurden 1919 eröffnet. Das Hotel war eines der größten Eisenbahn-Hotels. Die Idee war: Man fährt mit der Bahn in das Hotel der Eisenbahngesellschaft, in dieser sehr speziellen Landschaft der schottischen Highlands", sagt der Chef der Golftrainer in Gleneagles, Andrew Jowett.
Drei Golfplätze auf einer riesigen Parklandschaft
Drei Golfplätze liegen in den Hügeln der riesigen, 350 Hektar großen Parklandschaft, direkt vor dem Hotel. Drei Mal 18 Löcher. Neben King‘s Course und Queen‘s Course auch der neuere PGA Centenary Course, auf dem nach dem Ryder Cup jetzt die European Championships ausgespielt werden.
Golf-Legende Jack Nicklaus hat diesen Platz entworfen. Der Centenary Course ist mit 6,7 Kilometern Länge auch der längste der drei Plätze. Trotzdem sei der Centenary Course nicht nur etwas für Profis, beteuert Andrew: "Der Platz ist sehr spielbar, für alle Leistungsklassen, auch wenn jeder denkt, dieser Turnier-Kurs sei der härteste. Das stimmt auch, wenn man die Championship-Tees nimmt. Aber jedes Loch hat mehrere Abschläge, und je nach Können kann man einen passenden Abschlag wählen. Da ist dieser Platz sogar flexibler als die anderen beiden. Der Centenary Course kann eine große Herausforderung sein, ist aber gleichzeitig passend für alle Golfer."
Deutschland schickt zwei Frauen-Teams
Die Europameisterschaft wird hier als Team-Event ausgetragen: jeweils zwei Golfer in den Mannschaften der Männer- und der Frauenkonkurrenz, und vier Spieler in den Teams des Mixed-Wettbewerbs. Die Briten treten mit sechs Teams an, die Schweden mit fünf, Deutschland schickt zwei Frauen-Mannschaften nach Gleneagles.
Vor Beginn hatten die Veranstalter mit einem für das meist regnerische Schottland ungewöhnlichen Wetter-Phänomen zu kämpfen: mit anhaltender Trockenheit. Andrew Jowett sagt: "Glücklicherweise haben wir auf dem Centenary Course ein Bewässerungssystem, das wir jetzt für die Vorbereitung des Platzes einsetzen konnten. Eine andere Herausforderung als üblich. Aber unser Team von 40 Greenkeepern hat das hingekriegt."